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02.06.2009

DZIENNIK: Vielsagende Internetwahl

Polnische Jugendliche haben im Internet eigene Wahlen zum Europaparlament organisiert, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Politycy polegli w wyborach). Zwei Wochen lang haben junge Polen ihre Kandidaten für das Parlament angemeldet. Unter den besten Zehn gab es aber keinen realen Politiker. Die Idee der Internetwahl war edel. Durch die Simulation wollten die Ideengeber die Aufmerksamkeit der Internetnutzer auf die wirklichen Wahlen zum Europaparlament lenken. Im Internet sollten die Jungen Polen die Mechanismen des Wahlvorgangs kennenlernen. Man hat auch die Politiker zu dem Projekt eingeladen. Diese haben jedoch die Idee mit großer Distanz betrachtet. Schade, denn die Jugendlichen warten auf ein klares Signal seitens der Politiker, meint das Blatt. Unter den ersten zehn Personen, die an der virtuellen Wahl teilgenommen haben, kann man einen Schauspieler, einen Komiker, einen Musiker und mehrere fiktive Filmfiguren finden. Der erste Politiker auf der Liste ist Premierminister Donald Tusk – er belegte den 19. Platz.

In einem Kommentar zu den Ergebnissen der eigenartigen Internetwahl sagt der Soziologe, Dominik Antonowicz, für die Jugendlichen sei die Politik eine absurde, verlogenen Welt. Mit ihren Stimmen habe die junge Generation gezeigt, dass sie in dieser Welt nicht funktionieren will. Andererseits haben die Politiker nicht einmal versucht, die jungen Polen anzusprechen. Welchen Nutzen hätten die Politiker von einem Vierzehn-, Fünfzehnjährigen, der erst in wenigen Jahren wird wählen dürfen? Für die Parteien zählen nur diese Bürger, die jetzt, nächste Woche zur Wahl gehen werden. Von diesem Gesichtspunkt aus, lohnt es sich nicht für die jüngeren Bürger zu engagieren. Schade, aber so sehe die Realität aus, sagt der Soziologe Dominik Antonowicz.  

 

RZECZPOSPOLITA: Folgenschwere Visite 

Es war ein Funken, der großes Feuer entfachte. In diesem Feuer ist später der Kommunismus zugrunde gegangen. So beschreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita (Iskara, od której spłonął komunizm) die Visite von Johannes Paul II vor 30 Jahren in Polen. Heute wüssten wir schon, dass ohne diese Worte, die der Papst am 2 Juni 79’ in Warschau ausgesprochen hatte, die Zukunft von Polen und Europa anders aussehen würde. Das kommunistische System, das unbesiegbar zu sein schien, wurde dank dieser Visite geschlagen, meint der Soziologe Jose Casanova von der Goergetown University. Die Gesellschaft habe verstanden, das sie stark genug ist, um die Freiheit zu erkämpfen. Die polnischen Kommunisten haben den päpstlichen Besuch gefürchtet. Die wirtschaftliche Situation in Polen verschlechterte sich schnell. Man rechnete mit Unruhen, sagt der Historiker, Marek Lasota. Die Moskauer Zentrale warnte Warschau davor, diese Visite könnte Probleme sowohl für die polnischen als auch für die russischen Kommunisten bedeuten. Als Johannes Paul II Polen nach acht Tagen verlassen hatte, haben die Machthaber in Warschau aufgeatmet. Doch schon ein Jahr später entstand in Polen die „Solidarność”-Bewegung.

 

ŻYCIE WARSZAWY: Wichtigstes Datum in der Nachkriegsgeschichte Polens

Der Geschichte widmet auch die hauptstädtische Tageszeitung Życie Warszawy (Emocje jak przed dwudziestu laty) viel Platz. Auf dem Konzert, das in Warschau aus Anlass des 20. Jahrestages der ersten freien Wahlen veranstaltet wird, werden Künstler auftreten, die in den 80-er Jahren das System in Frage stellten. Zbyszek Krzywanski von der Kult-Band Republika sagt dem Blatt, er habe daran geglaubt, dass der Kommunismus eines Tages zugrunde gehen müsse. Die Emotionen, die ihn bei den ersten freien Wahlen begleiteten, könne man nur mit jenen vergleichen, die mit der Geburt eines Kindes verbunden seien. Und dann die Freude einige Tage später, als die Wahlergebnisse bekannt gegeben wurden. Seiner Ansicht nach, sei der 4. Juni das wichtigste Datum in der Nachkriegsgeschichte Polens, so Krzywanski für das Blatt Życie Warszawy.    

 

kk