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Polen meiden den deutschen Arbeitsmarkt
29.07.2011
RZECZPOSPOLITA: Polen meiden den deutschen Arbeitsmarkt
Der deutsche Arbeitsmarkt ist offen, aber die polnische Arbeiterwelle bleibt aus. Wie die Zeitung Rzeczpospolita heute informiert, sind seit Mai gerade einmal 15 000 Polen nach Deutschland gefahren, um Arbeit zu suchen. Dabei werden dort Fachkräfte im Moment so dringend gesucht. Selbst Schuld, sagen Experten. Die Deutschen haben aus Angst vor billigen Arbeitnehmern aus dem Osten ihren Arbeitsmarkt viel zu spät geöffnet. Die meisten Polen haben ihr Glück und gutes Geld nun schon in Großbritannien oder Irland gefunden. Nun blasen die Deutschen zur Großoffensive. Derzeit ist ein Bus in den westlichen Regionen Polens unterwegs, der im Auftrag deutscher Firmen versucht, polnische Fachkräfte abzuwerben. Außerdem locken die deutschen Arbeitgeber mit kleinen Anreizen wie kostenlosen Sprachkursen. Und wenn das alles nichts hilft, springt eben das Bundesarbeitsministerium ein: Ab August wird die Plattform Work Service im Internet gestartet, die deutsche Arbeitgeber und polnische Arbeitnehmer zusammenbringen soll. Denn, so sind Experten überzeugt, die Polen wissen einfach nicht, an wen sie sich wenden sollen, um einen Job in Deutschland zu finden, schreibt die Rzeczpospolita.
NEWSWEEK: Holländer sind auf polnische Arbeiter angewiesen
Davon, was den Deutschen fehlt, haben die Holländer zu viel: Polen. In der Vergangenheit haben die Massen an polnischen Arbeitern immer wieder für Unmut in der niederländischen Bevölkerung gesorgt. Politiker haben gefordert, Polen möge seine Obdachlosen und Bettler wieder zurückholen. Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite, wie die Wochenzeitschrift Newsweek schreibt. So würden viele Betriebe nämlich Pleite gehen, wenn die Polen wieder abreisten. Vor allem auf dem Dorf, wo große Tomaten- oder Blumenfarmen stehen, werden günstige Arbeitskräfte dringend gebraucht. Die Polen haben einen guten Ruf. Sie sind gebildet, fleißig, zuverlässig und bescheiden.
In der Stadt sehen das die Menschen freilich anders. Die Polen, die nach Amsterdam oder Rotterdam kommen, können sich meist keine Wohnung leisten und sind auf Suppenküchen angewiesen. Viele Niederländer ärgert, dass die Polen auf ihre Kosten leben. Politiker nutzen die Panik aus und wollen Polen das Arbeiten in den Niederlanden wieder verbieten.
Deswegen haben einige kleine Gemeinden nun eine Aktion gestartet. Sie bieten den Polen an, sich und damit auch ihre Arbeit in dem jeweiligen Ort zu registrieren. Dann bekämen sie bei vielen behördlichen Dingen Unterstützung und hätten Rechte. So hoffen die niederländischen Gemüsebauern, ihre wertvollsten Arbeitskräfte zu halten, schreibt Newsweek.
POLITYKA: Den Polen geht die Lust am Euro verloren
Den Polen geht die Lust am Euro verloren. Das schreibt die Wochenzeitschrift Polityka und spricht darüber mit dem Vorsitzenden der Polnischen Nationalbank Marek Belka. Der wiederum fragt: „Wundert Sie das, dass die Polen den Euro im Moment nicht haben wollen?“ Es war unter anderem Marek Belka, der in der großen Erhebung mit dem Namen „Gesellschaftsdiagnose“ die Frage einbinden wollte: Soll der Euro in Polen eingeführt werden?
Belka hatte erwartet, dass das Ergebnis negativ ausfällt. Aber das habe nichts zu bedeuten, meint er. Es ginge nur darum, eine Vergleichsgrundlage zu schaffen. In drei, vier Jahren, wenn es ernst werde und die Euroeinführung zur Debatte stehe, könne man die Menschen noch einmal fragen. „Und dann werden wir sehen können, wie dynamisch sich die Unterstützung für den Euro entwickelt hat“, sagt der Vorsitzende der Polnischen Nationalbank in der Polityka.
Autor:Elisabeth Lehmann
Redaktion: Adam de Nisau