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Denkmalstreit nimmt immer absurdere Formen an

18.08.2010

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Im Denkmalstreit fehlen klare Regelungen


Der Streit um ein mögliches Denkmal für die Opfer der Smolensk-Katastrophe nimmt immer absurdere Formen an. Gestern hat ein 71-jähriger Mann die Gedenktafel, die am Präsidentenpalast hängt, mit Fäkalien beschmiert. Von einem Teil der Umstehenden erntete er Beifall dafür. Ein anderer Teil hielt die Tat für eine Schande. Die Polen sind in der Frage, wie der Opfer adäquat gedacht werden soll, gespalten – und das nur, weil es keine klaren Anweisungen von oben gibt, schreibt heute die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Projekt pomnika w rękach stołecznego konserwatora). Soll es ein Denkmal geben? Wenn ja, wie soll es aussehen? Wo soll es stehen? All diese Fragen seien bisher ungeklärt und so streitet das ganze Land darüber. Auch mit unangemessenen Mitteln.
Polen steht vor einer neuartigen Situation. Es gibt keine Bestimmungen darüber, wo neue Denkmäler aufgestellt werden können, erklärt Dziennik. Solche Entscheidungen werden in der Regel auf lokaler Ebene getroffen. Das Einfachste wäre, das Denkmal auf einem Privatgrundstück aufzustellen. Dann müssten nur der Besitzer und die jeweilige Gemeinde einwilligen. Schwieriger wird die ganze Angelegenheit, wenn das Denkmal auf öffentlichen Plätzen aufgestellt werden soll. Das schwierigste Unterfangen ist jedoch, eine Skulptur in der Umgebung von denkmalgeschützten Objekten zu platzieren. Dann müssen nicht nur die Verwaltungsorgane zustimmen, sondern auch noch der Denkmalschutzbeauftragte einer Stadt. Und im Falle eines möglichen Denkmals vor dem Präsidentenpalast hatte der Warschauer Denkmalschutzbeauftragte schon im Juli seine Zustimmung verweigert.
Was also, wenn eine Skulptur für die 96 Opfer nicht in Warschau, sondern in einer anderen polnischen Stadt, errichtet würde, fragt Dziennik. Viele Gemeinden bereiten sich schon jetzt auf diesen Fall vor. In Wroclaw zum Beispiel wurden neue Regeln zur Errichtung von Denkmälern geschaffen. Der oberste Grundsatz: Über das ganze Projekt wird in einem Wettbewerb entschieden. Viele Gemeinden sträuben sich aber schon gegen die Idee, das Denkmal bei sich aufzustellen. In Radom etwa gibt es schon jetzt Streit darüber, ob eine Skulptur in der Stadtmitte stehen darf oder nicht. Dabei sei noch gar nichts entschieden, schreibt Dziennik.      

 


RZECZPOSPOLITA: Triumphzug des elektronischen Buches


Auf dem polnischen Büchermarkt zeichnet sich eine Revolution ab, schreibt heute die Tageszeitung Rzeczpospolita auf ihrer Titelseite (Atak e-książek, papier w odwrocie?). Und zwar eine digitale. Im Herbst wird die Buchladen-Kette Empik beginnen, über ihre Homepage elektronische Bücher zu verkaufen. Gleichzeitig startet mit „iFormat“ die erste Firma, die sich im großen Stil mit der Produktion und der Verbreitung von elektronischen Büchern beschäftigt. Die Einführung des Apple-Tablet-Computers iPad auf dem polnischen Markt macht die digitale Revolution dann perfekt, schreibt die Zeitung.
Auch im Moment gebe es schon elektronische Bücher, aber sie seien doch eher eine  Randerscheinung. Der Handel nimmt durch ihren Verkauf pro Jahr umgerechnet über 2,5 Millionen Euro ein – das ist nur ein Bruchteil dessen, was mit richtigen Büchern verdient wird.
Doch das Interesse wächst, konstatiert die Zeitung. Internetgeschäfte machen schon jetzt einen Anstieg der Verkäufe um das Vierfache im Vergleich zum Vorjahr aus. Vor allem die Nachfrage nach wissenschaftlicher Literatur sei groß.
Noch ist Polen nicht perfekt auf die Revolution vorbereitet. Viele haben kein Vertrauen in die technischen Neuerungen und rechtliche Rahmenvereinbarungen mit den Autoren stehen auch noch nicht. Das alles müsse sich nun entwickeln – und zwar möglichst schnell, schreibt die Rzeczpospolita.

 

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