POLSKA: Joe Biden in Polen
US-Vizepräsident Joe Biden rettet Amerikas Image in Polen, berichtet heute die Tageszeitung Polska (Biden w Polsce ratuje twarz Obamy). Den ganzen Tag verbrachte gestern der amerikanische Politiker in Warschau. Er überschüttete dabei das Land mit zahlreichen Komplimenten. Polen wäre ein Champion, sagte Biden, ein Vorzeigeland in der Region, und die polnischen Soldaten in Afghanistan kämpften wie richtige Krieger, schwärmte der US-Politiker. Laut dem Blatt hat Joe Biden seinen Auftrag perfekt erfüllt. Vor allem wollte der US-Vizepräsident den schlechten Eindruck verwischen, den Barack Obama vor wenigen Wochen verursachte. Damals hatte der US-Präsident den polnischen und tschechischen Regierungschef mitten in der Nacht angerufen und sie darüber informiert, dass das Raketenschild in Osteuropa doch nicht entstehen würde, da diese Pläne zu einem Konflikt mit Russland führten. Vieles deutet darauf hin, dass Joe Biden, bis auf die Komplimente, keine konkreten Erklärungen mit sich brachte. Noch am vergangenen Wochenende, deutete Polens Außenminister Radoslaw Sikorski an, es sei möglich, dass Biden mit konkreten Vorschlägen nach Polen kommen werde. Am Vortag der Visite von Joe Biden gab Sikorski aber zu, er erwarte keinen Durchbruch in den polnisch-amerikanischen Verhandlungen.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Ein Schritt zu Normalisierung?
In seinem Kommentar zu dem Biden-Besuch schreibt der Publizist Jan Rokita in der Tageszeitung Dziennik, vom amerikanischen Gesichtspunkt aus, sei das Ziel erreicht worden. Solche Visiten wie die gestrige statten Vertreter der Obama-Administration sehr professionell ab. Sie dienen dazu Antiamerikanismus vorzubeugen; dem bestehenden, wie in der Türkei, oder dem aufkommenden, wie in Polen. Ansonsten kam der US-Politiker mit leeren Händen an die Weichsel. Doch der gestrige Besuch von Biden habe auch positive Seiten, führt Rokita fort. Seine Polenvisite könnte wenigstens in einem geringen Ausmaß die aufkeimende Enttäuschung mit der amerikanischen Politik stoppen. Und das wäre schon ein Schritt in die gute Richtung, nämlich in Richtung einer Normalisierung der beidseitigen Beziehungen und zu einer vernünftigen polnisch-amerikanischen Politik.
POLSKA: Praga – Museum entsteht doch
Der Warschauer Stadtteil Praga wird doch ein eigenes Museum bekommen. Gestern unterzeichneten Kulturminister Bogdan Zdrojewski und Stadtpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz ein entsprechendes Dokument. Das Projekt wurde mit der gigantischen Summe von 15 Millionen Zloty von der Europäischen Union finanziert. Für dieses Geld werden die Bürgerhäuser renoviert, in denen sich das Museum befinden soll. Die ersten Besucher werden das Museum des eigenartigsten Stadtteiles von Warschau im Jahre 2012 besuchen können. Neben einer Schnurrbartbürste und anderen Elementen des Alltaglebens werden in der Institution auch die alten, aussterbenden Handwerker-Berufe gezeigt. Um diesen Stadtteil hätten bislang wichtige Investitionen einen großen Bogen gemacht, sagte gestern die Bürgermeisterin des Viertels Jolanta Koczorowska. Das werde sich bald ändern, erwiderte Kulturminister Bogdan Zdrojewski. Man wolle zeigen, dass der Stadtteil Praga ein wichtiges Kulturzentrum sei, so Zdrojewski. Ein großer Hit der Exposition wird wahrscheinlich der „Zeitschrank” sein – eine Art Zeitmaschine. In dem riesigen Möbelstück aus den 20-er Jahren, kann man, neben Lavendelbeuteln, Aufnahmen der alten Bewohner des Stadtteils hören. Sie möchten eine lebendige Institution schaffen, sagt Jolanta Wisniewska, Museumsdirektorin. Am wichtigsten sei für die Ideengeber, die Erinnerung an die Menschen, die in diesem Stadtteil gelebt hatten, zu bewahren.
kk