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08.02.10

08.02.2010

ŻYCIE WARSZAWY: Gute Chance meisterhaft vertan

Die wichtigsten Vertreter der europäischen Fußballwelt sind gestern in Warschau erschienen. In der polnischen Hauptstadt wurden die 9 Qualifikations-Gruppen für die Fußball-EM 2012 in Polen und der Ukraine ausgelost. Es sei eine perfekte Gelegenheit gewesen, um Warschau als eine moderne Stadt vorzustellen. Bei der Zeremonie sind über 300 Journalisten aus aller Herren Länder erschienen. Doch die Warschauer Behörden konnten die einmalige Chance nicht ganz ausnutzen, meint die Tageszeitung Życie Warszawy (Promocja miasta jak za czasów PRL). Zuerst haben die ausländischen Gäste die Baustelle besucht, wo im nächsten Jahr das neue Nationalstadion stehen wird. Vieles müsse noch gemacht werden, doch der Bauplatz sei beeindruckend, kommentierte Bryan Swanson vom Fernsehsender Sky Sports den Ausflug.

Als völlig unverständlich bezeichnet das Blatt jedoch den nächsten Ausflugspunkt: Die Visite am Kommunikationsknoten Mlociny im Norden der Stadt. Ein unvorbereiteter Vertreter der Städtischen Verkehrsbetriebe ZTM versuchte seine Gäste mit Erzählungen über Bus- und Straßenbahnschleifen zu unterhalten. Im gebrochenen Englisch erklärte der Beamte ebenfalls, dass die Sportfans das Nationalstadion mit der einzigen Warschauer U-Bahn Linie nicht erreichen werden können. Und die zweite Linie werde erst nach dem Turnier fertig gestellt. Noch schlimmer endete der Ausflug zu der Baustelle der Schnellstraße S-8. Die Gäste warteten 10 Minuten lang auf einen Reiseleiter. Da keiner erschienen ist, sind sie zurück ins Hotel gefahren. Unter den ausländischen Journalisten herrschte Verlegenheit. Sie wüssten nicht, wieso sie gerade diese Baustellen besucht haben,  in jeder größeren Stadt gäbe es doch Busschleifen und Schnellstraßen. Auch polnische Marketing-Spezialisten fragen kritisch, wer für die Ausflugsplanung verantwortlich gewesen sei, so die Tageszeitung Życie Warszawy.

 

RZECZPOSPOLITA: Die Ukraine hat gewählt 

Auch die gestrige Präsidentschaftswahl in der Ukraine ist ein wichtiges Thema in der polnischen Presse. Fünf Jahre nach der Orangenen Revolution hat der damalige Wahlverlierer Viktor Janukowitsch die Präsidentschaftswahl in der Ukraine voraussichtlich gewonnen. Nach offiziellen Angaben lag Janukowitsch bei der gestrigen Wahl deutlich vor seiner Konkurrentin, der amtierenden Regierungschefin Julia Timoschenko. In einem Kommentar für die Tageszeitung Rzeczpospolita (Ukraina wybranowego prezydenta) sagte der polnische Europa-Abgeordneter Jacek Saryusz-Wolski, die Tatsache sei wichtig, dass man, trotz einiger kleiner Vorfälle, die Wahl als demokratisch bezeichnen könne. Die Präsidentschaftswahl von 2004 hatte nur wenig mit europäischen Standarten zu tun gehabt. Nun werde der neue Präsident die Frage beantworten müssen, ob er mit der EU enger zusammenarbeiten wolle, oder nicht.

Der ehemalige polnische Präsident Aleksander Kwasniewski sagt, er glaube, dass sich Viktor Janukowitsch in den letzten fünf Jahren verändert habe. Kwasniewski habe mit mehreren Mitarbeitern Janukowitschs gesprochen, die ihre Chancen gerade in der Annäherung an die EU sehen würden. Selbstverständlich werde Russland versuchen, die Ukraine enger an sich zu binden. Doch er hoffe, dass der neue Präsident eine unabhängige und ausgeglichene Politik führen werde, meint Kwasniewski. Die Ukraine stehe vor einer einfachen Frage: Was lohnt sich mehr: Die Abhängigkeit von Moskau oder die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union. Seiner Ansicht nach gäbe es für Janukowitsch keine bessere Alternative als die enge Kooperation mit der EU, so Aleksander Kwasniewski im Blatt Rzeczpospolita.

 

kk