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Europäische Presseschau

24.07.2009

WPROST: Der Euro in Polen – eine komplizierte Geschichte

Je öfter man in Polen über die Finanzkrise, Defizit und Löcher im Staatshaushalt spricht, desto seltener wird die Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung an der Weichsel thematisiert. Die gleiche Regierung, die noch vor wenigen Monaten einen genauen Plan der Euroeinführung in Polen präsentierte, schweigt heute. Auch die EU äußert sich vorsichtiger über Polen als ein Mitglied der Währungsunion. Mit dem Euro könnte es ähnlich sein, wie mit dem Wohlstand im Kommunismus – immer war er am Horizont. Doch der Horizont ist bekanntlich eine Linie, die sich ständig entfernt, wolle man sich ihr nähern. Mit dieser ziemlich gelungenen Metapher leitet die Wochenzeitschrift Wprost (Ciszej nad tym Euro) in der neuesten Ausgabe einen Artikel über die Geschichte des Euro in Polen ein.

Schon 2009 hätten die Polen in der Gemeinschaftswährung verdienen und zahlen können. Wäre man den Vorschlägen zweier wichtiger Politiker gefolgt. 2004 schlug Leszek Balcerowicz, der damalige Chef der polnischen Nationalbank vor, sich so schnell wie möglich dem Wechselkursabkommen unterzuordnen, um 2007 den Euro in Polen einführen zu können. Der damalige polnische Premierminister Marek Belka war vorsichtiger. Er wollte die Gemeinschaftswährung zwei Jahre später einführen. Diese Pläne sind zugrunde gegangen, als die Macht in Polen die konservative Partei der Zwillingsbrüder Kaczynski übernommen hatte. Der Euro verschwand von der politischen Debatte. Die Regierungspartei widmete sich dagegen mit vollem Einsatz der Geschichtspolitik und der moralischen Erneuerung des öffentlichen Lebens.

Als die liberale Bürgerplattform 2007 die Macht ergriff, haben die Politiker der Partei von ihren Versprechen, den Euro so schnell wie möglich einzuführen, vergessen. Plötzlich erinnerte sich Premierminister Donald Tusk an die Wahlankündigung. Ohne seine Aussage, mit irgendjemand zu besprechen, verkündete er, Polen würde 2012 der Währungsunion beitreten. Tusk locuta, causa finita. Tusk hat gesprochen, der Fall ist beendet, kommentiert das Magazin, die kontroverse Aussage des Regierungschefs. Tusks Ankündigung schien fast unrealisierbar, doch die Minister hatten keine Wahl. Des Premierministers Wort ist für die Abgeordneten der Bürgerplattform heilig. Heute wissen es alle: Polen werde den Euro im Jahre 2012 nicht einführen. Die Regierung weiß es auch. Der offizielle Termin der Euro-Einführung wurde verschoben. Doch diesmal ohne großen medialen Wirbel.

 

NEWSWEEK: Europa – die neue Stätte des Islam?

Pessimisten meinen, dass Einwanderer aus den islamischen Staaten den europäischen Kontinent künftig dominieren werden. Doch die Wochenzeitschrift Newsweek stellt ein entgegen gesetztes Zukunftsszenario vor. Darin sind die Einwanderer diejenigen, die sich dem Diktat der europäischen Kultur unterordnen werden. Immer wieder erheben sich auf dem Alten Kontinent Stimmen, das säkularisierte Europa sei auf dem Weg zur Selbstzerstörung, da sich hier ständig Massen von Menschen niederlassen, die die europäischen Werte nicht akzeptieren. Der Kanadier Mark Steyn meint, dass die Muslime schon in wenigen Jahren 40% der Population der EU darstellen könnten. Der Brite Niall Fergusson unterstreicht, die junge moslemische Gesellschaft sei bereit, das alternde Europa zu kolonisieren. Diese Äußerungen stehen im Einklang mit den sich regulär wiederholenden Befürchtungen, Europa sei ein Inkubator des Weltterrorismus geworden. Immer mehr Europäer betrachten muslimische Neuankömmlinge mit wachsender Distanz.

Die öffentliche Meinung darf man selbstverständlich nicht ignorieren, doch die Vision eines von Muslimen dominierten Europas sei fraglich, schreibt das Magazin. Die Theorien basieren auf der Annahme, die jetzigen demographischen Tendenzen würden sich in der Zukunft nicht ändern, meint die Islam-Expertin Jytte Klausen von der Boston University. Schon jetzt sehe man aber, dass die Kinderzahl bei muslimischen Einwanderinnen sinkt und nicht viel höher ist, als die gebürtiger Europäerinnen. Außerdem seien die meisten Muslime in Frankreich von ihrem Glauben separiert, fügt Ali Allavi, ehemaliger irakischer Verteidigungsminister hinzu. Auch in Deutschland erkenne man ähnliche Tendenzen. Die jungen Türken in der Bundesrepublik haben der Kontakt mit dem Glauben ihrer Großväter und Väter verloren, sagt Jochen Hippler von der Universität Duisburg-Essen. Aus einer neuen Studie geht auch hervor, dass Muslime sehr loyal gegenüber ihrer neuer Heimat seien. Europa als neue Stätte des Islam? Laut der Wochenzeitschrift Newsweek nicht unbedingt.     

 

kk