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Dürfen künftig Homo-Paare in Polen Kinder erziehen?

14.01.2011

WPROST: Elton sorgt für Empörung 

Er sei nur ein einfacher Entertainer, sagte während seines Konzertes in Polen im Jahre 2006 der britische Popsänger Sir Elton John. Er sei aber auch schwul und er habe gehört, dass die Homosexuellen kein einfaches Leben in Polen hätten, setzte der Brite seine Ansprache fort und appellierte: lasst die Schwulen in Ruhe, ihnen geht es einzig und allein um Liebe. Für sein Statement wurde Elton John vor fünf Jahren mit einem stürmischen Beifall belohnt. Die Wochenzeitschrift Wprost (Dwoch ojcow, dwie matki, jedno dyiecko) überlegt nun, ob die Polen heute genauso enthusiastisch reagieren würden, nachdem der Popstar Vater wurde und sein Kind mit dem langjährigen Partner großziehen will.
 
Der Chef der Kampagne gegen Homophobie Tomasz Szypula sagt, er sei glücklich, wenn er glückliche Eltern mit einem Kind sehe. Es sei ein wunderbares Bild: lächelnde Eltern und ein Säugling, schwärmt Szypula. Die Meinungen der polnischen Politiker zu diesem Thema sind aber geteilt. Dieser moralische Alptraum zeige, wohin die Legalisierung der Homo-Ehen führen könne, empört sich der Politiker des konservativen Flügels in der Regierungspartei PO Jaroslaw Gowin. Es gebe zwei Wege, ein Mensch zu sein: als Mann und als Frau. Und ein Kind brauche die Liebe von beiden. Die Liebe zweier Väter sei eine verstümmelte Liebe, so Gowin.
 
Diese Meinung teilt der ehemalige Politiker der konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit Marek Jurek: Der Staat müsse die Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann als eine Norm betrachten, und diese auch unterstützen. Andere Partnerschaften könne man tolerieren, aber sie dürften keine Unterstützung seitens des polnischen Rechtssystems verlangen.
 
Laut einem Bericht der Kampagne gegen Homophobie gibt es in Polen derzeit ca. 15 Tausend Kinder, die von Eltern des gleichen Geschlechtes erzogen werden. Es geht hier unter anderem um Frauen, die sich nach der Geburt des Kindes von ihrem Partner getrennt haben und mit einer Frau zusammenleben. Stirbt die biologische Mutter, hat, laut Gesetz, ihre Partnerin kein Recht auf das Kind.

 

NEWSWEEK: Polnische Wikipedia unter den Besten 

Die polnischen Mitautoren des freien Online-Lexikons Wikipedia gehören zur Weltspitze, lesen wir diese Woche in der Wochenzeitschrift Newsweek (Encyklopedyści znad Wisły). Anfang Januar gab es in dem Internet-Lexikon über 760 Tausend Einträge auf Polnisch. Mehr Begriffserklärungen findet man nur in der englischen (über 3 Millionen) sowie der deutschen und französischen (jeweils über 1 Million) Ausgabe von Wikipedia.
 
Die Geschichte des bekanntesten Online-Lexikons geht in Polen auf das Jahr 2001 zurück. Damals ist der Mitarbeiter des Physik-Instituts der Polnischen Akademie der Wissenschaften Pawel Jochym auf die Wikipedia im Internet gestoßen und versuchte sie für die polnische Sprache zugänglich zu machen. Der erste Eintrag auf Polnisch bezog sich auf die bodesche Regel. Dabei handelt es sich um eine einfache mathematische Regel, die es erlaubt, die Abstände der meisten Planeten von der Sonne zu berechnen.
Heute bereichert sich die polnische Wikipedia um durchschnittlich 270 Einträge pro Tag. Mehrere hundert werden täglich aktualisiert.
 
Die Entstehungsgeschichte des Online-Lexikons verlief nicht immer reibungslos. Mehrere Jahre lang haben die polnischen und deutschen Beiträger zur Wikipedia um Gdansk oder, wenn Sie wollen, um Danzig gestritten. Es ging darum, welcher Ortsname in der englischsprachigen Wikipedia fungieren soll. Die Einträge der polnischen Internetnutzer wurden nach wenigen Minuten von den deutschen Internetnutzern kassiert und umgekehrt. Erst nach längerer Zeit wurde ein Konsens erreicht: der Name „Danzig“ bezog sich auf die Zeit bis 1945 und tauchte in den Biographien der Deutschen auf. „Gdansk“ dagegen wurde in den Einträgen über die Geschichte nach 1945 verwendet und war in den Biogrammen der Polen zu finden.  

 

POLITYKA: 20 Jahre nach dem Vilniusser Blutsonntag

Diese Woche erinnert die Polityka an den schwierigen Weg zur Unabhängigkeit, den Litauen vor über zwei Jahrzehnten eingeschlagen hat und der mit einem Massaker am 13. Januar 1991 einen Wendepunkt erreichte. Nach den Perestrojka-Reformversuchen Gorbatschows in der Sowjetunion, erklärte sich die damalige Sowjetrepublik Litauen 1990 zum souveränen Staat. Das war der Anfang vom Ende der Sowjetunion, schreibt die Wochenzeitschrift.
 
Moskau war sich der Gefahr bewusst. Auf Vilnius' Straßen tauchten sowjetische Soldaten auf. Am 13. Januar 1991 versuchten pro-sowjetische Militärkräfte den Fernsehturm in der Landeshauptstadt zu besetzen und die junge Demokratie mit Panzern zu stürzen. 14 jugendliche Demonstrierende sind dabei ums Leben gekommen, mehrere hundert wurden verletzt. „Schon einmal habt ihr uns 1940 befreit, jetzt versucht ihr es wieder, wann wollt ihr es endlich lassen“, hat die Menschenmenge den sowjetischen Militärs zugerufen. Die Militäraktion löste eine Welle von Kritik sowohl in der Sowjetunion als auch im Ausland aus. In Reaktion auf die brutale Niederschlagung der Freiheitsbewegung gaben im Februar 1991 85 % der Litauer in einer Volksabstimmung ihr ‚Ja‘ zu der Unabhängigkeit des Landes. Somit war die erste Sowjetrepublik frei.  

 

Autor: Kuba Kukla

Redaktion: Adam de Nisau