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Kaczynski hat seine zweite Chance genutzt

01.07.2010

RZECZPOSPOLITA: Kaczynksi in alter Form

Gestern Abend haben sich die zwei Präsidentschaftskandidaten Jaroslaw Kaczynski und Bronislaw Komorowski zum zweiten und letzten Fernsehduell vor der Wahl getroffen. Das Fazit der Zeitung Rzeczpospolita dazu lautet: Die zweite Chance hat Jaroslaw Kaczynski weitaus besser genutzt (Bitwa na gesty i cytaty). Er war besser vorbereitet, ließ sich von seinem Rivalen Bronislaw Komorowski nicht so leicht aus der Fassung bringen und reagierte sogar klug und geschickt auf Komorowskis Überraschungsaktion. Der reichte Kaczynski nämlich eine polnische Verfassung mit der Bemerkung, er wolle das Land einigen und nicht teilen. Kaczynski nutzte die Vorlage und bat Komorowski charmant um einen Kuli, um die Forderung nach Einigkeit auf der Stelle zu unterschreiben. Kaczynski hat also beinahe wieder zu seiner alten Form gefunden, schreibt die Zeitung. Er war aktiv, konkret und visierte seinen Gegner punktgenau an. Ob ihm das aber etwas für die Wahl am Sonntag nutzt, ist ungewiss. Die Zuschauer sahen gestern Abend zumindest Bronislaw Komorowski vorn. 41 Prozent von ihnen erklärten ihn zum Sieger der Debatte. 37 Prozent meinten, Kaczynski habe gewonnen.

 

GAZETA WYBORCZA: Komorowski blieb seiner Linie treu


Auch die Gazeta Wyborcza beschäftigt sich mit der Debatte am Abend und resümiert: „Erst schüttelten sie sich die Hände, doch dann wurde es weniger nett. Jaroslaw Kaczynski nannte Bronislaw Komorowski einen Liberalen, und der nannte Kaczynski einen Spezialisten für nicht realisierte Pläne.“ (Ostatnie starcie)  Auch die Gazeta Wyborcza hat einen besser vorbereiteten, gestärkten und schlagfertigen Kaczynski gesehen. Als sich Komorowski rühmte, er habe fünf Kinder und wisse daher, wie man teile und einen Haushalt richtig führe, entgegnete Kaczynski: Es möge ja sein, dass Komorowski zu Hause wisse, was Gerechtigkeit ist. Im Grunde sei er jedoch ein Liberaler. Ein kompromittierender Ausdruck für den Gegner.
Vier Tage vor der Wahl ging es vor allem um Emotionen. Es ging um Glaubwürdigkeit und darum, sie dem Gegner wenn möglich abzusprechen. Komorowski blieb seiner Linie aus der letzten Debatte am Sonntag treu. Er war konkret, griff die Fehler seines Gegners auf und bezeichnete ihn als einen Politiker, der unfähig sei, sich auf dem europäischen Parkett zu bewegen. Er erinnerte an die schlechten Erfahrungen, die Polen mit der Regierung Kaczynski gemacht hatte. Auf diesem Themengebiet war Komorowski auf jeden Fall glaubwürdig, konstatiert die Gazeta Wyborcza.  

 

GAZETA WYBORCZA: Protestbriefe gegen EuroPride überschwemmen Rathaus

Die Warschauer Stadtregierung ertrinkt in Beschwerdebriefen (Idzie EuroPride, protesty zalewają ratusz). Grund für die Flut: Am 17. Juli findet in Warschau die Schwulen- und Lesbenparade EuroPride statt. Die Parade gastiert jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt. Mit Warschau haben sich die Veranstalter zum ersten Mal eine Stadt in einem postkommunistischen Land gewählt.
Der Hauptstadtteil der Gazeta Wyborcza zitiert heute einige der Beschwerden. Von „Bedrohung für die öffentliche Moral“ oder „obszöner Provokation“ ist in den Briefen die Rede. Einige fordern die Warschauer Stadtregierung gar auf, die Parade zu verbieten, deren Ziel es sei – so wörtlich – die Entartung zu fördern.
Allein am vergangenen Wochenende flatterten 167 Briefe und Mails mit wütenden Protesten gegen die Veranstaltung ins Rathaus. Wie viele es insgesamt sind, zählt schon gar keiner mehr, heißt es im Büro von Oberbürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz. Auf jeden Fall wurde eigens ein Mitarbeiter abgestellt, um die Bürgerbriefe zu beantworten. Die Regierung ist verpflichtet, zu antworten, wenn Name und Adresse des Absenders bekannt sind. Meist bekommen die Protestierenden eine Standard-Antwort. Es gebe eine Versammlungsfreiheit in Polen und die öffentlichen Institutionen seien parteilos wenn es um die religiöse, weltanschauliche und philosophische Überzeugung gehe, schreibt die Gazeta Wyborcza.

 

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