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27.04.10

27.04.2010

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Sozial oder liberal?

Seit gestern schon ist klar: Jaroslaw Kaczynski ist Präsidentschaftskandidat der größten Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit PiS. Die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Wojna na argumenty) beschreibt heute die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Favoriten des Wahlkampfes – Komorowski und Kaczynski. Bronislaw Komorowski – Sejmmarschall und Kandidat der regierenden Bürgerplattform PO -  befürwortet eine schnelle und weitgehende Privatisierung. Seiner Ansicht nach sollte das Gesundheitswesen den Mechanismen der Marktwirtschaft untergeordnet und kommerzialisiert werden. Jaroslaw Kaczynski vertritt die Meinung, dass das Staatsgut nicht vollständig privatisiert werden könne. Laut Kaczynski sollte man die Beiträge für den Nationalen Gesundheitsfond NFZ erhöhen. Die Abgeordneten, die für die Privatisierung des Gesundheitswesens gestimmt hatten, hat er aus der Partei geschmissen. Bronislaw Komorowski meint, der Euro sollte in Polen so schnell wie möglich eingeführt werden. Sein Konterkandidat Kaczynski ist der Meinung, dass man mit der Euro-Einführung so lange warten sollte, bis Polen den durchschnittlichen Entwicklungsstand der EU erreicht hat. Wenn es um die Auslandspolitik geht, sollte Polen, laut Komorowski, eine starke Position in den EU-Strukturen unter anderem in Zusammenarbeit mit Deutschland aufbauen. Jaroslaw Kaczynski zufolge sollte Polen seine Meinung stärker durchsetzen, besonders in Kontakten mit den Nachbarstaaten. Schon einmal gab es einen ähnlichen Wahlkampf. Jetzt werden die Polen erneut die Frage beantworten müssen, ob sie in einem sozialen oder in einem liberalen Staat leben wollen, so das Fazit in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.

 

RZECZPOSPOLITA: Je weniger Emotionen, desto besser 

Die Tageszeitung Rzeczpospolita druckt heute einige Kommentare zu der Entscheidung Kaczynskis, sich an dem Wahlkampf zu beteiligen. Er habe nicht gesehen, dass jemand den Partei-Chef zum Start zu überreden versuchte. Es sei seine souveräne Entscheidung gewesen, sagt der Europaabgeordnete der PiS-Partei Adam Bielan. Bis zu dem Begräbnis von Präsident Lech Kaczynski habe niemand mit Jaroslaw über die Präsidentschaftswahlen gesprochen. Danach haben die Parteimitglieder davon erfahren, dass er doch starten werde. Die eigentliche Wahlkampagne werde etwa Mitte Mai beginnen. Aufgrund der schwierigen privaten Situation von Jaroslaw Kaczynski werde man auf seinen ersten Auftritt noch etwas warten müssen. Die Parteimitglieder müsse man nicht motivieren. Solch eine Mobilisierung habe es in der Partei seit ihrer Entstehung nicht gegeben, so der Abgeordnete der Recht und Gerechtigkeit Adam Bielan,.  

Der Sprecher der Regierungspartei PO Andrzej Halicki sagt, die Kandidatur von Jaroslaw Kaczynski sei für ihn keine Überraschung gewesen. Der PiS-Chef sein kein schwieriger Gegner für den Kandidaten der PO. Natürlich könnten Emotionen das Ergebnis beeinflussen. Könnte man den Wahlkampf von den Emotionen lösen, die nach der Katastrophe zum Vorschein gekommen sind, würde das Ergebnis anders aussehen. Jede Entscheidung sollte aber rational getroffen werden. Je weniger oberflächliche Impulse, desto besser. Und er hoffe, so werden auch die Präsidentschaftswahlen verlaufen, meint der Sprecher der Regierungspartei PO Andrzej Halicki im Gespräch mit dem Blatt Rzeczpospolita.

 

RZECZPOSPOLITA: Angst vor dem Berufsleben 

Wovor haben polnische Mütter Angst? Die Antwort auf diese Frage liefert heute die Tageszeitung Rzeczpospolita (Czego boja sie mamy). Drei Viertel der nicht erwerbstätigen jungen Frauen unternimmt keine Arbeit wegen der Kinder- und Haushaltsbetreuung. Junge Polinnen haben nach der Geburt Angst vor einer Entlassung oder vor schlechteren Löhnen. Viele zweifeln auch daran, ob sie das Berufsleben mit der Kinderbetreuung werden vereinbaren können. Eine dritte große Gruppe bilden diejenigen, die nach einer längeren Pause Lücken in ihrem Branchewissen sehen. Es handle sich dabei vor allem um Berufe, in denen ständiger Nachholbedarf gefordert wird. Soviel die Tageszeitung Rzeczpospolita zu den Ängsten der jungen Polinnen.