http://www2.polskieradio.pl/eo/dokument.aspx?iid=148826

„Uważam Rze“

07.02.2011

GW: Das Bermuda-Dreieck ist besser bekannt als das Weimarer

Kritisch uns skeptisch sind die Artikel der Rzeczpospolita und der Gazeta Wyborcza im Bezug auf den heutigen Weimarer-Dreieck Gipfel im Warschauer Schloss Wilanow. Die Gazeta Wyborcza sieht ein Fünkchen Wahrheit im britischen Witz, laut dem das Bermuda-Dreieck besser bekannt und erforscht ist, als das Weimarer. Die Gipfeltreffen des Weimarer Dreiecks hätten nur emotional-symbolischen Wert, schreibt das Blatt. Polens Präsident Komorowski ist jedoch anderer Meinung. In einem Namensartikel in der Gazeta Wyborcza schreibt er, das Weimarer Dreieck könnte Polen bei der Durchsetzung wichtiger Ziele im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft unter die Arme greifen. Etwa bei den Themen Sicherheit, Unionsbudget und Östliche Partnerschaft, schreibt Komorowski. Anderer Meinung ist das Blatt Rzeczpospolita. Als sinnlos wird diese Initiative von der Zeitung bezeichnet. Das Weimarer Dreieck wurde einst gegründet, um Polen den Weg zurück in die Mitte Europas zu ebnen. Diese Mission hat das Forum inzwischen erfüllt. Seit dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 verzeichnet das Dreieck eine Phase der Orientierungslosigkeit, schreibt das Blatt.

Wie sieht also die Zukunft dieser Initiative aus? Wenn man die blinde Liebe der Deutschen und Franzosen zu Russland in Betracht nimmt und dazu noch die polnischen Annäherungsversuche an Moskau dazu zählt, dann sollte man vielleicht die geometrische Figur in ein Viereck ändern, schließt ironisch die konservative Rzeczpospolita.

 

„Uważam Rze“

Polens Medienmarkt hat ein neues Wochenmagazin. Heute ist die erste Ausgabe des Magazins „Uwazam Rze“ (zu Deutsch „Ich denke, dass“) erschienen. Das Wochenblatt soll ein publizistisches Gegengewicht zu den drei größten Wochenmagazinen Polityka, Wprost und Newsweek bilden. Chefredakteur Pawel Lisicki sieht sein Magazin als konservativ-liberal, so wie es einmal das Magazin Wprost (Direkt) war. Doch nach den Veränderungen bei Wprost sei in dem Bereich des politischen Spektrums eine publizistische Lücke entstanden, meint Lisicki. Diese Lücke sollen nun die Lichtfiguren der konservativen polnischen Publizistik füllen: Semka, Wildstein, Zaremba um einige Namen zu nennen. Der Aufmacher des neuen Magazins ist ein kritischer Artikel  über die inneren Querelen in der regierenden Partei PO. 


GAZETA WYBORCZA: Die neuen Bürger kommen

Die Tageszeitung Gazeta Wyborcza beschreibt eine neue soziale Schicht. Es ist das so genannte Neue Bürgertum. Der Soziologe, Doktor Pawel Kubicki erklärt das Phänomen. Es sind 30-, 40-jährige, für die der Lebensstil, den eine große Stadt bietet, die Grundlage ihrer Identität ist. Die Beziehung zu ihrer Stadt, sei es Warschau, Krakau oder Breslau ist stärker als die Verbindung zum Staat Polen oder zum polnischen Volk, meint der Psychologe. Diese Menschen schätzen solche Werte, wie Offenheit, Toleranz und ökologischer Lebensstil. Die neue Generation flieht nicht in Familienhäuser außerhalb des Stadtzentrums, sondern bleibt im Stadtkern und konsumiert die Großstadtkultur mit ihren Kinos, Kaffees und Theatern.

Die heranwachsende Generation versucht auch die Vergangenheit der jeweiligen Heimat-Städte zu entdecken. Wroclaw und Gdansk haben es geschafft, die deutsche Vergangenheit zu verarbeiten und zu vermarkten. In Krakau gehört der, einst jüdische, Stadtteil Kazimierz zu den angesagtesten Orten der kleinpolnischen Metropole. Das alles dank dem Neuen Bürgertum, das Unionsgelder für die Vermarktung der Städte gewinnt.

 

Autor: Joachim Ciecierski

Redaktion: Adam de Nisau