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25.06.2009

DZIENNIK:  Öffentliche Medien ohne Finanzierungsgarantie

Trotz Sommerferien war die Atmosphäre im polnischen Parlament gestern sehr angespannt. Die Abgeordneten haben über die Medienreform abgestimmt. Der Premierminister hat seinen Willen durchgesetzt und die Passage, die den Medien eine minimale Quote garantiert, aus dem Gesetzesentwurf gestrichen. Das bedeutet, dass die öffentlichen Medien in Polen keine Finanzierungsgarantie besitzen würden, sollte das neue Gesetz in Kraft treten. Nun schauen alle auf den Präsidenten. Es ist wahrscheinlich, dass der Präsident Lech Kaczynski ein Veto gegen das neue Gesetz einlegen wird. Sollte es geschehen, ist die Zukunft der Medienreform ungewiss. Nach der gestrigen Abstimmung fühlen sich sowohl die oppositionellen Linken als auch die Koalitionspartei PSL von der Bürgerplattform betrogen. Beide Parteien haben sich für die Finanzierungsgarantie ausgesprochen. Der Premierminister und die Bürgerplattform hätten ihre Glaubwürdigkeit verloren, an Versprechen müsse man sich halten, sagte gestern Grzegorz Napieralski, Chef der Linken. Die Zukunft des Mediengesetzes ist ungewiss. Eines ist sicher: Premierminister Tusk zerstörte gestern das wackelige Bündnis zwischen der Regierungskoalition und den Linken. Und die Stimmen der Linken bräuchte die Regierung um gegen das mögliche Veto des Präsidenten zu kämpfen.   

 

POLITYKA: Viel Gemeinsames

Die Wochenzeitschrift Polityka (Niemcy, Polacy i media) fast in der neusten Ausgabe die II. Deutsch-Polnischen Medientage zusammen, die letzte Woche im nordpolnischen Szczecin stattgfunden haben. Die medialen Kontakte mit Deutschland sind sehr intensiv, schreibt das Magazin. Mit niemand anderem streiten polnische Journalisten so heftig um Politik und Geschichte, wie mit ihren deutschen Kollegen. In den 60-er Jahren waren Publizisten und Berichterstatter beider Länder, wie Ludwig Zimmerer, Graf Döhnhoff, Hansjakob Stehle, Mieczyslaw Rakowski, Stanislaw Stomma oder Artur Hajnicz die ersten, die den Grund für den späteren Dialog vorbereiteten. Unter den ersten Journalisten, die den Dialog suchten, war nicht nur der spätere Premierminister Tadeusz Mazowiecki, in den Nachkriegsjahren Chefredakteur der Zeitschrift 'Więzi”, sondern auch der spätere polnische Botschafter in Bonn, Janusz Reiter, der nach seinen Anfängen in der hauptstädtischen Tageszeitung „Życie Warszawy” ein Stipendium bei „Der Welt” absolvierte.

Neben vielen Journalisten sind auch bekannte Politiker wie Lech Walesa und Hans- Dietrich Genscher in Stettin erschienen. Auf die Frage, warum es in Deutschland ein so geringes Interesse für Polen gäbe, antwortete Genscher leicht irritiert, Polen und Deutschland wären Partner in den NATO-Strukturen und in der EU. Sei es wenig? Lech Walesa dagegen, gefragt, wieso es in der polnischen Politik so viele antideutsche Parolen gäbe, sagte verärgert, man würde ständig nur über die Vergangenheit reden. Man müsse aber nach vorne schauen. Mit der Geschichte sollten sich Historiker beschäftigen. Doch alle Teilnehmer der Diskussion waren sich einig, dass die Medien in beiden Ländern die historische Versöhnung animieren sollten.  

 

DZIENNIK: Come-Back der Aufnahmeprüfungen?

Es könnte sein, dass das bestandene Abitur bald nicht ausreichen wird, um automatisch das Studium an einer Hochschule zu beginnen, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Za rok wrócą egzaminy na studia?). Das Bildungsministerium will den Hochschulen ermöglichen, die Kandidaten nach Wunsch zusätzlich zu testen. In der Praxis könnte das die Wiedereinführung der Aufnahmeprüfungen bedeuten. Damit werde der Sinn der großangelegten und 2005 eingeführten Schulreform in Frage gestellt, kommentiert das Blatt. Es ging doch darum die Aufnahmeprüfungen abzuschaffen. Das bestandene Abitur sollte das einzige Kriterium bei Studienbeginn sein. Es hat sich aber herausgestellt, dass das neue System lückenhaft ist und die Hochschulen ihre künftigen Studenten selbst überprüfen wollen. Das Ministerium scheint das Bedürfnis der Hochschulen zu verstehen. Die Hochschullehrer beklagen sich, sie hätten keine Möglichkeit, sich von den Talenten der Kandidaten selbst zu überzeugen. Dabei bewerben sich einige gleichzeitig für mehrere, oft sehr unterschiedliche Studiengänge, wie Straßenbau an einer TU und klassische Philologie an der Universität. Sie wüssten also nicht ob jemand ein Fach studiert, weil es ihn wirklich interessiert, oder ob er dazu durch Zufall gekommen ist, beschwert sich Professor Marcin Krol von der Warschauer Universität.

Ähnlich sehen das Problem andere Dozenten. Das Abiturergebnis sagt nichts darüber aus, ob ein Kandidat für den Job eines Rechtsanwalt vorbereitet ist. Ein zusätzlicher Test würde zeigen, ob er in der Zukunft mit juristischen Texten zu Recht kommen wird, sagt Krzysztof Raczka, Dekan der Jurafakultät an der Warschauer Universität. Beunruhigt über die Diskussion sind nur junge Menschen vom Parlament der Studenten. Es wäre schlimm, wenn man künftig, so wie einst, zwei Mal verschieden Examen ablegen müsste: zuerst das Abitur und gleich danach die Aufnahmeprüfungen.

 

kk