UWAŻAM RZE: Das Flugzeugwrack verstellt die positiven Ereignisse
In der ersten Ausgabe der neuen polnischen Wochenzeitschrift Uważam Rze (Wojna z PiS już nie wystarczy) finden die Leser unter anderem ein umfangreiches Interview mit Sejmmarschall Grzegorz Schetyna. Auf die Frage nach der Bilanz der polnisch-russischen Beziehungen in den letzten vier Jahren antwortet der PO-Politiker, es sei in dieser Zeit viel Gutes geschehen. Doch alles wurde inzwischen von der Smolensk-Katastrophe überschattet. Das war vorauszusehen, sagte Schetyna. Hätte es aber das Flugzeugunglück vom 10. April nicht gegeben, würden wir die beidseitigen Beziehungen aus der Perspektive des Treffens auf der Westerplatte zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des zweiten Weltkriegs betrachten. Ein anderes wichtiges Element der beidseitigen Beziehungen sei das Treffen des polnischen und russischen Premiers am 7. April bei den Gräbern der polnischen Soldaten in Katyn gewesen. Es seien sehr wichtige Gesten gewesen, darüber waren sich in Polen alle einig. Heute haben wir das schon vergessen. Diese Ereignisse werden nun von dem Wrack der abgestürzten Präsidentenmaschine überschattet, sagt Sejmmarschall Schetyna.
Auf die Frage, wer für die sinkende Wählerzustimmung der Regierungspartei PO verantwortlich sei, antwortet Schetyna, es gäbe mehrere Gründe für die Missgunst der Wähler in den letzten Wochen. Der Politiker nennt unter anderem die Erhöhung der Mehrwertsteuer, das Chaos bei der Bahn, die Kürzungen beim Ausbau des Straßennetzes und letztendlich auch den Streit um den Abschlussbericht Moskaus zu der Flugzeugkatastrophe von Smolensk. Es bleibe bis zu den kommenden Wahlen im Herbst noch genügend Zeit, um den Menschen zu erklären, dass die unternommenen Schritte nötig gewesen waren. Die Bürgerplattform regiere bereits seit vier Jahren. Es war klar, dass die hohe Zustimmung irgendwann mal auch sinken werde, so Grzegorz Schetyna in der Wochenzeitschrift Uwazam Rze. .
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Harte Zeiten für Donald Tusk
Die letzten Monate sind eine schwierige Zeit für den polnischen Premierminister Donald Tusk gewesen. Sowohl im Inland als auch auf der internationalen Ebene erntet der polnische Regierungschef Kritik, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe dem polnischen Premierminister eine Lektion des politischen Realismus erteilt, meint der Oppositionspolitiker Marek Migalski in dem Blatt. Der Politiker beruft sich dabei auf einen Spiegel-Artikel über das letzte EU-Gipfeltreffen. Donald Tusk soll das Wirtschaftskonzept von Berlin und Paris als einen Versuch, ein Europa der zwei Geschwindigkeiten zu schaffen, angegriffen haben. Er könne sich vorstellen, dass Tusk auf Merkel wütend sein müsse, meint Migalski. Sie habe sein Vertrauen strapaziert. Laut Migalski habe Merkel ihrem polnischen Kollegen gezeigt, wie wenig Rücksicht sie auf ihn nehmen würde. Drei Jahre des Lächelns und Händeschüttelns seien in Grunde eine Fassade gewesen, hinter der ein brutaler Kampf um eigene Interessen wütete. Deutschland und Frankreich kümmern sich allein um ihre eigenen nationalen Interessen, und ignorieren dabei Polen, so Migalski in Dziennik/Gazeta Prawna.
GAZETA WYBORCZA: Mehr Polen in Berlin
Der wichtigste polnische Akzent bei der diesjährigen Berlinale wird der Film des jungen Regisseurs Jan Komasa sein, schreibt die Tageszeitung Gazeta Wyborcza (Wiecej nas w Berlinie). Sein Film “Sala samobojcow/Der Saal der Selbstmörder” wird in der anerkannten Reihe Panorama Special gezeigt. Nur einmal, vor fünf Jahren haben es gleich drei polnische Filme in die wichtigsten Sektionen geschafft. Obwohl der Berlinale-Chef sich meistens gut über das polnische Kino ausgesprochen hatte, feierten polnische Filmemacher äußerst selten Erfolge bei dem renommierten Festival. Vielleicht wird die diesjährige Edition des Festivals zu einem Durchbruch, schreibt die Gazeta Wyborcza.