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Kontroversen um Bartoszewski-Interview für „Die Welt“

03.03.2011

Rzeczpospolita: Kontroversen um Bartoszewski-Interview für „Die Welt“

Die Rzeczpospolita berichtet heute über Kontroversen zu dem neuesten Interview von Wladyslaw Bartoszewski für „Die Welt“. Im dem Gespräch mit dem polnischen Korrespondenten der Welt Gerhardt Gnauck hatte der ehemalige Auschwitz-Häftling und derzeitige polnische Beauftragte für deutsch-polnische Beziehungen gesagt, dass er während des Zweiten Weltkriegs weniger Angst vor den Deutschen hatte, als vor den polnischen Nachbarn, dass sie ihn verraten könnten.
Einige polnische Historiker und Politiker reagierten auf diese Aussage kritisch. Es sei nicht gut, dass Wladyslaw Bartoszewski so etwas in einem Interview für eine deutsche Zeitung gesagt habe, betont in der Rzeczpospolita der Historiker Wojciech Roszkowski. „Ich befürchte, dass solche Meinungen von den Deutschen missbraucht werden können, die versuchen die Geschichte des Zweiten Weltkriegs neu zu schreiben“, so Roszkowski. Empört sind auch Mitglieder der Kaczynski-Partei Recht und Gerechtigkeit. Die Tochter des bei Smolensk verunglückten Staatspräsidenten Lech Kaczynski Marta Kaczynska hat in ihrem Blog Bartoszewski dazu aufgerufen, aufzuhören, dem Image Polens zu schaden.
Ein Teil Kommentatoren nimmt Bartoszewski in Schutz. Der Berater von Staatspräsident Bronislaw Komorowski Tomasz Nalecz räumte ein, dass man nicht immer nur die gepuderte Version der polnischen Geschichte präsentieren sollte. „Wladyslaw Bartoszewski spricht schwierige Themen an, aber so sah die Realität während der Besatzung nun mal aus“, so Nalecz in der Rzeczpospolita. Bartoszewski selbst erklärte zu dem Interview, dass er mit Gnauck zwei Stunden gesprochen habe und nicht gewusst hätte, was davon gedruckt werden würde.

Gazeta Wyborcza: Umstrittener Chef im ECS

Die Gazeta Wyborcza bringt eine kurze Notiz zu den Kontroversen um die Wahl von Basil Kerski zum neuen Chef des Solidaritäts-Zentrums ECS. Nachdem die Entscheidung publik wurde, hatte der Friedensnobelpreisträger und ehemalige Solidarnosc-Anführer Lech Walesa angekündigt, aus dem ECS auszutreten. Walesa hatte auf den ehemaligen Solidarnosc-Aktivisten Bogdan Lis als neuen Direktor gesetzt. Der Danziger Stadtpräsident Pawel Adamowicz sagte der Rzeczpospolita dazu: „Was die Reaktion von Lech Walesa betrifft, hoffe ich, dass er die Sache noch einmal überdenkt und dem neuen Direktor eine Chance gibt. Kerski kennt Danzig und Polen und hat gleichzeitig auch eine gewisse Distanz zu dem Umfeld, das die Geschichte der Solidarnosc geprägt hat. Das ist wichtig, wenn ECS eine europäische und keine provinzionelle Institution sein soll“, so Adamowicz. Auch Kerski sucht einen Dialog mit Walesa. „Ich kann mir das ECS ohne Lech Walesa nicht vorstellen. Ich werde versuchen, mich mit dem ehemaligen Präsidenten zu treffen“, so Kerski in der Gazeta Wyborcza.


Dziennik: Mehr polnische Musik im Radio

Mehr Sendezeit für polnische Musik– das ist nur eine Neuerung, die ein Gesetzesentwurf des polnischen Parlaments vorsieht.  Änderungen seien auch im Fernsehen und Internet möglich, schreibt die Zeitung Dziennik.
Geht es nach den Plänen der Abgeordneten, stammt bald über ein Drittel der Musik im Radioprogramm von polnischen Künstlern. Die Mehrheit der Lieder soll in der Zeit zwischen fünf Uhr morgens und Mitternacht ausgestrahlt werden. Damit soll die hiesige Musiklandschaft gestärkt werden , sagte im Dziennik Urszula Augustyn, Abgeordnete der Platforma Obywatelska.

Zudem plädierten viele Politiker dazu, Werbung in Filmen, Serien sowie in Sport- und Unterhaltungssendungen zuzulassen. Künftig sei dazu nur ein Hinweis vor Beginn der Ausstrahlung nötig, heißt es aus dem Sejm.

Eine weitere mögliche Änderung betrifft laut Dziennik Anbieter von Internetfernsehen. Letztere müssten sich in Zukunft in ein entsprechendes Register eintragen lassen. Was der öffentlichen Sicherheit dienen solle, schreibt Dziennik, bezeichnete die Abgeordnete Elżbieta Kruk  als „präventive Zensur“.  Sämtliche Parlamentsparteien haben sich bislang jedoch für die Umsetzung des Gesetzesentwurfes ausgesprochen.

Rzeczpospolita: Plädoyer für mehr Transparenz im Hochleistungssport

Ein Dauerbrenner in den polnischen Medien war in dieser Woche die Nutzung von Asthmamitteln im Skilanglauf. Anlass dazu war die doppelte Silbermedaille der polnischen Skiläuferin Justyna Kowalczyk bei den Weltmeisterschaften in Oslo. Kowalczyk musste sich dabei zwei Mal nur ihrer Erzrivalin Marit Bjoergen aus Norwegen geschlagen geben. Und die nimmt Asthmamittel zu sich, die das Lungenvolumen nachweisbar erweitern. Ist das unlauterer Wettbewerb? Diese Frage bewegte in dieser Woche wieder viele Sportfans in Polen.
Die Rzeczpospolita bringt dazu ein Interview mit dem Medizin-Professor Kazimierz Roszkowski. Roszkowski bestätigt darin, dass Asthmamittel die Chancen von asthmakranken und gesunden Sportlern nicht nur ausgleichen, sondern Asthmatikern einen Wettbewerbsvorteil gewährleisten. Besonders beim Skilanglauf. Denn die Mittel erweitern nicht nur am Start die Lungenkapazität, sie verhindern auch, dass die Bronchien sich in der Kälte zusammenziehen – ein Vorteil, den gesunde Sportler nicht haben. Roszkowski spricht sich daher dafür aus, dass zum Hochleistungssport nur gesunde Sportler zugelassen werden. Eine andere Lösung wäre, dass die Kranken starten dürfen aber nur wenn sie auf Hilfsmittel verzichten. Das würde den Hochleistungssport wieder transparenter und fairer machen. Und es wäre auch gesünder für die Sportler, denn die starken Asthmamittel haben viele Nebenwirkungen, so Roszkowski in der Rzeczpospolita.

Autor: Adam de Nisau, Paul Sklorz

Redaktion: Joachim Ciecierski