RZECZPOSPOLITA: Wann verlassen polnische Truppen Afghanistan?
Vor dem NATO-Gipfel in Lissabon haben polnische Politiker gestern ihre gemeinsame Strategie abgestimmt, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita (Afganski odwrot za dwa lata). Präsident Bronislaw Komorowski sagte, dass der Rückzug der polnischen Soldaten aus Afghanistan noch vor dem Ende der NATO-Mission im Jahr 2014 erfolgen könnte. Schon 2012 wird das polnische Kontingent umgestaltet. Man werde sich verstärkt auf die Ausbildung von afghanischen Sicherheitskräften konzentrieren. Das solle auch der erste Schritt zum endgültigen Rückzug sein, zitiert das Blatt Präsident Komorowski. Die Aussage des Staatsoberhaupts bestätigt auch Premierminister Donald Tusk. Die Regierung werde alles dafür tun, damit der Rückzug der polnischen Truppen so schnell wie möglich erfolgen kann.
Die Entscheidung des Präsidenten und der Regierungspartei wird von der Opposition kritisiert, lesen wir in dem Blatt. Im Wahlkampf habe der Präsidentschaftskandidat Komorowski versprochen, die polnischen Soldaten würden Afghanistan so schnell wie möglich verlassen. Als Präsident habe er allem Anschein nach Probleme mit der Einlösung seiner Wahlversprechen, sagt Stanislaw Wziątek, Politiker der Linken. Marek Opioła von der Partei Recht und Gerechtigkeit meint, es sei ein Fehler gewesen, die Entscheidung direkt vor dem NATO-Gipfel bekannt zu geben. Somit verliere Polen eine gute Verhandlungsposition in den Gesprächen über die neue Strategie des Bündnisses.
Überhaupt nicht verwundert über die Entscheidung der polnischen Regierung ist Daniel Korski vom European Council on Forreign Relations in London. Der amerikanische Präsident habe bereits den Rückzug der US-Soldaten angekündigt, und der afghanische Präsident behauptet, seine Armee werde 2014 bereit sein, die Verantwortung für das Land zu übernehmen. Niemand wolle doch länger als die Amerikaner in Afghanistan bleiben, so Korski.
POLITYKA: Der Preis des Patriotismus
Wenn es um Patriotismus geht, ist für den Politiker der Oppositionspartei PiS, Wojciech Szczesny Zarzycki kein Preis zu hoch, berichtet die Wochenzeitschrift Polityka (Cena patriotyzmu). Nach dem Erreichen der Volljährigkeit sollte jeder Pole zusammen mit seinem Personalausweis auch den Text der polnischen Verfassung, die Nationalflagge in einem eleganten Etui sowie die polnische Hymne auf einem entsprechenden Datenträger in Empfang nehmen. Mit diesem Vorschlag wandte sich der Oppositionspolitiker an den Innenminister. Szczesny Zarzycki beschwert sich, die Polen würden ihren Patriotismus zu schwach demonstrieren. Er habe gesehen, welches Verhältnis die Amerikaner zu ihrer Nationalflagge und zum Patriotismus haben. In Polen sollte es ähnlich aussehen, so Szczesny Zarzycki. Das Ministerium steht dem Vorschlag skeptisch gegenüber. Er könnte zu einer großen finanziellen Belastung für die Ämter werden, die die Personalausweise ausstellen. In erster Linie müsse man sich daher auf die Erziehung und Ausbildung der Jugendlichen konzentrieren.
RZECZPOSPOLITA: Immer mehr polnische Kinder nutzen das Internet
Bei der Internetnutzung liegen polnische Kinder und Jugendliche im EU-Vergleich weit vorne. Das berichtet heute die Rzeczpospolita und beruft sich auf eine Studie der London School of Economics. Demnach nutzen in Polen bereits neunjährige das Internet. 96 Prozent der befragten Kinder gaben an, mindestens ein Mal pro Woche im Internet zu surfen. 72 Prozent sind sogar täglich online – das liegt weit über dem EU-Durchschnitt. Die Rzeczpospolita warnt jedoch vor übermäßigem Internetkonsum bei Kindern. Nicht selten seien Suchtverhalten, Schlaflosigkeit und eine Vernachlässigung des Soziallebens die Folge. Dies seien aber nicht die einzigen Gefahren. Rund ein Viertel der Befragten gab an, sich mit unbekannten Personen über das Internet zu kontaktieren, sieben Prozent haben sich schon einmal mit Online-Bekanntschaften getroffen. Jedes siebte Kind hatte im Internet schon Kontakt mit sexuellen Inhalten. Die Eltern wissen meist nur wenig über das Treiben ihrer Schützlinge. Über die Hälfte der Kinder verfügt über einen eigenen Computer mit Internetanschluss. Viele Eltern kontrollieren höchstens, wie viel Zeit die Kinder Online verbringen, nicht aber welche Inhalte sie sich ansehen. Das beklagt Agnieszka Pawlowska von der Stiftung Kidprotect.pl. Wie eine gute Kontrolle aussehen sollte, zeigt die Rzeczpospolita am Beispiel von Agnieszka Kaminska. Bis auf den ältesten Sohn müssen all ihre Kinder um Erlaubnis fragen, um im Internet zu surfen. Für das beste Mittel gegen ausufernden Internetkonsum hält die fünffache Mutter jedoch körperliche Aktivität. Ihr ältester Sohn, so Kaminska, treibe viel Sport und habe schlicht keine Zeit dafür, stundenlang vor dem Computer zu sitzen.