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11.03.2009

RZECZPOSPOLITA, DZIENNIK: Bischof Michalik ist enttäuscht

Michalik bleibt an der Spitze der polnischen katholischen Kirche, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita (Michalik wygrał z Dziwiszem). Es sollte ein sehr aufregender Tag im polnischen Episkopat werden. Doch die Wahlen des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz verliefen schnell und ohne Überraschungen. Solche Organe wie der Episkopat mögen keine Veränderungen des Status Quo. Die Bischöfe wüssten, wie Bischof Michalik funktioniere. Die Ernennung eines neuen Vorsitzenden, der vielleicht irgendetwas verändern möchte, sei für sie wahrscheinlich nicht hinreißend gewesen, erklärt das Wahlergebnis Adam Boniecki, Chefredakteur der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny. Noch vor der Wahl sagte der alt-neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, er wolle erneut nicht für den Führungsposten kandidieren, da der Episkopat frisches Blut brauche. Andererseits hat er seine Kandidatur eindeutig nicht ausgeschlossen. Auf die Frage, was er in der Tätigkeit des Vorsitzenden ändern möchte, antwortete Michalik schon nach der Wahl, er habe versucht alles radikal zu ändern, indem er die Wahlen meiden wollte. Es gäbe aber im Leben eines Geistlichen Phasen, wo man etwas gegen seine Willen tun muss, obwohl man wisse, dass ein anderer es besser machen würde. Den Rest überlasse er Gott und den Menschen, hieß es. Er sei genauso enttäuscht wie sie, sagte Michalik den Journalisten.

Der Publizist Jan Rokita schreibt in seinem Kommentar für die Tageszeitung Dziennik, die Bischöfe hätten erneut einen schwachen Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt, weil das für sie eine bequeme Lösung sei. Nun müssen die Bischöfe keine gemeinsame und eindeutige Stellung zu vielen realen Problemen der Gegenwart beziehen. Das gestrige Wahlergebnis bedeute, dass die Bischofskonferenz weiterhin einen sympathischen Chef habe, aber die polnische Kirche bleibe bis 2014 ohne klare Führung. 

 

WPROST: Zwei Gespenster

Zwei gefährliche europäische Gespenster beschreibt der britische Publizist Edward Lucas in einem Artikel für die Wochenzeitschrift Wprost (Dwa mroczne widma). Im Westen ist es die Behauptung, dass die neuen, osteuropäischen EU-Länder wirtschaftlich einem schwarzen Loch gleichen würden. Im Osten dagegen ist es die Überzeugung, dass der reiche Teil des Kontinents die ehemaligen kommunistischen Staaten im Stich gelassen habe. Beides ist falsch, meint Lucas. Die Angst des reichen Westens ist Resultat der Faulheit und der geographischen Dyslexie. Seit Jahrzehnten betrachten die gleichen Menschen die ehemaligen Ostblockstaaten so, als ob sich nichts verändert hätte. Dadurch werden Länder mit einer gesunden Wirtschaft, wie Polen, mit ökonomisch schwachen Staaten, wie zum Beispiel Ungarn, unter einen Hut gebracht. Ebenso toxisch ist aber die Überzeugung der Osteuropäer, sie müssten für die Fehlen der habgierigen Bankiers und egoistischen Politiker anderer Länder zahlen. Somit werden die Bemühungen der letzten 20 Jahre, die wirtschaftlichen Verspätungen nachzuholen, in Verruf gebracht, hört man im Osten des Kontinents. Beide Behauptungen seien sehr gefährlich, lautet das Fazit von Edward Lucas, denn sie seien eine gute Grundlage, um ein Europa der zwei Geschwindigkeiten herzustellen. An der Spitze die alten, satten und zufriedenen EU-Länder, hinter ihnen ein Gefolge der enttäuschten Ostländer.

 

DZIENNIK: Leere Geldbeutel

Der Zlotykurs ist in den letzten Monaten ständig gefallen und mit ihm auch die Kauflust der polnischen Touristen. Die Journalisten der Tageszeitung Dziennik (Polski turysta znowu biedny) schreiben, dass noch vor einem halben Jahr alles ganz anders aussah. Da bekam man noch ganze 3,20 Zloty für einen Euro. Die Polen verbrachten ihren Urlaub im Ausland, dinierten in guten Restaurants und mussten nicht jeden Zloty zweimal umdrehen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Zlotykurs ist in Relation zum Euro um 40 Prozent gefallen, in Relation zum Dollar sogar um 70 Prozent. Was das für die polnische Bevölkerung bedeutet: sie haben weniger Geld in der Tasche. Die Journalisten des Dziennik rechnen vor und zeigen, was sich die Polen heute noch leisten können. Das aktuelle Gehalt reicht nur noch für 615 Brötchen in Frankreich, das sind ein drittel weniger als zuvor. Auch der Besuch im Louvre wird teurer. Ein Pole kann sich mit seinem Monatseinkommen 52 Eintrittskarten leisten, also 30 weniger als während des letzten Parisbesuchs. Werden die Polen also ihren nächsten Urlaub in den heimischen Mazuren anstatt in Ägypten verbringen, fragt die Tageszeitung? Viele Experten halten das für wahrscheinlich. Einen Lösungsvorschlag hat der Ökonom des Instituts für Untersuchungen der Marktwirtschaft Bohdan Wyznikiewicz. Seiner Meinung nach würde mit der Einführung des Euros die Situation der Polen heute viel besser sein, so viel das Blatt Dziennik zu der schlechten Situation der polnischen Währung.

 

kk, mr