DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: EU-Botschafterposten gehen an das alte Europa
Polens Erfahrungen und Interessen spielen in der Europäischen Union keine Rolle. So lautet die bittere Erkenntnis, zu der die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna heute kommt, wenn sie über den neuen diplomatischen Dienst der EU schreibt (Polacy i gęsi w dyplomacji głosu nie mają). Auf Grundlage des Vertrags von Lissabon wurde dieser Dienst ins Leben gerufen und nun steht fest: von 115 Botschaftern, die die EU in Zukunft repräsentieren werden, kommt kein einziger aus Polen. Und insgesamt auch nur zwei aus den neuen, östlichen Mitgliedsstaaten. Alle anderen 113 Posten wurden wieder einmal unter den alten aufgeteilt, schreibt Dziennik. Der Großteil geht an Frankreich, Italien, Belgien und Deutschland. Ähnlich sieht es in der Zentrale des sogenannten Auswärtigen Dienstes aus: 90 Prozent der Mitarbeiter kommen aus der alten EU. Dabei hatte dessen Chefin, Catherine Ashton, versprochen, ihre Auswahl nach zwei Kriterien auszurichten: es sollte Ausgeglichenheit zwischen Männern und Frauen herrschen und in der geographischen Verteilung. Doch davon sei die Realität im Moment weit entfernt, so Dziennik.
Das Polnische Institut für internationale Angelegenheiten hat analysiert, dass nur zehn Prozent der EU-Delegationen von Frauen geleitet werden. Und der Löwenanteil der Posten ist in den Händen der elf alten Mitgliedsländer. Sie dominieren alles und unterdrücken damit die restlichen 16, zu denen auch Polen gehört. Diese Ergebnisse lassen keinen Zweifel daran, dass es tatsächlich ein Europa der zwei Geschwindigkeiten gibt, schreibt Dziennik.
GAZETA WYBORCZA: Initiative gegen den Werbeschild-Dschungel
Polnische Städte sind ein einziger Werbeschild-Dschungel. Auf riesigen Tafeln, an Häuserfassaden, am Straßenrand: überall wird man mit Werbung konfrontiert. Meist wird diese auch illegal platziert, denn die Stadtverwaltungen kommen mit dem Chaos nicht mehr klar. Das soll sich nun ändern, wie die Gazeta Wyborcza schreibt (Sprzątanie w reklamie). Eine Warschauer Initiative fordert ein Gesetz, das das Werbungs-Problem ein für alle mal löst. Die Regierung bringt jedoch einen anderen Vorschlag und beruft sich dabei auf Deutschland. Dort ist es jeder Gemeinde selbst überlassen, Richtlinien zu erlassen – passend zur jeweiligen Architektur und den Bedingungen im Ort. So können Gemeinden Werbeplakate sogar ganz verbieten, wenn sie nicht ins Stadtbild passen. Problem an dieser Art von Gesetzesänderung ist, dass sie nicht gegen bereits aufgestellte illegale Werbung hilft, schreibt die Gazeta Wyborcza. Denn die dürften die Gemeinden dann immer noch nicht entfernen.
Inzwischen lassen sich viele polnische Städte schon Alternativen zu einer gesetzlichen Lösung einfallen. Krakau zum Beispiel bietet allen Unternehmern kostenlose Werbung auf der städtischen Homepage an, wenn sie im Gegenzug ihre Werbeschilder mit dem stadteigenen Designer abstimmen. So soll Ordnung im öffentlichen Raum gewahrt werden, so die Gazeta Wyborcza.
RZECZPOSPOLITA: Polnische Computer-Spiele sind Exportschlager
Wiedźmin 2. So heißt der derzeit größte Exportschlager Polens, wie die Rzeczpospolita heute in ihrem Wirtschaftsteil schreibt (Gry polskim hitem eksportowym). Wiedźmin 2 ist ein Computer-Spiel und beschert seiner Herstellerfirma „CD Projekt“ dicke schwarze Zahlen auf dem Konto. Außerdem wurde es gerade auf der weltgrößten Spiele-Messe, der Gamescom in Köln, vorgestellt und dort von der deutschen Spiele-Zeitschrift „PC Games“ zum derzeit besten Computer-Spiel auf dem Markt gekürt. Um den Titel hatten sich über 500 Aussteller aus 33 Ländern mit ihren Produkten bemüht. Und das wird sich, da ist sich die Rzeczpospolita sicher, kräftig auf die Gewinne von CD Projekt auswirken. Bisher haben rund 1,5 Millionen Kunden Wiedźmin 2 gekauft und dafür umgerechnet insgesamt 2,25 Millionen Euro ausgegeben.
So erfolgreich das auch klingen mag: Im Vergleich zu den wirklich Großen der Branche sind es doch eher Peanuts, meint die Rzeczpospolita. Das weltweit beliebteste Spiel im vergangenen Jahr war „Call of Duty“ mit rund 12 Millionen verkauften Exemplaren. Dabei dürfe man aber nicht vergessen, so die Zeitung, dass hinter diesen Verkaufszahlen eine immense Werbemaschinerie stecke. Teilweise werden hunderte Millionen Dollar allein in die Vermarktung eines Spiels gesteckt. Das können sich verhältnismäßig kleine Firmen wie CD Projekt einfach nicht leisten. Umso bemerkenswerter sei der Erfolg der polnischen Spiele, meint die Rzeczpospolita.
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