GAZETA WYBORCZA: Politisches Kopf-an-Kopf-Rennen
Die anstehenden Parlamentswahlen sind in diesen Tagen das heißeste Thema in der polnischen Presse. Drei Wochen vor dem großen Finale erreichte die Oppositionspartei PiS ihr bestes Ergebnis in diesem Jahr. Die Regierungspartei PO verliert dagegen die Zustimmung der potenziellen Wähler, schreibt die Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Es war kein guter Anfang des Schuljahres für die Regierung. Neue Kindergartengebühren und hohe Preise für Schulbücher haben wohl die Zustimmung für die Regierungspartei geschwächt. Außerdem führe, laut Experten, die oppositionelle Recht und Gerechtigkeit ihre Wahlkampagne viel gekonnten als die Regierungspartei durch.
Der PO-Abgeordnete Rafal Grupinski meint, die Wählerzustimmung für die Regierungspartei wäre stabil. Die oppositionelle PiS hätte in den letzten Tagen zwar bessere Ergebnisse erzielt. Doch den Grund dafür sehe Grupinski in dem frühen Start der PiS-Wahlkampagne und in der großen Aktivität Kaczynskis in den Medien. Jaroslaw Kaczynski trete zwar oft in den Medien auf, habe aber eigentlich nichts zu sagen. Dennoch funktioniere das irgendwie, so Grupinski.
Die regierende PO will ihren eigentlichen Wahlkampf erst beginnen. Seit Montag bereist Premierminister Donald Tusk und seine Minister mit einem speziellen Bus das Land, um in kleineren Ortschaften die Wähler zu mobilisieren.
POLSKA/THE TIMES: Tusk-Bus fährt durch Polen
Seit dem Anfang der Woche fährt der Tusk-Bus durch Polen. Doch die Reisen sind für den Regierungschef alles andere als angenehm, berichtet die Tageszeitung Polska/The Times. Gestern weilte Donald Tusk in den zentralpolnischen Ortschaften Piastow und Zyrardow. Die Visiten lösten in beiden Städten heftige Emotionen aus. In Piastow wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Schluss mit den Lügen“ ausgehängt.
In einem Gespräch mit den Journalisten sagte Tusk, dass bei den kommenden Wahlen jedes Wahlergebnis möglich sei. Sowohl die Regierungspartei als auch die größte Oppositionspartei PiS hätten große Chancen auf einen Erfolg.
In den kommenden Tagen plant der Regierungschef Großpolen sowie den Norden des Landes zu besuchen.
WPROST: Was geht in den Köpfen der Jugendlichen vor?
Das Verhältnis zwischen dem Wahlergebnis und den politischen Entscheidungen der jüngsten Wähler greift in seinem Kommentar die Wochenzeitschrift Wprost auf. In diesem Jahr werden fast 2 Millionen Wähler zum ersten Mal in ihrem Leben zu den Wahlurnen gehen. Was in den Köpfen der jungen Polen vor sich geht, weiß keiner. Man kann jedoch vermuten, dass diese Partei, die die Gunst der jungen Polen gewinnen wird, die Macht in Polen für die kommenden 4 Jahre übernehmen wird. Da die Welt der Erwachsenen in zwei gleich große, zerstrittenen Lager geteilt ist, haben die jungen Polen das entscheidende Wort.
Wprost überlegt auch, wieso sich viele junge Polen von der Regierungspartei nicht angesprochen fühlen. Die PO hat viele von ihnen auf dem Weg in ihr erwachsenes Leben begleitet. Sie haben keine Ahnung davon, was es früher gab. Sie sehen nur, wie es heute ist. Sie sehen um sich herum unzählige Baustellen, ihre älteren Kollegen suchen mühevoll nach einem Job, viele ziehen die Emigration in Erwägung. Irgendwo über ihren Köpfen redet Premierminister Donald Tusk vor sich hin. Nie hat er sie direkt angesprochen, nie hat er eine Universitätsaula besucht, um mit den Studenten zu diskutieren. In diesem Kontext scheint die Oppositionspartei PiS eine reale Alternative zu sein. Kaczynskis Partei wirkt frisch, und akzeptiert die uns umgebende Welt nicht kritiklos.
Die größte Sünde der polnischen Politiker bestehe darin, dass sie junge Menschen ignorieren. Vor 4 Jahren hat PiS die Wahlen verloren, weil die Jungen den schwermütigen Bildungsminister loswerden wollten. Die jetzige Regierungspartei hat daraus aber keine Schlüsse gezogen, so Wprost.
Autor: Kuba Kukla
Redaktion: Malte Hildebrand