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Europäische Presseschau

05.02.2010

Die heutige Presseschau steht heute ganz im Zeichen der Demographie. Zur Einführung ins Thema einige Daten aus dem Magazin „Wprost“:

Das Magazin warnt, dass Polen innerhalb der kommenden 30 Jahre eine demographische, wie auch wirtschaftliche Katastrophe drohe. In den kommenden 30 Jahren, so Wprost, werde die Zahl der Bürger im Produktionsalter um 4,5 Millionen Menschen schrumpfen. Ihre Arbeit werde die Generation des Baby booms beenden, auf den Markt kommt dann die weniger zahlreiche Generation der 90. Jahre, warnt das Blatt.

Was sind die Ursachen dieser Situation und eventuelle Heilrezepte? Darüber können wir diese Woche in den wichtigsten Magazinen lesen.

 

Newsweek: Die schwache polnische Familienpolitik

Die Wochenzeitschrift „Newsweek“ nimmt in einem Interview mit der Chefin des Verbandes großer Familien Joanna Puzyna-Krupska die schwache Geburtenrate in Polen ins Visier. Die These in dem Interview: Die Polen möchten mehr Kinder haben. Sie verzichten auf mehr Nachwuchs vor allem wegen der schwachen Familienpolitik des Staates. Die Erziehungs- und Bildungskosten seien zu hoch, die Unterstützung von Seiten des Staates gleich null.

Aus einem Bericht der EU vom Juni 2009, lesen wir in dem Interview, geht hervor, dass die polnischen Kinder europaweit die ärmsten sind: In Polen leben demnach 26% arme Kinder, der europäische Durchschnitt beträgt 19%. Aus einer Untersuchung der OECD unter dem Titel „Doing better for Children“ gehe hervor, dass unter den OECD- Ländern nur die Kinder in der Türkei und Mexico ärmer sind, als ihre polnischen Altersgenossen. Im Bereich Wohnqualität landete Polen in dem OECD- Bericht, laut Krupska, noch hinter Mexico auf dem letzten Platz. Ähnlich sehe es im Bereich der staatlichen Unterstützung für Familien aus. Die ärmsten polnischen Kinder könnten auf eine staatliche Beihilfe von 17 -24 Euro monatlich zählen. Zum Vergleich erhielten französische Familien 115 Euro monatlich für das erste Kind im Haushalt, 263 Euro für das dritte und 550 Euro für den fünften Sprössling. Daran müssten sich auch die polnischen Politiker ein Beispiel nehmen, sagt Joanna Puzyna-Krupska. In Frankreich könne man die Erziehungskosten von der Steuer abziehen und es gebe zahlreiche Vergünstigungen für Familien.

Man habe dort verstanden, dass eine Frau, die Kinder erzieht, genauso arbeitet, wie Berufstätige. In Polen indes herrsche weiterhin die Überzeugung vor, dass eine Mutter von sieben Kindern nicht arbeite. Zum Glück, sagt Krupska, beginnen die Gemeinden, das Problem zu sehen. Einige Städte, wie Grodzisk Mazowiecki, Tychy, Sandomierz, hätten inzwischen nach französischem Beispiel eine so genannte „Große-Familien-Karte“ eingeführt, die zu zahlreichen Ermäßigungen berechtigt. Nun möchte der Verband, dass die gleiche Karte auch in Danzig, Lodz und Warschau eingeführt werde.

 

Polityka: Appell an Arbeitsemigranten ohne Erfolgschancen?

Das Magazin „Polityka“ deutet auf einen weiteren Grund der schwachen demographischen Ergebnisse Polens: Arbeitsemigration. Besonders betroffen von diesem Phänomen sei die Oppelner Region, die in den vergangenen Jahren aufgrund von Arbeitsemigration um 100 Tausend Einwohner geschrumpft sei. Es fehlen qualifizierte Angestellte, was die Entwicklung der Region deutlich bremse, resümiert die Situation der Vize-Marschall der Wojewodschaft Jozef Kotys. Obwohl das Problem zur Zeit vor allem Oppeln betrifft, könne es sich schnell auf das ganze Land ausbreiten, schreibt die "Polityka". Daher habe sich auch die katholische Kirche in seine Lösung engagiert. Während und nach der Weihnachtszeit seien insgesamt 100 Tausend Flugblätter verteilt worden. Ob das reicht? Professor Romuald Jonczy, Wirtschaftsexperte von der Breslauer Universität ist skeptisch. Laut seinen Untersuchungen würden die meisten Oppelner erst für einen Lohn von ca. 700 Euro monatlich in die Heimat zurückkehren wollen. Ein Drittel der Befragten würde sich mit einem Gehalt von 400 bis 500 Euro zufrieden geben. Alles, so das Fazit im Artikel der „Polityka“, deute darauf hin, dass die Bemühungen der Kirche noch lange erfolglos bleiben werden. Stärker als Appelle überzeugten harte Rechnungen.


Wprost: Rettung durch Immigranten

Schwache Geburtenrate, hohe Arbeitsemigration - in dieser Situation können Polen nur noch Immigranten retten, schreibt das Magazin „Wprost“.
 
Das Blatt spricht sich dafür aus, die Immigranten-Regelungen in Polen zu lockern. Damit wären laut "Wprost" viele Probleme gelöst. Die Immigranten würden öfter legal arbeiten und Steuern zahlen. Alleine die Gemeinde Lesznowola in der Nähe von Warschau, wo viele asiatische Einkaufszentren stehen, habe sich aufgrund der Immobiliensteuer um ca. 1 Million Euro bereichert. Und das trotz Grauzone. Deswegen sollte man Immigranten die Niederlassung in Polen erleichtern, lesen wir weiter. In Zukunft, so „Wprost“, sollten die polnischen Straßen genauso bunt und ethnisch vielfältig werden, wie die von London. Die Ausländer würden dann, so die vorgestellte Vision, 10-15 % des polnischen BIP produzieren.

 

adn