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In der Politik weht frischer Wind

07.11.2011
Rzeczpospolita: In der Politik weht frischer Wind

Es war die Nachricht des Wochenendes: Der ehemalige Justizminister und einer der populärsten Politker der oppositionellen Recht und Gerechtigkeit PiS, Zbigniew Ziobro muss die Partei verlassen. Er hatte Parteiführer Jaroslaw Kaczynski öffentlich einen autoritären Führungsstil vorgeworfen und wurde am Freitag aus der PiS ausgeschlossen. Mit dieser Entscheidung habe Kaczynski die Vorwürfe Ziobros und seiner Anhänger auch prompt bestätigt, schreibt in seinem Kommentar für die Rzeczpospolita Michal Szuldrzynski. Die PiS habe sich tatsächlich als eine wenig demokratische Partei gezeigt, die nicht zu einer internen Diskussion fähig ist. Gewiss: Ob Ziobro nach seinem Austritt aus der Partei wird selbst eine wichtige konservative Gruppierung auf die Beine stellen können, sei im Moment noch unklar. Er habe weder ein konkretes Programm für Reformen in der Kaczynski-Partei, noch für eine hypothetische eigene Partei vorgestellt. Fürs Erste kann Kaczynski also zufrieden sein: Die Rebellen wurden ohne Probleme beseitigt und die Partei bleibt einhellig.

Doch der Streit zeige auch: in der, wie viele meinten, zubetonierten politischen Szene in Polen rührt sich etwas. Die zwei großen Parteien, von denen eine nicht effektiv regieren kann und die andere nicht dazu fähig ist, eine attraktive Opposition zu bilden, verlieren langsam an Bedeutung. Es entstehe Raum für neues. Und für alle, die von der polnischen Politik zunehmend enttäuscht sind, ist das ein Hoffnungsschimmer, so Michal Szuldrzynski in der Rzeczpospolita.


Dziennik: Magister in Arbeitslosigkeit

Jeder zehnte polnische Arbeitslose hat einen Magisterabschluss, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Was an dieser Statistik zunächst erfreulich ist, lesen wir weiter, ist der wachsende Anteil von Hochschulabsolventen in der Gesamtbevölkerung - über 26 Prozent der beruflich Aktiven in Polen haben einen Magisterabschluss. Doch sie ist auch ein Zeichen dafür, dass es im Bereich der Anpassung von Studium und Arbeitsmarkt im Lande ganz gewaltig hapert.

Unter den Arbeitslosen sind viele Ökonomen anzutreffen, Pädagogen, Marketing- und Verkaufsexperten, Politologen und Soziologen – alles Spezialisationen mit deren Vertretern der Markt gesättigt ist. Unterrepräsentiert auf dem polnischen Arbeitsmarkt sind, wie die Arbeitsbehörde informiert, zur Zeit vor allem Ingenieure. Doch die Chancen, dass sich das in nächster Zeit ändert sind gering. Für private Hochschulen sind Ingenieursausbildungen zu teuer und lohnen sich nicht. Zudem gilt ein Ingenieursstudium unter den Studienbewerbern als schwierig und wird daher nicht so häufig gewählt. Fazit: die Perspektiven für die Zukunft sind nicht gut. Es wird immer mehr Arbeitslose mit Diplom geben. Und ein großer Teil von denen, die eine Arbeit finden, wird einer Beschäftigung nachgehen müssen, die unter ihren Qualifikationen liegt, prophezeit Dziennik/Gazeta Prawna.

 

Dziennik/Gazeta Prawna: Wein, du Liebste mein

Und wir bleiben bei Dziennik und beim Thema Arbeitsmarkt. Für alle, die nach der Lektüre des vorangegangenen Artikels nach einem wirklich zukunftsträchtigem Beruf Ausschau halten, hat die Zeitung auch prompt einen Tipp parat: Enologie – die Lehre über den Wein. Geht es nach Dziennik, ist die Nachfrage nach Experten für Weinproduktion und Weinvertrieb in Polen so groß geworden, dass die Jagiellonen - Universität im Februar nächsten Jahres  ein spezielles Studium in dieser Richtung startet.

„Wir haben maximal 25 Plätze für Studenten vorgesehen und schon im Verlauf der ersten paar Wochen haben sich fast 90 Interessierte gemeldet. Die Menschen wissen einfach, dass so eine Ausbildung Ihnen eine Anstellung garantiert“, erklärte zu dem Studiengang die Pressesprecherin der Jagiellonen-Universität Katarzyna Pilitowska. Und Wojciech Bosak vom Polnischen Institut für Wein und Weinreben bestätigt: „Der polnische Weinmarkt wird immer größer. Nicht nur der Verkauf dieses Alkohols steigt systematisch. Auch die bisher nischenhafte polnische Produktion beginnt sich in den Geschäften und dem Bewusstsein des polnischen Konsumenten langsam durchzusetzen.“ Am liebsten trinken die Polen trockene, rote Weine, berichtet Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski