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Rechtsradikal gegen Linksradikal?

28.10.2011

NEWSWEEK: Das polnische Gesicht der spanischen „Empörten”
 
Ein eleganter Anzug, ein schickes Hemd und eine passende Krawatte – in der Zeltstadt der spanischen „Empörten” ist er nicht zu übersehen. Wenn du etwas wissen willst, gehe zu ihm, wiederholen die Spanier immer wieder und meinen damit den 30-jährigen Polen Tomasz Roy Szablewski, der sich für den Posten des Pressesprechers der Empörten bereitgestellt hat. Ist Szablewski ein Idealist oder ein Mitarbeiter der Regierung, überlegt die Wochenzeitschrift Newsweek. 

Im Mai habe er einen Spaziergang auf die Puerta del Sol gemacht, um zu sehen, was da los sei. Er war davon überrascht, das dort nicht nur Arbeitslose und Studenten protestierten, sondern auch Ärzte und Juristen. Außerdem war alles sehr gut organisiert, erinnert sich Szablewski an den ersten Kontakt mit den „Empörten”. Den Polen hat die Atmosphäre auf dem Madrider Platz fasziniert. Er hat sich entschieden, sich den Protestierenden anzuschließen. Damals hat noch keiner gewusst, dass die Proteste so lange dauern werden.

Szablewski sieht anders als die üblichen Protestierenden aus. Doch die Gruppe hat ihn schnell akzeptiert, schreibt Newsweek. Erstens, weil er kein Spanier ist – das hat andere Migranten zu den „Empörten” gelockt. Und zweitens, weil er auf dem Platz immer nach seiner Arbeit in einem Anzug erschienen ist, als Beweis dafür, das nicht nur Arbeitslose auf Puerta del Sol protestieren.

Tomasz Roy Szablewski stammt aus dem polnischen Adel. Zur Schule ist er in Warschau und den USA gegangen, sein Studium absolvierte er in Großbritannien. Seit 2009 lebt er in Spanien und arbeitet in einer Consulting-Firma. Sein Job sorgt unter manchen „Empörten” für Unruhe. Oft wird gegen Szablewski der Vorwurf der Zusammenarbeit mit der Regierung erhoben. Den Polen lassen solche Vorwürfe jedoch kalt. Nach seiner Arbeit geht er direkt zu Puerta del Sol, so Newsweek.

POLSKA/THE TIMES: Leben im Schatten eines Vulkans

Anders als erwartet nimmt die Krise in der Euro-Zone nicht allzu viel Platz in der polnischen Presse ein. Den Grund dafür beschreibt sehr poetisch die Tageszeitung Polska/The Times. Das Warten auf die Explosion eines Vulkans kann bei den Beobachtern in den ersten Stunden, vielleicht in den ersten Tagen große Spannung hervorrufen. Wenn jedoch wochenlang Rauch aus dem Krater aufsteigt und sonst gar nichts passiert, sinkt die Spannung. Und zwar nicht nur unter den Beobachtern, sondern auch unter denjenigen, die in unmittelbarer Nähe des Vulkans leben. Eben aus diesem Grund schenken die polnischen Medien ihre Aufmerksamkeit vornehmlich der äußerst Spannenden Lage auf der innenpolitischen Szene in Polen. Meldungen über die Eurokrise und die  Verhandlungen zwischen europäischen Politikern und Bankiers tauchen ab und zu im Hintergrund auf, so Polska/The Times.

RZECZPOSPOLITA: Rechtsradikal gegen Linksradikal?

Am 11. November feiern die Polen zum 93. Mal den Tag der Unabhängigkeit. An diesem Tag wollen erzkonservative polnische Organisationen im Zentrum von Warschau einen Marsch der Unabhängigkeit veranstalten, informiert die Tageszeitung Rzeczpospolita. Bei linksorientierten Jugendorganisationen sorgt der geplante Marsch für Aufregung. Man müsse die Faschisten stoppen, heißt es. Die polnischen linken und anarchistischen Organisationen können auf die Unterstützung ihrer Schwesterorganisationen aus Deutschland zählen, schreibt das Blatt. Im Internet, erfahren wir weiter, planen linke Randalierer bereits einen Ausflug nach Warschau, um ihre polnischen Kollegen zu unterstützen.

Die konservativen Veranstalter des Marsches sind außer sich. Wie der konservative Publizist Jan Żaryn betont, sei die Tatsache, dass Deutsche gegen den polnischen Marsch der Unabhängigkeit protestieren, vielsagend. Besonders, da der Marsch nicht von Rechtsradikalen organisiert werde, sondern von Menschen, die schlicht und einfach an die wichtige historische Rolle des konservativen Flügels in der polnischen Politik erinnern möchten, so Żaryn.

Autor: Kuba Kukla
Redaktion: Adam de Nisau