Ein Postamt in jedem Dorf? Das gab es einmal...
GAZETA WYBORCZA: Rettungsplan für die Polnische Post
Ein Postamt in jedem Dorf? Das gab es einmal. Der Polnischen Post steht eine Restrukturierung bevor, berichtet heute die Tageszeitung Gazeta Wyborcza (Poctza znika ze wsi). Laut dem Chef des Unternehmens, Andrzej Polakowski, seien tiefgründige Veränderungen die letzte Chance für das Unternehmen, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Poczta Polska befindet sich in einer sehr schwierigen finanziellen Situation. Der Umsatz der Polnischen Post war im vergangenen Jahr um fast eine Viertelmilliarde Zloty niedriger als erwartet. Es mangelt an Geld, um die über 8000 Poststellen im ganzen Land zu finanzieren. Aus diesem Grund müssen fast 1500 Filialen geschlossen werden. Bislang bleibt jedoch unklar, wie viele Poststellen genau geschlossen werden. Klar ist, dass in erster Linie Postämter aus kleinen Städten und aus den Dörfern verschwinden werden.
Die Taktik des Unternehmens scheint logisch zu sein, schreibt das Blatt – über 90% der Filialen in Kleinstädten bringen Verluste. Die Post plant einen Großteil ihrer Filialen in private Hände zu übergeben. Laut dem Sprecher der Polnischen Post sei ein ähnlicher Trend in ganz Europa zu verzeichnen. Die Polen werden sich damit abfinden müssen, dass sie einen Brief oder ein Päckchen von einer Tankstelle aus oder von einem kleinen Lebensmittelgeschäft abschicken werden, schreibt das Blatt. Die Post überlegt auch eine Einführung von mobilen Poststellen. Damit ist ein spezielles Postauto verstanden, das jeden Tag durch mehrere Ortschaften fahren würde. Für sich will Poczta Polska nur die Filialen in größeren Städten behalten.
Gegen die Reformvorschläge des Vorstands der Polnischen Post richten sich Politiker der Bauernpartei PSL. Laut dem PSL-Politiker Janusz Piechocinski sei die Verwandlung von Postämtern in private Postagenturen eine schlechte Idee. Ein Postamt sei für ein Dorf genauso wichtig wie eine Kirche, eine Bushaltestelle oder eine Schule. Eine Schließung des Postamtes sei mit der Degradierung des Dorfes gleichzustellen, so Piechocinski für das Blatt Gazeta Wyborcza.
RZECZPOSPOLITA: Jeder zahlt für die eigenen Abfälle
Neues auch im Thema Abfallpolitik. Ab dem 1. Januar 2011 wird jeder, der Abfall produziert, für dessen Entsorgung zahlen müssen, schreibt heute die Tageszeitung Rzeczpospolita (Za smieci zaplci kazdy). Mit der Abfallentsorgung beschäftigen sich derzeit in Polen private Firmen. Obwohl das eine Pflicht ist, unterschreibt nicht jeder Eigentümer einen Vertrag mit einer Müllentsorgungsfirma. Darüber hinaus enthält die Gebühr für die Müllentsorgung die Kosten des Recyclings nicht. Außerdem, um weniger zu zahlen, täuschen manche Polen oft vor, weniger Müll als in der Wirklichkeit zu produzieren, schreibt Rzeczpospolita. Laut dem Vorschlag des Umweltministeriums, sollen die Polen nicht mehr privaten Firmen, sondern den Gemeinden für die Abfallentsorgung zahlen. Jede Gemeinde wird in einer Ausschreibung die beste Firma auswählen, die die Abfallentsorgung übernehmen wird. Laut Experten soll die Gebühr demnächst umgerechnet zwischen 2 und 5 Euro monatlich betragen. Zur Zeit zahlt der Bewohner eines Warschauer Wohnblocks für seinen Abfall ca. 1, 5 Euro.
Gegen die Vorschläge der Regierung richten sich selbstverständlich die privaten Müllentsorgungsfirmen. Für viele bedeutet die Neuerung des Gesetzes den Bankrott, so das Blatt Rzewczpospolita über die Revolution in der Abfallpolitik in Polen.
kk