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15.07.2009

POLSKA: Der wichtigste Pole in der EU

Auf den ersten Seiten der wichtigsten polnischen Tageszeitungen taucht heute das strahlende Gesicht von Jerzy Buzek auf. Der ehemalige polnische Premierminister wurde gestern zum 13. Chef des Europäischen Parlaments gewählt. Dabei erreichte der Politiker auch das beste Ergebnis in der Geschichte des Hauses. 555 Abgeordnete haben die Kandidatur von Jerzy Buzek unterstützt. Das bedeutet, dass die gestrige Wahl auch ein gutes Zeichen für die Zukunft ist, schreibt die Tageszeitung Polska (Europa dla Buzka). In der Zukunft könnte Buzek um den Posten des Chefs der Europäischen Kommission kämpfen, meint der Brüsseler Analytiker Michael Emerson. Alles hänge jetzt aber davon ab, wie der polnische Politiker sein neues Amt in den nächsten 2,5 Jahren ausüben werde. Die Aufgabe ist nicht leicht, stellt das Blatt fest. Dem Parlament fehlt es immer noch an wirklicher Macht. Seine Position werde sich verstärken, sollte im nächsten Jahr der Vertrag von Lissabon in Kraft treten. Jerzy Buzek wird die Chance haben, die neue Kraft des Parlaments zu zeigen. Während der nächsten 30 Monate wird der ehemalige polnische Premierminister die Sitzungen des Parlaments eröffnen. In einer 30 Minuten langen Ansprache wird er auch auf die wichtigsten Themen Einfluss nehmen, die besprochen werden müssen. Dem polnischen Politiker wird ein Team von 15 Personen zur Seite stehen. Darunter werden 6 Polen sein. Das Ergebnis der gestrigen Wahl war so gut wie sicher, dennoch war Buzek nach der Abstimmung sehr gerührt. Er fühle aber auch die große Verantwortung, sagte Buzek, nachdem er Präsident des Europaparlaments wurde. Die spanische Journalistin Griselda Pastor, die sich in europäischen Angelegenheiten spezialisiert, sagte, die Kandidatur von Buzek sei für sie keine Überraschung gewesen. Doch das Ergebnis der Wahl habe sie verblüfft. Diese große Unterstützung sei eine reale, spürbare Kraft. Somit wird Jerzy Buzek zu einer sehr wichtigen Person in der europäischen Politik, so das Blatt Polska.

 

RZECZPOSPOLITA: Buzeks Geheimnis 

Die Tageszeitung Rzeczpospolita vergleicht heute zwei Lebensläufe polnischer Politiker: den von Jerzy Buzek und den von Marian Krzaklewski. Wie ist es möglich, dass der ehemalige polnische Premierminister zum Chef des Europaparlaments gewählt geworden, und der Mann, der im den Zugang zu der großen, landesweiten Politik ermöglichte, nicht einmal ein Abgeordneter ist, fragt das Blatt. Die Biographien von Buzek und Krzaklewski sind sehr ähnlich. Beide waren in der antikommunistischen Opposition sehr aktiv, beide haben sich Universitätstitel erarbeitet, sie arbeiteten an der gleichen Lehranstalt, an der Schlesischen Technischen Hochschule in Gleiwitz/Gliwice. In der Politik kamen sie Anfang der 90-er Jahre zum Vorschein. Marian Krzaklewski leitete die Partei Akcja Wyborcza Solidarnosc AWS und machte nach der gewonnen Wahl Jerzy Buzek zum Premierminister. 2001 schafften beide die nächste Kadenz nicht. Die politische Niederlage der Partei AWS könne man mit einem Autounfall vergleichen. Der Fahrer, Jerzy Buzek, habe den Schock nach dem Unfall verarbeitet, Schlüsse aus dem Unfall gezogen und fährt heute in der Formel 1. Der Beifahrer dagegen beschäftigt sich ständig mit der Vergangenheit, mit dem Unfall, hat ihn mental nicht verarbeitet, und versteht immer noch nicht ganz, was damals eigentlich geschehen war, sagt Eryk Mistewicz, Spezialist für politisches Marketing.  

 

DZIENNIK: Großer Tag für Polen

In einem Kommentar für die Tageszeitung Dziennik schreibt der Chefredakteur Michal Kobosko, der gestrige Tag sei ein großer Tag für Jerzy Buzek gewesen, das ist klar, aber auch ein großer Tag für ganz Polen. Die Tatsache dass der polnische Politiker von einer sehr großen Mehrheit der Abgeordneten gewählt worden war, ist ein Grund zur Freude und zum Stolz. Endlich gibt es einen Politiker, für den sich das Land wird nicht schämen müssen. Man muss jetzt nur noch hoffen, dass es ein wirksamer Politiker und ein wirksamer Reformator sein wird.

 

kk