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03.03.10

03.03.2010

RZECZPOSPOLITA: Umzug? Nein, danke!

Die junge Polin Dorota meint, sie könnte es sich nicht vorstellen, in einer anderen Stadt als Lublin zu leben. Dort sei sie doch zu Welt gekommen, in Lublin habe sie auch studiert und einen Job gefunden. Und bald werde sie auch einen gebürtigen Lubliner heiraten. Fast zwei Drittel der Polen wohnen in Ortschaften, in denen sie geboren worden wären, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita (Mieszkać blisko rodziny). Viele Polen sehen ihre Heimat in ihrer Geburtsstadt, meint der Soziologe Adam Bartoszek von der Schlesischen Universität in Katowice. Die meisten betrachten die Nähe zu ihrer Familie als Gefühl der Sicherheit. Nicht so schnell gehen die Polen tiefere Beziehungen mit anderen Menschen ein, führt Bartoszek fort. Selten entscheidet sich ein Teil der Familie in einer größeren Entfernung als 50 Kilometer von dem Familienhaus zu leben. Über 70% der Befragten leben auch nach dem Auszug aus dem Familienhaus weiterhin in der Woiewodschaft ihrer Familie. So wie die 33-jährige Karolina. Nur einmal im Leben ist sie umgezogen – von der kleinen Ortschaft Puszczykowo nach Poznan. Ein weiterer Umzug komme nicht in Frage, sagt die Polin. In Poznan habe sie ihre eigene Wohnung, die noch ihr Großvater gekauft hatte, sie lebe in einer ruhigen Gegend. In Poznan habe sie viele Bekannte. Unweit wohnen ihre Mutter und Großmutter. Und da sie zwei Kinder habe, sei die Unterstützung der Familie oft sehr hilfreich.

Man könne jedoch nicht sagen, dass die Polen in einer unflexiblen Gesellschaft leben, erklärt der Soziologe Wieslaw Lagodzinski. Über 2 Millionen Polen würden täglich zur Arbeit in eine andere Stadt fahren. Außerdem haben auch ca. 2 Millionen junge Menschen das Land nach dem EU-Beitritt 2005 verlassen.

In einem kurzen Gespräch mit dem Blatt erklärt die Soziologin Izabela Grabowska-Lusinska die Gründe der relativ niedrigen Mobilität der Polen. Bewohner des ostpolnischen Rzeszow würden eher in ein Flugzeug steigen um nach London oder Dublin auszuwandern, als in eine andere polnische Stadt überzusiedeln. Bis auf Warschau, das das Ziel vieler Migranten sei, wechseln die Polen ihren Wohnsitz innerhalb des Landes nur selten. Dabei spiele die polnische Mentalität eine große Rolle. Die Polen seien eng mit ihrem Geburtsort verbunden. Darüber hinaus bringe ein Umzug viele Probleme mit sich. Man müsse einen neuen Job, einen neue Wohnung oder eine neue Schule für die Kinder finden. Um dies zu umgehen, entscheiden sich die Polen oft für einen schlechter bezahlten Job in ihrem Geburtsort, anstatt umzuziehen.

 

GAZETA WYBORCZA: Erbrecht auch für Homopartner

Polen hat eine Klage vor dem Straßburger Tribunal verloren. Der Homosexuelle Pawel Kozak meinte, er fühle sich vom polnische Staat diskriminiert. Die Geschichte begann vor über 10 Jahren, nachdem Kozaks Partner gestorben war, berichtet die Tageszeitung Gazeta Wyborcza (Homoseksualny związek nie gorszy). Der Pole wollte weiterhin in der gemeinsamen Wohnung bleiben, was ihm das polnische Wohnungsrecht sicherte. Stettins Stadtpräsident habe jedoch die Bitte von Pawel Kozak abgelehnt. Seine Entscheidung haben später zwei polnische Gerichte unterstützt. Man argumentierte, dass sich das Gesetz nur auf heterosexuelle Partnerschaften beziehe. Dies bezweifelte nun der Straßburger Gerichtshof für Menschenrechte. Das Tribunal gab zwar zu, dass das Gleichgewicht zwischen dem Schutz der traditionellen Familie und den Rechten der sexuellen Minderheiten nur schwer erreichbar sei, doch man dürfe die Rechte der Minderheiten nicht ignorieren. Für Aktivisten der Homoszene ist das ein Durchbruch. Bislang verhielten sich die polnischen Gesetzgeber, als ob es andere Partnerschaften als die heterosexuellen nicht gäbe. Das Signal aus Straßburg bedeutet für die Zukunft, dass man die Minderheiten endlich respektieren müsse, sagt der Homosexuelle Krystian Legierski.

 

kk