Wprost: Tusk für eine zweite Kadenz?
Interessante Spekulationen zu den kommenden Präsidentschaftswahlen in Polen finden wir in dem Magazin Wprost. Laut dem Blatt werde Premierminister Donald Tusk nun doch nicht für den Präsidentenposten kandidieren wollen. Wprost beruft sich auf Informanten aus dem Umfeld des Premiers, denen zufolge der Premier für die kommenden Wochen eine neue Regierungsoffensive plane – eine Neueröffnung sozusagen. Zeitgleich mit der kleinen Revolution, die zahlreiche neue Reformprojekte umfassen werde, soll der Ministerpräsident, den gleichen Informanten zufolge, seine Resignation von dem Wettstreit um das höchste Amt im Staat bekanntgeben. Tusk wolle damit dem Vorwurf entgehen, dass seine Ideen-Welle ein Teil seiner Präsidentschaftskampagne sei. Der erste Akkord zur Revolution sei, lesen wir weiter, für den 29. Januar geplant. An diesem Tag möchte der Premier seinen neuen „Entwicklungs- und Konsolidierungsplan der öffentlichen Finanzen“ vorstellen. – Wenn Tusk sich tatsächlich aus dem Kampf um den Präsidentenposten zurückzieht, könnte die Revolution auch eine Rekonstruktion der Regierung begleiten – spekulieren Politiker der regierenden Bürgerplattform.
Gazeta Wyborcza: Präsidentschaftskandidat Olechowski abgestürzt
Obwohl er sich nicht aus der Kampagne zurückzieht, ist der Kampf eines anderen prominenten Präsidentschaftskandidaten, Andrzej Olechowski nämlich, noch vor dem Beginn gescheitert. Diese These stellt die Gazeta Wyborcza. Der Hintergrund: Auf dem Chef von Olechowskis Präsidentschaftskampagne Pawel Piskorski lasten seit gestern Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Der ehemalige Politiker der Bürgerplattform und aktuelle Chef der Sozialdemokraten soll 2001 einen Vertrag gefälscht haben. Präsidentschaftskandidat Andrzej Olechowski hat sich sofort nach der Bekanntgabe der Vorwürfe von Piskorski getrennt und sucht nun einen Nachfolger. Aber auch wenn er noch kämpfe, sei das Spiel um den Präsidentensessel für Olechowski schon jetzt so gut, wie verloren, schreibt in seinem Kommentar zu der Affäre der Publizist der Gazeta Wyborcza Pawel Wronski. Olechowski und Piskorski seien wie zwei sich unterstützende Alpinisten gewesen. Je höher der eine gekraxelt war, desto höher war auch der andere. Olechowski konnte von den Sozialdemokraten und den organisatorischen Talenten Piskorskis profitieren. Ein gutes Ergebnis von Olechowski bei den Präsidentschaftswahlen dagegen gab Piskorskis Gruppierung Chancen darauf, 2011 in den Sejm zu kommen. Die Idee sei riskant, aber rational gewesen. Nun sei einer der Alpinisten gestürzt, und der zweite, habe alleine keine größeren Chancen, auf den Gipfel zu gelangen – schließt seinen Kommtentar Wronski.
Newsweek: Statt Kommunion, Opfergaben aus Honig und Wein
Das Magazin Newsweek schreibt über ein neues religiöses Phänomen in Polen – über die Wiedergeburt des Heidentums. Während man noch vor 20 Jahren in Polen Menschen, die an die slawischen Götter Swietowit, Perun, Swarog glaubten, auf den Fingern einer Hand zusammenzählen konnte, finden diese Gestalten heute tausende von Anhängern. Laut dem Religionswissenschaftler Scott Simpson von der krakauer Jagiellonen-Universität leben in Polen aktuell ca. 2 Tausend aktive Heiden und 10 Tausend Sympatiker des vorchristlichen, slawischen Glaubens. Das sind insgesamt ca. so viele Gläubige, wie die Adventisten-Kirche und ein paar Mal so viele, wie die Evangelische Kirche in Polen hat. Die Sympathie für das Heidentum sei, laut Volkskundlern mit der europaweiten Identitätskrise verbunden. Die freudigen Misterien der slawischen Religionen seien für die Menschen eine willkommene Alternative zu dem teils aggressiven und steifen Korsett des Katholizismus. Zum Glück, so Newsweek, seien die heutigen Heiden, im Gegensatz zu den faschisierenden neo-heidnischen Denkern des 20. Jahrhunderts, wie z.B. Julius Evola und Martin Heidegger, relativ harmlos. Sie sind vor allem an Opfergaben aus Honig und Wein, simulierten Lanzen- und Streitaxt-Kämpfen, der Verkauf von T-Shirts mit slawischen Symbolen, und an gemeinsamen Feiern am Lagerfeuer interessiert.
adn