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„Tusk ist unpünktlich und ein rücksichtsloser Machtmensch“

15.09.2011
Rzeczpospolita: „Tusk ist unpünktlich und ein rücksichtsloser Machtmensch“

Wieder einmal sind Diplomaten-Depeschen der Enthüllungsplattform Wikileaks aufgetaucht. Und wieder einmal kommt die polnische Politik nicht übermäßig gut weg. So zitiert die Zeitung Rzeczpospolita heute aus den Aufzeichnungen amerikanischer Diplomaten aus dem Jahr 2006: „Premierminister Jaroslaw Kaczynski hat sehr wenig Erfahrung in der Außenpolitik. Er hat keinerlei Vision, wenn es um Deutschland oder Russland geht. Aber er identifiziert sich instinktiv mit den USA.“ Auch Donald Tusk, damals noch Oppositionsführer, wird nicht unbedingt schmeichelhaft beschrieben. So heißt es: „Früher war er nicht wirklich als ernsthaft und fleißig bekannt. Er flüchtete so oft es ging aus Warschau, um so viel Zeit wie möglich in seinem geliebten Danzig zu verbringen. Seine Unpünktlichkeit war legendär.“ Außerdem sei Tusk rücksichtslos und ein Machtmensch, der Gegner in der eigenen Partei einfach ausschalte. Erst als Tusk Regierungschef wurde, stellten ihm die amerikanischen Diplomaten ein besseres Zeugnis aus: „Tusk wandelt sich zu einem echten Premierminister. Er hat die Fähigkeit, zu lernen, seine Ansichten zu wechseln und Kompromisse zu suchen“, ist in der Rzeczpospolita zu lesen.




DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Die polnische Bevölkerung schrumpft schneller als erwartet

Die Polen werden immer weniger. Zu diesem ernüchternden Schluss kommt heute die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Zwar redeten in den vergangenen Jahren alle von einem Babyboom und auch die Zahlen stimmten positiv. Doch nun ist die Phase des Optimismus vorbei. Aus den neuesten Zahlen der Staatlichen Statistikbehörde GUS geht hervor, dass im ersten Halbjahr 2011 rund 192 000 Kinder geboren sind. Gleichzeitig sind aber 194 000 Menschen gestorben. Die  Bevölkerung schrumpft also. Gründe für die niedrigen Geburtenzahlen gibt es viele: Die schlechte wirtschaftliche Lage vieler junger Menschen, das schleppende Wirtschaftswachstum im Land oder die katastrophale Familienpolitik, meint die Zeitung. Eigentlich, so hatten die Statistiker erwartet, sollte die Bevölkerung noch bis mindestens 2013 kontinuierlich wachsen. Nun ist es anders gekommen und das überraschte selbst Experten, schreibt Dziennik.




RZECZPOSPOLITA: Städte zahlen für Image-Gewinn gerne drauf

Die EU-Ratspräsidentschaft ist nicht nur für Polen an sich eine große Chance, sondern auch für die polnischen Städte. Sie haben während der laufenden sechs Monate die Möglichkeit, sich der europäischen Elite zu beweisen. So findet zum Beispiel das renommierte Treffen von  Finanzexperten aus aller Welt  morgen in Wroclaw statt. Auch viele andere Städte hatten sich um die Ausrichtung des Gipfels beworben, doch die Wahl fiel auf Schlesien. Breslau habe, so die Begründung, eine große Dichte an Konferenzzentren und Luxushotels. Man müsse den internationalen Gästen schließlich etwas bieten. Im Kampf um die Ausrichtung der EU-Treffen konnten sich auch Warschau, Poznan, Krakau und die Dreistadt Danzig, Gdynia und Sopot durchsetzen. Doch nicht selten bezahlen die Städte einen hohen Preis für den Imagegewinn. Sie investieren nicht nur Millionen in den Ausbau von Konferenzzentren, sondern übernehmen auch einen Teil der Marketingkosten, stellen kostenlose kulturelle Angebote oder die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zur Verfügung. Und die Finanzierung der offiziellen Empfänge liegt auch auf Seiten der Stadt, schreibt die Rzeczpospolita.  


Autor: Elisabeth Lehmann
Redaktion: Joachim Ciecierski