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Ein Saudi-Araber klagt Polen an

22.09.2010

POLSKA/THE TIMES: Smolensk-Hinterbliebene fordern Exhumierung der Leichen   

Bereits Mitte Juli hatte die Frau des ehemaligen polnischen Vizepremiers, der bei der Smolensk-Katastrophe ums Leben gekommen war, die Exhumierung seiner Leiche gefordert. Damals hielten viele diese Entscheidung für verfrüht. Zu dieser Zeit schien sich die polnisch-russische Zusammenarbeit bei der Aufklärung des Flugzeugunglücks noch vorbildhaft zu entwickeln. Mittlerweile sieht das anders aus. Nach über fünf Monaten hat Moskau der polnischen Seite die Flugschreiber immer noch nicht ausgehändigt und das Wrack des abgestürzten Flugzeuges verkommt unter freiem Himmel auf dem Landeplatz in Smolensk. Kein Wunder, dass unter diesen Umständen immer mehr Familien die Exhumierung von Leichen der Opfer in Betracht ziehen, schreibt die Tageszeitung Polska/The Times (Coraz bliżej ekshumacji). Der Jurist Rafal Rogalski, der sechs Familien der Smolensk-Opfer repräsentiert, redet in einem Gespräch mit dem Blatt Klartext: Ein Teil der Familien fühle sich von der russischen Seite ins Bockshorn gejagt. Wie sollen die Polen die Ursachen und Umstände der Katastrophe klären, wenn ihnen weiterhin wichtige Beweismaterialien fehlen, darunter auch die Obduktions-Berichte, so Rogalski. Insgesamt haben sich bisher ca. 6, 7 Familien für die Exhumierung entschieden. Man muss aber mit weiteren Anträgen rechnen, schreibt das Blatt. Die polnische Staatsanwaltschaft wird die Anträge wahrscheinlich akzeptieren, denn die Verspätungen in der Übergabe von wichtigen Expertisen seitens Moskau seien beträchtlich, so Rogalski.     

 

RZECZPOSPOLITA: CIA-Gefangener klagt Polen an

Ein CIA-Gefangener klagt Polen an, lautet eine der Schlagzeilen in der heutigen Tageszeitung Rzeczpospolita (Wiezien CIA oskarza Polske). Es handelt sich um den Saudi-Araber Nasziri, der laut amerikanischen Berichten in einem geheimen CIA-Gefängnis in Polen gefangen gehalten wurde. Die Klage ist weltweit ein Präzedenzfall, schreibt das Blatt. Zum ersten Mal während des so genannten Krieges gegen den Terrorismus klagt ein CIA-Gefangener diese Institution an und gibt den Ort seiner Haft an. Das Dokument, das der juristische Vertreter Nasziris gestern der Warschauer Staatsanwaltschaft übergeben hat, ist sehr umfangreich - teils auf Polnisch, teils auf Englisch.

Laut den Berichten einer amerikanischen Presseagentur soll der Saudi-Araber in Polen in der Zeit von 2002 bis 2003 in Haft gewesen sein. Der Gefangene soll von amerikanischen Offizieren brutal verhört worden sein. Seit 2005, als die amerikanische Presse zum ersten Mal von geheimen CIA-Gefängnissen in Polen berichtete, widerspricht Warschau den Informationen. Ein Verfahren, das diese Angelegenheit klären soll, wurde erst 2008 begonnen.
Die Klage von Nasziri löste in Polen eine Welle von heftigen Reaktionen aus. Konstanty Miodowicz von der Regierungspartei PO meint, die These, dass der Saudi-Araber in Polen gefangen gehalten war sei absurd und es gebe keinerlei Beweise, die diese These im geringsten bestätigen würden. Jaroslaw Zielinski von der Oppositionspartei PiS meint dagegen, der Fall Nasziri werde jetzt weit und breit diskutiert, weil sich die polnische Regierung in dieser Angelegenheit sehr unbeholfen verhalten hatte. In der westlichen Presse würden immer wieder Informationen über Polen veröffentlicht, zu denen die Regierung in Warschau keine Stellung nimmt, so Zielinski.     

 

kk