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22.07.2009

DZIENNIK: Schlacht im Stadtzentrum

Die gestrigen Randalen im Stadtzentrum von Warszawa/Warschau sind das wichtigste Thema in den heutigen Tageszeitungen. Es waren Szenen, die an die 80-er Jahre erinnert haben. Erst nach fünf Stunden war die Situation unter Kontrolle. Die Kaufhalle „Hala kupiecka“ im Warschauer Stadtzentrum sollte gestern ein Gerichtsvollzieher besetzen. Die protestierenden Händler, die die Halle nicht verlassen wollten, lieferten sich eine Rangelei mit Schutzbeamten und der Polizei. Schämt euch, dass ihr Polen sei, wurden die Polizisten angeschrien. Laut Augenzeugen wurde bei der Aktion im Gebäude Tränengas eingesetzt. Die Polizei versichert, sie habe damit nichts zu tun. Die Unruhen im Stadtzentrum haben auch einen politischen Sturm hervorgerufen. Gegen die polizeiliche Aktion haben sich der ehemalige Justizminister Zbigniew Cwiakalski, die Opposition, sowie Präsident Lech Kaczynski ausgesprochen. Die warschauer Stadtpräsidentin, Hanna Gronkiewicz-Waltz, meldete sich erst am späten Nachmittag zu Wort. Die Händler dürfen nicht über dem Gesetz stehen, sagt Gronkiewicz-Waltz. Für den heutigen Tag haben die Händler weitere Proteste angekündigt. Am 1. Januar 2008 war der Pacht - Vertrag ausgelaufen, doch die Händler wollten die Halle nicht verlassen. Sie fühlen sich, laut eigenen Aussagen, betrogen, da vor 10 Jahren die damalige Stadtverwaltung  ihnen eine neue Kaufhalle vor dem Kulturpalast versprochen hatte.

 

NEWSWEEK: Das letzte Dorfkino

Es ist das letzte solche Kino in Polen. Die Wochenzeitschrift Newsweek beschreibt die Geschichte des Dorfkinos im südwestpolnischen Raciborowice. Zum ersten Mal in einem Kino war der Eigentümer Slawomir Piechocki noch vor dem Krieg. Eigentlich stand er im Vorraum, da er kein Geld für die Eintrittskarte hatte. Damals habe er sich versprochen, als Erwachsener des Öfteren das Kino zu besuchen. Als Jugendlicher ist er nach dem Krieg nach Westpolen umgesiedelt. Slawomir arbeitete als ein Schlosser, nachmittags arrangierte er das Kulturleben in Raciborowice, da neben Wodkatrinken in der Gegend nicht viel los war. Da schlug jemand vor: wie wär’s mit einem Kino. Der erste Film wurde in Raciborowice 1949 ausgestrahlt. Die Leinwand wurde aus alten Bettlaken zusammengebastelt, einen alten deutschen Projektor hat das Kino im nahegelegenen Boleslawiec ausgeliehen. Somit ging der Traum von Piechocki in Erfüllung – er wurde Kinobetreiber. 1950 funktionierte das Kino schon hochprofessionell. Der Saal war immer prallvoll. Filme wurden manchmal sieben Tage in der Woche ausgestrahlt. Manchmal besuchte Slawomir Piechocki auch die benachbarten Ortschaften. Zunächst transportierte er seine Geräte mit einem Fuhrwerk, später kaufte er sich ein Motorrad.

Piechocki wurde populär, er wurde auch zum Mädchenschwarm. Schnell und problemlos habe er sich eine Ehefrau gefunden, erinnert sich der Kinoliebhaber heute. Später fand das Kino seinen nächsten Sitz in einem nagelneuen Gebäude. Das Geschäft boomte. Die 149 Sitze waren immer besetzt. Am meisten mochte Piechocki den sowjetischen Film „Zirkus“ aus dem Jahre 1936. Den Streifen hat er sehr oft ausgestrahlt. Manchmal sogar für sich selber. Er saß im leeren Saal und schaute sich den Film an. Heute öffnet er sein Kino zwei Mal in der Woche. Die Popularität von einst gibt es nicht mehr. Jeder hat ein Videogerät oder Kabelfernsehen zu Hause. Das Kino ist aufgelebt, als der letzte Film über Johannes Paul den II. gespielt wurde. Es sind um die 40 Personen gekommen.

 

WPROST: Die „17” bringt Unglück

Von Glück können Vertreter der öffentlichen Medien in Polen sprechen. Präsident Lech Kaczynski hatte bis zum letzten Moment gewartet und erst am vergangenen Freitag, am 17. Juli also, sein Veto gegen das neue Mediengesetz eingelegt. Das Staatsoberhaupt sprach sich zwar von Anfang an gegen den angeblichen Reformversuch der Medien aus, die Entscheidung aber gerade am 17. Tag des Monats zu treffen, muss für ihn kein Kinderspiel gewesen sein, meint die Wochenzeitschrift Wprost (17 to pech). Lech Kaczynski ist abergläubisch und meint, die Ziffer 17 bringe im Pech. Letztens stattete der polnische Präsident Serbien einen Besuch ab. Seine Mitarbeiter haben aus Versehen das Zimmer 317 für ihn reserviert. Als Kaczynski davon erfahren hat, ließ er seine Mitarbeiter nach einem anderen Zimmer suchen. Leider trugen alle Präsidentensuiten die unglückliche 17 am Ende. Schließlich tauschte Lech Kaczynski sein Zimmer mit einer Ministerin. Sie landete im Appartement des Präsidenten und Lech Kaczynski übernachtete in einem Standardzimmer. Womit die Angst vor der 17 verbunden ist, konnten die Journalisten nicht feststellen. Es handle sich aber um eine persönliche Erfahrung, sagt ein langjähriger Freund des Präsidenten. Was genau es ist, möchte er jedoch nicht verraten.

 

kk