Dziennik Gazata Prawna - Polen und die Schweinegrippe
Ein Thema beschäftigt zur Zeit alle polnische Medien: Die Schweinegrippe. Die Zeitung Dziennik Gazeta Prawna hebt das Thema auf die Titelseite: Impfungen gegen die Schweinegrippe wird es in Polen zunächst nicht geben. Experten vermuten, dass die Grippewelle Polen erst im Dezember oder Januar erreichen wird. Doch schon jetzt steigt die Zahl der Infizierten täglich. Allein in der letzten Oktoberwoche infizierten sich mehr als zehn Tausend Menschen in Polen mit einem Grippevirus. Die Gesundheitsministerin Ewa Kopacz will die Impfung gegen Schweinegrippe zunächst nicht nach Polen holen. Bisher sei nicht bewiesen ist, ob die Impfung sicher und auch für Kinder und Schwangere geeignet sei, sagt sie.
Der Kommentator des Dziennik fragt sich: Will das Gesundheitsministerium da nicht vielleicht eher Geld sparen? Eine Spritze kostet den Staat rund 5 Euro. Und die Impfung sei schließlich in den USA und in der EU registriert.
Im Nachbarland Ukraine breitet sich die Grippe derweil aus. 70 Menschen sind bisher an der Grippe gestorben, mindestens 22 davon am neuen Virus A-H1N1. Die ukrainische Regierung will aber nicht von einer Schweinegrippewelle reden, nur von einer saisonalen Grippewelle. Die Situation in diesem Jahr sei gar nicht so ungewöhnlich – jedes Jahr sterben mehr als sechs Tausend Menschen an der Grippe, so die Regierung.
Die meisten Schweinegrippe-Infizierten kommen aus dem Grenzgebiet zu Polen in der Umgebung von Lemberg. Aus vielen polnischen Städten werden mittlerweile Hilfslieferungen gesandt, vor allem mit Schutzmasken und Arzneimitteln.
Gazeta Wyborcza – deutsche und polnische Minderheit wollen zusammen arbeiten
Auf Seite 3 der Gazeta Wyborcza fällt ein Bild ins Auge: Zwei Fäuste einander gegenüber, die sich zwar nicht die ganze Hand, aber doch immerhin einen kleinen Finger reichen. Das Bild soll darstellen, wie sich die deutsche Minderheit in Polen und die polnische Minderheit in Deutschland annähern. Sie wollen zusammen arbeiten um ihre Ziele durchzusetzen.
Bisher scherten sich beide nur wenig umeinander – „kalte Gleichgültigkeit war es“, sagt Ryszard Galla, Abgeordneter der Deutschen Minderheit im polnischen Sejm. Aber nun wollen die beiden Gruppen das Potential ausnutzen, was sie haben, so die Gazeta Wyborcza.
Erste Annäherungen gab es schon Ende September in Brüssel. Dort trafen sich Minderheiten aus ganz Europa – ganze 88 waren da.
Einen ganzen Abend lang unterhielten sich die deutschen Polen und die polnischen Deutschen miteinander. Zunächst wollen beide Gruppen im Kultur- und Sportbereich zusammen arbeiten, gemeinsame Seminare und Ausstellungen sollen stattfinden. Und beide können sich auch vorstellen ein gemeinsames Fußballteam zu stellen für den Cup der Minderheiten.
Aber auch politisch will man sich den Rücken stärken. Beispielsweise wenn Rechte und Privilegien für die Minderheiten in Gefahr sind.
Die polnische Minderheit kämpft in Deutschland zum Beispiel dafür, dass sie einen nationalen Status als Minderheit erhält. Bisher gelten sie dort als Nachkommen von Immigranten und nicht als einstige Einwohner. Pflege der Kultur und der Sprache müssen somit nicht zwangsläufig gefördert werden. Die deutsche Minderheit in Polen hat diesen Status und will nun ihr Pendant in Deutschland dabei unterstützen, auch als nationale Minderheit anerkannt zu werden.
Aber die Zusammenarbeit beider Gruppen ist gerade für die Polen nur dann möglich, wenn die deutsche Minderheit sich klar von den deutschen Vertriebenen distanziert, die ihren ehemaligen Besitz in Polen zurückfordern. Der deutsche Abgeordnete im polnischen Sejm, Ryszard Galla, sagt: „Wir haben uns immer ganz klar gegen die Preußische Treuhand ausgesprochen“.
Rzeczpospolita - wo Polen reich und arm ist
Die Wirtschaftskraft der polnischen Regionen und Wojewodschaften ist nach wie vor sehr unterschiedlich. Das geht aus Untersuchungen des polnischen Statistik-Amtes hervor, wie die Zeitung Rzeczpospolita in ihrer heutigen Ausgabe berichtet. An der Spitze des Rankings steht die Wojewodschaft Mazowsze, in der auch die Hauptstadt Warszawa/ Warschau liegt. Im Vergleich mit den anderen Wojewodschaften trugen die Einwohner Mazowszes im Jahr 2007 mit rund 49 Tausend Zloty pro Kopf am meisten zum Bruttoinlandsprodukt bei. Außerdem entwickelt sich Mazowsze am schnellsten: Das BIP ist dort zwischen den Jahren 2000 und 2007 um ganze 68 Prozent gewachsen. Experten führen dies insbesondere auf die Entwicklung des Dienstleistungssektors zurück. Industrie spielt in der Wojewodschaft hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Auffällig ist zudem, dass der Wohlstand in Mazowsze überaus ungleich verteilt ist: Wirtschaftsmotor ist vor allem die Hauptstadt Warszawa/ Warschau. Hingegen trug ein Einwohner der Unterregion Radomskie – ebenfalls in Mazowsze gelegen – 2007 vier mal weniger zum BIP bei als der durchschnittliche Warschauer Bürger.
Die ärmste Wojewodschaft Polens war 2007 Podkarpackie. Dort wurde nicht einmal die Hälfte des BIPs von Mazowsze erreicht. Laut dem Kommentator der Rzeczpospolita hält damit die Teilung Polens in ein wirtschaftlich erfolgreiches Polska A und ein weit dahinter abgeschlagenes Polska B an. Dank der EU-Fördermittel sei aber mit einer Verbesserung der Situation in den kommenden Jahren zu rechnen.