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19.06.2009

Dziennik: Buzek mit größeren Chancen

Nach dem ersten Tag des EU- Gipfels in Brüssel bleibt weiterhin offen, wer nach Hans- Gert Pöttering die Arbeiten des EU- Parlaments leiten wird - der polnische Ex-Premier Jerzy Buzek oder der italienische Abgeordnete Mario Mauro? Obwohl jedoch der italienische Premier Silvio Berlusconi nicht, wie von manchen polnischen Kommentatoren erwartet, das Handtuch wirft und weiterhin an der Kandidatur seines Landsmanns festhält, scheint Buzek dem Sieg nach diesem EU- Gipfel ein Stück nähergerückt zu sein, spekuliert zu dem polnisch-italienischen Wettstreit um den Vorsitz im Europäischen Parlament die Tageszeitung "Dziennik". Der Grund: Wie das Blatt berichtet, sprachen am Donnerstag-Nachmittag zwei wichtige EU- Staaten dem polnischen Kandidaten offiziell ihre Unterstützung zu. Für Buzek ausgesprochen haben sich sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Sarkozy, so Dziennik, sei sogar noch einen Schritt weitergegangen und habe Berlusconi offen dazu aufgerufen, die Kandidatur von Mario Mauro zurückzuziehen.

Und wie stellen sich nun die polnischen Chancen für eventuelle Wahlen am 7. Juli im Detail dar? Eine entsprechende Analyse liefert der Dziennik- Publizist Andrzej Talaga. Polen, so Talaga, hat in der Europäischen Volkspartei 28 Stimmen, mit der Unterstützung der deutschen Christdemokraten, wären schon 70 von 266 Abgeordnete auf der Seite von Buzek. Außerdem könne man auch auf die Rückendeckung von neuen EU- Staaten zählen, wie Tschechien, der Slowakei und der baltischen Staaten, Ungarn, Bulgarien und vielleicht Rumänien. Das wären ein starker osteupäischer Block und ca. 100 Stimmen für den polnischen Ex-Premier.

Die Italiener hingegen, fährt der Dziennik-Publizist fort, haben 35 Stimmen im Parlament. Die Ambitionen von Premier Silvio Berlusconi und Mario Mauro befürworten vor allem die Mittelmeerstaaten Portugalien, Spanien, Griechenland, Zypern und vielleicht Rumänien. Zusammen gäbe das 80 Stimmen für Italien. Damit, so das Fazit der Analyse, liegt nun alles in den Händen von Paris. Und Frankreich, wie die gestrigen Deklarationen von Nicolas Sarkozy zeigen, scheint auch auf Seiten des polnischen Kandidaten zu sein. Vive la France- endet seinen Kommentar der Dziennik- Publizist Andrzej Talaga.

 

Rzeczpospolita: Sommerferien - der Kinder Freud, der Eltern Leid

Für ca. 6 Millionen Schüler beginnen in Polen heute die Sommerferien. Die kommenden 10 Wochen und drei Tage Freizeit bereiten vielen polnischen Eltern Kopfzerbrechen, schreibt in einem Artikel über die Schattenseite der Ferien die Tageszeitung Rzeczpospolita.

Auf organisierte Ferien, lesen wir in dem Blatt, fährt in Polen weniger als die Hälfte der Kinder. Die Mehrzahl der Eltern indes muss sich mit der dramatischen Frage messen, wer sich um ihr Kind kümmern soll, das morgens weder in die Schule, noch in den Kindergarten geht?

"Die Ferien sind eine Krisenzeit für viele Familien" - erklärt Lucyna Kicinska von der Stiftung "Dzieci niczyje"- "Niemandes Kinder" - "Die Sprösslinge haben auf einmal viel mehr Freizeit als ihre Eltern, die nicht so lange auf Urlaub gehen können. Außerdem", so Kicinska weiter, "möchten besonders Jugendliche ihre Ferien selber planen. Wir bekommen viele Anrufe von Teenagern, die sich darüber beschweren, dass ihre Eltern ihnen keine selbstständigen Ausflüge erlauben oder 4 Tausend Zl für ein Sprachcamp in der Türkei verwehren." Laut Kicinska sind Ferien auch eine Zeit anderer ernsthafter Probleme: es wird öfter von zu Hause geflohen, Sekten suchen neue Anhänger. Deswegen müsse man für eine entsprechende Betreuung sorgen, betont die Angestellte der Stiftung.

Einfacher gesagt, als getan, lesen wir weiter in der Rzeczpospolita. Auslandsreisen können sich nicht alle leisten, die meisten so genannten Halbkolonien in polnischen Städten sind seit Wochen ausgebucht. Auch die meisten Kindergärten sind über die Ferienzeit geschlossen. Wer Hilfe bei einer Babysitterin sucht, muss ca. 1000 bis 2000 zl, d.h. bis 500 Euro monatlich aus der Tasche ziehen. Besonders in Zeiten der Krise ist das eine Menge Geld und deswegen geht es vielen polnischen Familien zur Ferienzeit wie Konrad und Natalia aus Lublin. Die beiden haben 5 Kinder. Drei von ihnen sind noch in der Grundschule, der älteste Sohn besucht das Gymnasium. "Für Ausflüge für die älteren Kinder haben wir kein Geld. Wir haben ursprünglich geplant, sie für ein paar Wochen zu den Großeltern zu schicken, doch diese sind schwer erkrankt" - schildert Konrad die Situation seiner Familie. "Es wird wahrscheinlich damit enden, dass der älteste Sohn auf seine Geschwister aufpassen muss und jemand von der Familie von Zeit zu Zeit bei den Kindern vorbeischaut, wenn wir in der Arbeit sind. Aber was sind das für Ferien." - so Konrads Frau Natalia.

adn