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Spannung auf den Machtspitzen

12.10.2011

GAZETA WYBORCZA: Erst Spannungen auf den Machtspitzen

In einem Interview für die Wochenzeitschrift Polityka sagte Premierminister Donald Tusk, er werde sowohl dem Präsidenten als auch dem  Koalitionspartner, der Bauernpartei PSL vorschlagen, die Regierung erst im Januar umzustrukturieren. Bis zum Ende der polnischen EU-Ratspräsidentschaft wolle Tusk keine wichtigen Personalentscheidungen treffen, heißt es. Diese Aussage gefällt nicht dem polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski. Laut Verfassung schlägt das Staatsoberhaupt den Kandidaten für den Posten des Regierungschefs vor. Mit seiner Aussage habe sich Donald Tusk selber für den Posten des Premiers vorgeschlagen, schreibt die Tageszeitung Gazeta Wyborcza.

Bereits am Sonntag hat Präsident Komorowski Gespräche mit allen Parteien angekündigt, die den Einzug in das neue Parlament geschafft haben. Erst nach der Gesprächsrunde sollte Komorowski den Kandidaten für den Posten des Regierungschefs vorschlagen, meint ein enger Mitarbeiter von Bronislaw Komorowski und fragt: Worüber soll sich der Präsident denn nun mit den Parteispitzen unterhalten?

Der Präsident war fest davon überzeugt, dass eine neue Regierung in nächster Zukunft gebildet werde. Nun wolle er wissen, wie die Bürgerplattform die angekündigte umfangreichen Reformen durchführen wolle, ohne eine neue Regierung zu gründen, schreibt die Gazeta Wyborcza. Zwischen dem Präsidenten und dem PO-Chef besteht eine gewisse Spannung, meint die Gazeta Wyborcza. Donald Tusk seinerseits ist ebenfalls verärgert. Seine Partei hat doch die Wahlen eindeutig gewonnen. Wieso zögert also der Präsident mit der Nominierung des neuen Regierungschefs?

 

POLSKA/THE TIMES: Sportler im Parlament

Ein Olympia-Meister im Weitsprung, eine Box-Weltmeisterin, eine Snowboarderin und ein ehemaliger Torwart – noch nie gab es so viele Sportler im Parlament wie in der kommenden Kadenz. Die Absolute Meisterin im Stimmenfang unter den sportlichen Politikern ist die Boxerin Iwona Guzowska, lesen wir in der Zeitung Polska/The Times. In ihrem Wahlkreis hat sie über 22 Tausend Stimmen bekommen. Zum Vergleich – die ehemalige Außenministerin und PiS-Abgeordnete Anna Fotyga konnte nur 2 Tausend Stimmen mehr als die Sportlerin erkämpfen.

Den Leuten habe wohl gefallen, dass sie ein menschliches Gesicht in der Politik bewahren kann, erklärt die Sportlerin den Grund ihrer Popularität. Sie versuche keine Politik zu machen, sondern beschäftige sich mit den Angelegenheiten der einfachen Menschen. Sie sei immer noch die gleiche Iwona Guzowska geblieben, die einst eine schwere Kindheit durchmachen musste, und mit schwerer Arbeit den Erfolg erreicht hat, so Iwona Guzowska im Blatt Polska/The Times.

 

NEWSWEEK: Polnische Studenten - zahlende Analphabeten

Auf den ersten Blick sind die Zahlen beeindruckend: In keinem anderen europäischen Land ist der Anteil der Bevölkerung, die einen Magisterabschluss an der Universität macht so groß wie in Polen. Doch hinter den Zahlen verberge sich eine Misere, schreibt die Wochenzeitung Newsweek. Zwar beginnt in Polen jeder fünfte Abiturient ein Studium, doch das Niveau der Lehre sei schlecht. Dies zeigten die Testergebnisse der Studenten. Ein Großteil dieser sei katastrophal - und dennoch erhalten sie den erwünschten Abschluss.

Der Grund sei ein Gewinninteresse auf Seiten der Universitäten aber auch auf Seiten der Studenten. Ein Studienabschluss verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die Anzahl derjenigen die studieren wollen und hierfür auch zu bezahlen bereit sind ist riesig. Und das Angebot folgt. Kein anderer Wirtschaftszweig in Polen wächst so stark, wie die bezahlte Hochschulbildung, lesen wir im Newsweek.

Die Ursache für die schlechte Qualität der Lehre ist schnell entdeckt meint das Magazin: Je mehr Studenten eine Universität annimmt, desto größer der Gewinn, und je mehr Studenten einen Abschluss machen, umso höher auch die staatlichen Zuschüsse die eine Universität erhält. Heraus komme ein Teufelskreis, der darauf hinauslaufe, dass bald auch Analphabeten einen Magister in der Tasche haben. Wer zahlt kriegt einen Abschluss, was er im Kopf hat, ist egal, schreibt die Newsweek.

 

Autor: Kuba Kukla, Malte Hildebrand

Redaktion: Joachim Ciecierski