GW/RZ: Feindselige Feierlichkeiten zur Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc
In Gdansk/Danzig sind gestern die Feierlichkeiten zur Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc zu Ende gegangen. Präsident Komorowski sagte in seiner Ansprache: „Solidarnosc bedeutet Freiheit. Und Freiheit bedeutet Freude, ein freier Mensch zu sein, ein freies unabhängiges Land und Volk zu sein. Solidarnosc das ist Lech Walesa und das sind diese 10 Millionen. Menschen, die vor 30 Jahren auf der richtigen Seite gestanden haben, auf der Solidarnosc-Seite. Wir haben einen Grund zum feiern und einen Grund stolz zu sein“ betonte Präsident Komorowski in seiner Rede.
Auch gestern fehlte es jedoch nicht an Feindseligkeiten, nachdem u.a. der Senatsmarschall und ehemaliger Streikanführer in einem offenen Brief an Regierung und Parlament dafür plädierte, dass die Regierung und nicht die Gewerkschaft Solidarnosc in der Zukunft diese Feierlichkeiten ausrichten sollte. „Die heutige Solidarnosc hat außer ihrem Logo nichts mehr mit der Tradition der damaligen Zeit und dem Mut ihrer Anführer während des Kriegsrechts zu tun“, heißt es u.a. in dem Brief.
Der Solidarnosc von heute wirft die Gazeta Wyborcza vor, die Nation zu teilen. Die Solidarnosc von 1980 sei pluralistisch und offen gewesen, die heutige sei nur eine Erweiterung der Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit PiS, schreibt das Blatt.
Krasnodebski: Deutsche Medien sind tendenziös
Der polnische Philosoph Zdzislaw Krasnodebski ist enttäuscht von seiner Lieblingszeitung FAZ. Jahrelang sei die Zeitung für ihn ein Muster an Zuverlässigkeit und Qualität gewesen. In jüngster Zeit ärgere er sich aber über eine angeblich zunehmend tendenziöse Berichterstattung. „Natürlich muss die Zeitung aus der Sicht Deutschlands die polnische Realität beurteilen. Aber man stellt diese Realität sehr einseitig dar“, schreibt Krasnodebski. So gebe es keine Artikel über die Glücksspielaffäre, die Privatisierungspläne oder Versäumnisse bei der Smolensk-Katastrophe. Das Bild Polens in der FAZ sei ähnlich wie in der Gazeta Wyborcza oder der Polityka – alles werde mit einer gewissen Naivität präsentiert. „Der Stand der deutschen Medien sollte uns zum Nachdenken zwingen“ schließt seinen Kommentar der Philosoph Krasnodebski.
Newsweek: Deutschland braucht polnische Fachkräfte
Nächstes Jahr wird Deutschland endlich seinen Arbeitsmarkt für polnische Arbeitnehmer öffnen. Eine neue Emigrationswelle in den Westen wird es eher nicht geben prophezeit das Magazin Newsweek. Nach Schätzungen der deutsch-polnischen IHK werden ca. 200-350.000 Polen in Deutschland Arbeit aufnehmen. Deutschland braucht Fachkräfte aus Polen, finden deutsche Experten. Nicht die Arbeitslosigkeit, sondern Fachkräftemangel wird in den nächsten Jahr das größte Problem Deutschlands sein, stellt Bundesminister Rainer Brüderle fest. Sein Vorschlag: deutsche Arbeitgeber sollten Begrüßungsgeld an polnische Immigranten zahlen. Diese Meinung vertritt auch Wolfgang Spiess von der Deutschen Industrie und Handelskammer. „Deutschland habe ein großes demographisches Problem. Bis 2030 werde die Zahl der Arbeitnehmer jährlich um 250.000 schrumpfen“, so Spiess für Newsweek.