POLSKA: Klimaschutz ohne Kaviar und Limousine geht nicht
Der Klimagipfel in Kopenhagen nimmt in der polnischen Presse viel Platz ein – nicht immer wird das Treffen in einem positiven Kontext gezeigt. Kurz nach der gestrigen Eröffnungsfeier zieht die Tageszeitung Polska (Dumania o ekologii przy kawiorze) die erste Bilanz. Laut Schätzungen sollen sich über 16 Tausend Delegierte, 5 Tausend Journalisten und 98 Staatschefs an dem Gipfel beteiligen. Jeder von ihnen wünsche sich, wie ein Promi behandelt zu werden. Außerdem sollen in der dänischen Hauptstadt richtige VIP’s, wie Leonardo DiCaprio oder Helena Christensen auftauchen, nicht unbedingt um über den Klimaschutz zu sprechen, so das Blatt. Jeden Tag würden 12 Limousinen aus seiner Firma auf Kopenhagens Straßen fahren. Während des Gipfels würde die Zahl auf 200 steigen, sagt Majken Friss, Chef einer Firma, die Luxusautos ausleiht. Insgesamt sollen in den nächsten Tagen auf den Straßen der dänischen Hauptstadt über 1200 Limousinen zu sehen sein. Von all diesen Autos verfügen nur 5 über einen Hybrid-Antrieb. Von einem 700-Euro teurem Hotelzimmer im Zentrum von Kopenhagen könne man nur träumen. Die meisten Unterkünfte wurden bereits gebucht. Aus gründlichen Berechnungen geht hervor, dass während des elftägigen Klimaschutzgipfels über 40 Tausend Tonnen CO2 ausgestoßen werden. So viel CO2 würde in dem gleichen Zeitraum der gesamte afrikanische Kontinent in die Atmosphäre schicken. Daher bezeichnen die Kritiker das begonnene Treffen als einen Gipfel der Scheinheiligkeit. Statt reale Probleme zu lösen, diene das Treffen einzig und allein der Selbstwerbung der Promis, so die Tageszeitung Polska.
GAZETA WYBORCZA: Die Armutsrente
Szene aus einem Lebensmittelgeschäft: eine ältere Dame wünscht sich 20 Gramm Schinken. Die Verkäuferin wiegt etwas mehr ab. Die ältere Frau habe nichts dagegen, sie hätte doch eine große Rente, sagt sie – 1200 Zloty, umgerechnet etwa 300 Euro. Diese Szene und eine Analyse der zukünftigen Renten in Polen liefert heute die Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Der Wirtschaftsexperte Jeremi Mordasewicz meint, 300 Euro seien in der Tat relativ viel im Vergleich damit, was die heutigen 30- und 40-jährigen Polen in der Zukunft bekommen könnten. Nach der Rentenreform, die Ende der 90-er Jahre durchgeführt wurde, hängt die Rentenhöhe eng mit der Gehaltshöhe des einzelnen Polen zusammen. Aus einer Meinungsumfrage geht hervor, dass sich die meisten jungen Polen ihr Leben auf der Rente in düsteren Farben sehen. Viele rechnen, dass ihre Rente ca. 60% des letzten Gehalts betragen würde. Höchstwahrscheinlich seien ihre Erwartungen aber dennoch zu hoch. Im alten, vom Staat mitgetragenen System betrug die Rente 65% des letzten Gehalts. Die neuen Renten würden fast sicher um ein Drittel niedriger als die alten sein. Eine 45-jährige Ärztin, die heute ca. 1100 Euro verdient, würde nach den alten Berechnungen eine Renten in Höhe von ungefähr 750 Euro bekommen. Im neuen System wären es knapp 400 Euro. Was werden sich die polnischen Rentner dafür leisten können? So gut wie nichts, hauptsächlich Arzneimittel. Kein Wunder, dass sich die meisten Befragten Polen vor ihrer Rente fürchten, so die Tageszeitung Gazeta Wyborcza.
kk