Rzeczpospolita: Polen gewann den Prozess gegen die Europäische Kommission
Die polnischen Firmen haben Chancen auf höhere Limits für CO2- Emissionen. Die dem Land auferlegten Beschränkungen zu der Abgasproduktion seien ein Missbrauch der Kompetenzen der Europäischen Kommission gewesen, schreibt über das Urteil des Gerichts in Luxemburg die Tageszeitung Rzeczpospolita. Nach der Gerichtsentscheidung hätte die Europäische Kommission die aus Polen erhaltenen Informationen über die industrielle Produktion beachten sollen. Keineswegs hätten die EU– Beamten die CO2– Emissionen für Polen um ein Viertel reduzieren dürfen.
Das Luxemburger Urteil sei eine ernsthafte Niederlage der Europäischen Kommission und ein Triumph Polens, schreibt in einem gehobenen Ton das konservative Blatt. Nun könne das Land aufatmen, freut sich Professor Jan Szyszko, der vor 2 Jahren als damaliger Umweltminister die Entscheidung der EU verklagte. Die auferlegten Einschränkungen haben die polnischen Unternehmen Millionen gekostet. In den vergangenen Jahren waren hunderte von Firmen dazu gezwungen, zusätzliche Rechte auf CO2– Emissionen zu kaufen. Der polnische Energiesektor verwendet überwiegend den Rohstoff Kohle als Energiequelle. Und was bedeutet die Gerichtsentscheidung für die polnischen Verbraucher? Dass ihre Energierechnungen nun kleiner werden. Neulich wurden die Erwerbskosten der Emissionsrechte in den Energie-Preisen berücksichtigt. Es habe sich also um eine wichtige Angelegenheit gehandelt. Umso mehr sollte es erfreuen, dass Polen den Prozess gewonnen habe, schreibt der Rzeczpospolita- Publizist Jakub Kurasz. Wenn alles gut gehe, könne Polen Millionen von Euro gewinnen.
Sollte man aber künftig immer den gerichtlichen Weg beschreiten, wenn man einer EU– Entscheidung nicht zustimme, fragt der Journalist. Man sollte immer zuerst möglichst lange mit den EU– Kommissaren diskutieren und Verständigung suchen. Wenn dies jedoch nichts bringe und die Argumente des Landes fest und überzeugend seien, dann sollte man sich an die europäische Justiz wenden, schließt seinen Kommentar Jakub Kurasz.
Dziennik: Polnische Familie GmbH.
„Die polnische Familie funktioniert wie ein Betrieb“ - so der Titel eines Artikels im Dziennik, in dem die Funktionsweise der kleinsten gesellschaftlichen Struktur analysiert wird. Die Ergebnisse einer soziologischen Studie über die Kondition der polnischen Familie beunruhigen. Die Eltern wissen oft nicht, was ihre Kinder so treiben, vor allem haben sie über ihre Freizeitaktivitäten wenig Ahnung. Kaum rede man zu Hause über die Gefühle. Die meisten Gesprächsthemen seien die Pflichten und Aufgaben der einzelnen Familienmitglieder, sagt Psychologe Janusz Czapinski. Das was die Eltern über die Freizeit ihrer Kinder berichten, stehe in einer großen Diskrepanz dazu, wie die Jugendlichen ihre Aktivitäten beschreiben, setzt der Experte fort. Was ist die Ursache der gelockerten Bindungen in der heutigen polnischen Familie? Die Eltern, die kurz nach der Wende mit dem Kindererziehen beschäftigt waren, mussten sich schnellstens in der neuen Realität wiederfinden. Sie mussten von einem Tag auf den anderen das Lebenstempo erhöhen, das Überleben in der erst entstehenden freien Marktwirtschaft hat viel Privatzeit geraubt. Der größte Fehler der heutigen Eltern? Oft überlassen sie dem Nachwuchs zu früh die Verantwortung.
md