Newsweek: Die mutigen, frechen Polen
„Alles begann in Danzig. Die Polen waren mutiger als die anderen.“ Mit diesen Worten beginnt das Interview, das die Wochenzeitschrift „Newsweek“ mit dem ehemaligen DDR – Oppositionellen Wolfgang Templin führte. Das Magazin stellte dem Deutschen eine klare Frage – wem ist der Fall des Kommunismus in Europa zu verdanken. Den Deutschen? Den Polen? Oder etwa den beiden Spitzenpolitikern der 80-er Jahre: Gorbatschow und Reagan?
Den Auftakt zu der Wende habe der berühmte polnische August 1980 gegeben. Alles was dann gefolgt sei, sei eine Kettenreaktion auf die Ereignisse in Polen gewesen, antwortet Wolfgang Templin. Und drückt gleichzeitig sein Bedauern aus, dass westlich der Oder das Thema der Wende meistens nur auf den Mauerfall beschränkt werde. Dabei sei die antikommunistische Bewegung der 80 –er Jahre in Polen ein Vorbild für die ostdeutsche Opposition gewesen. Die Aktivisten in der ehemaligen DDR hätten sich nicht selten von polnischen Ideologen und Philosophen, die den Sinn der sozialistischen Idee in Frage stellten, inspirieren lassen. Neben den hochgeschätzten Werken des späteren Oxford- Professors Leszek Kolakowski seien dort auch Briefe und Aufrufe der kämpfenden polnischen Oppositionellen gut bekannt gewesen – die von Jacek Kuron oder Adam Michnik. Was schätzen die Deutschen, die den Totalitarismus bekämpften, besonders an ihren polnischen Gleichgesinnten? Den Mut, die Bereitschaft zum Widerstand und eine gewisse Frechheit, ohne die manch ein Lebenswerk nicht möglich gewesen wäre, gibt der Ex- Oppositionelle zu. Dazu käme noch die polnische Tradition der Kämpfe um Souveränität und die moralische Unterstützung der Opposition durch die starke katholische Kirche. Dieses Bild des das kommunistische Regime bekämpfenden Landes prägte auch den Lebenslauf von Wolfgang Templin. „Ich habe beobachtet, wie es die polnischen Oppositionellen geschafft haben und habe mich für den gleichen Weg wie sie entschieden“, schließt das Gespräch mit der Zeitschrift Newsweek der ehemalige ostdeutsche Widerstandskämpfer.
Newsweek: Was wird wohl Putin sagen?
Am kommenden Dienstag treffen sich Angela Merkel, Wladimir Putin und Donald Tusk an der Westerplatte. Auf der an der Ostsee gelegenen Westerplatte griff Deutschland vor 70 Jahren Polen an und begann so den zweiten Weltkrieg. Möglich gemacht hatte den Angriff der zuvor geschlossene Hitler- Stalin Pakt, ein inoffizielles Abkommen, in dem die Achsenmächte sich darauf einigten, Polen untereinander aufzuteilen. Eine Entschuldigung Russlands für die Mitschuld am Überfall auf Polen steht bis heute aus und man wird wohl auch auf der Westerplatte mit keiner Entschuldigung Wladimir Putins rechnen können, prognostiziert das Magazin Newsweek.
Wie sehen die Beziehungen der drei Nachbarländer heute aus?
Durch den zweiten Weltkrieg, so Newsweek, trage Deutschland eine besondere Verantwortung für seine Mittel- und Osteuropäischen Nachbarn. Doch anstatt dieser gerecht zu werden, opfere der westliche Nachbar die Solidarität mit Polen immer öfter wirtschaftlichen Interessen.
In den letzten 10 Jahren, erfahren wir aus dem Blatt, hat sich das deutsch- russische Handelsvolumen mehr als vervierfacht. Vor allem die erstarkenden wirtschaftlichen Beziehungen etwa im Gas-Sektor seien Anlass zur Sorge. Seitdem russische Bohrtürme, außer für Gazprom, auch für die deutsche Firma E-on förderten, vertrete Deutschland immer öfter russische Interessen in Europa. Die Lösung wäre ein einheitlicher Gas-Binnenmarkt, der Europa, weniger abhängig von russischen Rohstoffen machen würde. Die Versuche diesen einzuführen, scheiterten jedoch am deutschen Veto. Auch außerhalb der Gasbranche, wie z.B. bei der gescheiterten Osterweiterung der NATO, berichtet Newsweek, vertrete Deuschland russische Interessen.
Fazit des Magazins: Das Problem ist, dass die deutsche Öffentlichkeit Polens Ängste vor einer starken Deutschland - Russland Achse nicht versteht. Der Jahrestag des Ausbruchs des zweiten Weltkriegs sei eine weitere Chance, das Thema westlich der Oder, publik zu machen.
Przekroj: Ingenieurinnen in Polen sehr begehrt
Ähnlich wie andere EU- Länder, hat auch Polen mit einem Rückgang von Absolventen technischer Studienrichtungen zu kämpfen. Und in letzter Zeit hat der Mangel an Ingenieuren in Polen das Studieren an technischen Hochschulen hierzulande richtig attraktiv gemacht, verkündet die Zeitschrift Przekroj. Das Bildungsministerium gab sich mit den letzten statistischen Daten zu der Anzahl der Absolventen technischer Studienrichtungen nicht zufrieden. Nur 7 Prozent der Hochschulabgänger sind Ingenieure. In den anderen EU – Ländern sind es, laut dem Magazin, immerhin doppelt so viele – 14 Prozent.
Die besorgte Ressortleitung erarbeitete schnell ein Programm, das nun die technischen Fakultäten beliebt machen sollte. Und so bekommen die Studenten der technischen Hochschulen einen hervorragenden Zusatzanreiz zu ihrer mathematisch – naturwissenschaftlichen Ausbildung – das Geld. Außer der finanziellen Unterstützung des Staates gibt es noch andere „Attraktionen“ für Studierende. Sie brauchen sich nicht mehr alleine um ihre Praktika zu kümmern. Oft wird sogar eine Zusammenarbeit mit potentiellen Arbeitgebern von der Uni arrangiert.
Und besonders begehrt sind für die technischen Universitäten die Frauen, schreibt Przekroj. Die technische Hochschule in Gdansk/Danzig investierte Millionenbeträge in eine Werbeaktion, die eben an Mädchen gerichtet wurde. „Her mit den Frauen an die Technische Uni“, lautete der Aufruf der erfolgreichen Plakat - Serie. In nur zwei Jahren erhöhte sich die Anzahl der Studentinnen um ein Drittel. Und somit wurde den männlichen Ingenieurwissenschaftsstudenten ein großer Gefallen getan. Die ewige Sorge um die Geschlechterproportionen auf den wilden Partys ist erst mal weg.
md