WPROST: Hat sich Jaroslaw Kaczynski wirklich verändert?
Die Katastrophe von Smolensk habe Jaroslaw Kaczynski stark verändert. Nie wieder werde er die gleiche Person sein, wie vor dem Flugzeugunglück, bei dem sein Zwillingsbruder und viele seiner politischen Mitarbeiter ums Leben gekommen sind. Doch was für ein Politiker wird Kaczynski jetzt sein? Die Antwort auf diese Frage versucht die Wochenzeitschrift Wprost (Naprawde jaki jestes) zu finden. Das Magazin sprach mit drei Psychologen darüber, inwieweit sich Jaroslaw Kaczynski in den letzten Wochen verändern konnte. Doktor Hanna Hammer meint, die Menschen würden sich nicht verändern. Deshalb glaube sie nicht an eine tiefgründige Umwandlung Kaczynskis. Jahrelang stellte er sich als eine sehr selbstbewusste und kämpferische Person dar. Hätte der Schock nach dem tragischen Tod seines Bruders Jaroslaw Kaczynski wirklich verändert, würde er sich aus dem politischen Geschäft einfach zurückziehen, so Doktor Hanna Hammer.
Der Sozialpsychologe Janusz Czapinski meint, dass das jetzige Verhalten von Kaczynski nicht so wichtig sei. Auch wenn sich der Politiker zur Zeit anders gebe, als vorher, würden die alten Gewohnheiten zurückkehren. Jaroslaw Kaczynski werde doch seine Weltanschauung von heute auf morgen nicht verändern. Im Wahlkampf habe sich der Politiker für einen milderen Ton entschieden, weil er dadurch auf eine größere Wählerzustimmung rechnen kann. Doch früher oder später werde er den Kampf um das, seiner Ansicht nach, souveräne Polen aufnehmen, so Professor Czapinski in der Wochenzeitschrift Wprost.
Der Psychologe Zbigniew Necki ist der Meinung, dass die Veränderung von Jaroslaw Kaczynski sehr eindeutig sei. Einerseits beziehe sie sich auf das Äußere des Politikers. Andererseits hätten wir es mit einer grundlegenden Veränderung der Psyche des Politikers zu tun. Die Katastrophe vom 10. April sei für alle Polen ein Schock gewesen. Jaroslaw Kaczynski habe das Flugzeugunglück besonders schwer getroffen. Ob die Veränderung aber von Dauer sein werde, sei fraglich, meint Necki. Je älter der Mensch, desto weniger plastisch sei seine Persönlichkeit, so Professor Zbigniew Necki.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Nach der Flut kommt Informationschaos
Nach dem Hochwasser müssen die Polen nun mit einem Informationschaos kämpfen, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Pomoc tonie w informacyjnym chaosie). Seit mehreren Tagen versprechen die Politiker, dass jedem Hochwasseropfer geholfen wird. Aber wer, wann und mit welcher finanziellen Unterstützung rechnen kann, weiß im Moment keiner. Die Sozialhilfestationen in ganz Polen werden mit Fragen überschüttet, wissen jedoch selber nicht, wem und wie sie helfen können. Gestern in den Morgenstunden dachten die Beamten, dass jedem Hochwasseropfer eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 6 Tausend Zloty zusteht. Außerdem sollten die Gemeinden die Renovierung und den Aufbau von überfluteten Häusern unterstützen. Doch schon am Nachmittag teilte Premierminister Donald Tusk mit, dass die Regierung neue Wohnungen für einen Teil der Hochwasseropfer bauen werde. Zugleich wissen die Beamten in den Hochwasserregionen nicht, ob man von den Hilfsgeldern den Kauf von Elektrogeräten finanzieren kann, und ob man mit den Renovierungsarbeiten schon jetzt beginnen kann oder warten muss, bis die Flut vorbei ist und die Schäden gezählt worden sind. Bislang funktionieren in Polen allgemeine Vorschriften, die das Innenministerium festgelegt hatte. Allem Anschein nach sei das aber in der jetzigen Situation zu wenig, stellt das Blatt Dziennik fest.
kk