GW: Putins Brief an die Polen
Was wird wohl Putin sagen – diese Frage stellten sich seit mehreren Tagen Publizisten, Politiker und Historiker, die mit großer Unsicherheit und Spannung den Auftritt des russischen Präsidenten am 1. September, dem 70 – sten Jahrestag des Kriegsbeginns auf der Westerplatte erwarten. Der zu den Feierlichkeiten morgen ankommende Wladimir Putin hat nun allen Spekulationen ein Ende gesetzt.
In der Tageszeitung Gazeta Wyborcza veröffentlichte er seinen Text, der inzwischen, hierzulande, „ein Brief an die Polen“ genannt wird. „Die russische Nation, deren Schicksal von dem totalitären Regime verzerrt wurde, versteht gut, wie sensibel die Polen sind, was die Ereignisse in Katyn anbelangt, wo mehrere polnische Offiziere von den Russen ermordet wurden.“ So eine der wichtigsten Aussagen des ehemaligen russischen Präsidenten. Weiterhin verurteilt Putin in seinem Schreiben den Ribbentrop – Molotow – Pakt. Er betont jedoch weiter, dass in den 30 – er Jahren mehrere Regierungen der westeuropäischen Staaten eine Verständigung mit Nazi – Deutschland suchten. Durch das in München unterschriebene Abkommen im Jahre 1938 machten Frankreich und England die Hoffnung, eine gemeinsame Front gegen die Faschisten aufzubauen, zunichte. Es seien die Polen, die als erste den Nazis den Weg abgeschnitten haben.
„Die russische Nation hofft, dass die Polen sich mit den Russen versöhnen werden, so wie es die Franzosen und die Deutschen gemacht haben“, schreibt Wladimir Putin. Und setzt zukunftsorientiert fort: „Ein effektives gemeinsames Sicherheitssystem wird nicht entstehen, solange nicht alle Länder des Kontinents inklusive Russland an einem Solchen beteiligt sind”. So weit der Brief des russischen Präsidenten an die polnische Nation.
Dziennik: Polen - das Wirtschaftstigerchen Europas
Gute Meldungen brachten auch die Tagesblätter am Wochenende. „Polen sind die Besten in Europa“, lauteten die Schlagzeilen aller am Samstag erschienenen Zeitungen. Polen hat nämlich als einziges Land in Europa einen Zuwachs des Bruttoinlandprodukts verzeichnet. Um 1,1 Prozent wuchs die polnische Wirtschaft im zweiten Jahresquartal, meldet Dziennik. Laut dem Finanzminister Jacek Rostkowski zeigen die relativ guten Ergebnisse vor allem Eines – Polen hat den richtigen Weg, die Wirtschaftskrise zu bekämpfen, gefunden. Die zufriedenstellenden Daten seien aber auch dem Optimismus der europäischen Institutionen zu verdanken, ohne deren Unterstützung der polnische Erfolg nicht möglich gewesen wäre, kommentierte die guten Nachrichten aus der Wirtschaft Ministerpräsident Tusk.
Was konkret hat das Wirtschaftsressort gemacht, um die Folgen der globalen Krise möglichst klein zu halten? Es wurde gespart, das Haushaltsdefizit ist unter genauer Kontrolle. Die Regierung hat es auch geschafft, viele Hindernisse und Barrieren, die das Gewinnen und Verwenden der europäischen Finanzmittel unmöglich machten, aufzuheben. Doch zum Teil sei der Erfolg auch der vorherigen PiS - Regierung zu verdanken. Die vom Expremier Jaroslaw Kaczynski durchgeführte Reform der Einkommenssteuer bringt jetzt ihre Effekte in Form der Konjunkturbelebung, betonen Marktanalytiker. Doch zum großen Teil sei das wachsende Bruttoinlandprodukt den tüchtigen Unternehmern zu verdanken, schreibt in seinem Kommentar Marcin Piasecki. Trotz der Krise im Banksektor, trotz der immer noch großen Bürokratie, hätten sie ihre Firmen vorm Konkurs geschützt und somit Tausende Arbeitsplätze erhalten. Letztendlich hätten sie um ihr Lebenswerk gekämpft und nicht wie die Politiker – höchstens um die nächsten Wahlen, schließt Piasecki.
md