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Die Zukunft Europas war noch nie so bröselig wie heute

16.12.2011

Europäische Themen dominieren das Ende des Dezembers. Erstens endet am 31. Dezember die polnische EU-Ratspräsidentschaft, zweitens war die Zukunft Europas noch nie so bröselig wie heute.

RZ: „Die Debatte war umsonst“

Die Zukunft Europas und die Rolle Polens stehen folglich im Mittelpunkt in allen polnischen Zeitungen. Dass die Zukunft Polens untrennbar mit der Zukunft der EU verbunden ist, versuchte am gestrigen Donnerstag der polnische Premierminister Donad Tusk im Sejm zu verdeutlichen. Nach seiner Erklärung folgte eine elfstündige Parlamentsdebatte. Für die konservative Rzeczpospolita war es mehr eine Debatte um die Zukunft Polens als um die Zukunft der EU. Im Mittelpunkt standen innenpolitische Querelen und nicht Europa. Anstatt den Polen zu erklären, was die kommenden Veränderungen in Europa bedeuten, habe Tusk die Opposition angegriffen. Anstatt die Fragen der Opposition zu beantworten, habe er sie ignoriert und keine Details zum finanziellen Beitrag Polens vorgelegt, schreibt das Blatt. Wie die Zukunft Europas aussehen wird, haben wir gestern im Sejm nicht erfahren. Erlebt haben wir dafür eine Debatte voller Missgunst und Rachgier. Mit anderen Worten: „Die Debatte war umsonst“, meint die Rzeczpospolita.

GW: Die Debatte war wichtig und notwendig

Die liberale Gazeta Wyborcza hingegen sieht die Diskussion als „wichtig und notwendig“. Der Premier habe zwar nicht die Zukunft der EU voraussagen können. Indessen sei klar geworden, dass Polen vom Erfolg einer EU abhängig ist, deren Konzeption weit vor dem Beitritt Polens entstanden sei, und die das wirtschaftliche Fortkommen des Landes garantiere, schreibt das Blatt. Laut der Zeitung hoffe die Opposition auf eine europäische Katastrophe, weil das den Weg zur Macht ebnen würde. Polen stehe deshalb vor der Wahl: Entweder mehr europäische Integration oder das Konzept der konservativen Recht und Gerechtigkeit. Sie stehe für das Modell des „modernen Patrioten – arm, misstrauisch gegenüber Europa, Deutschland, Russland und überhaupt allem“, spottet die Gazeta Wyborcza.

 

GW: Kultur in Zeiten der EU-Ratspräsidentschaft

Die polnische EU-Ratspräsidentschaft neigt sich langsam dem Ende zu und es ist Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Gehe es um die Kultur, fällt die Bilanz positiv aus, findet die Gazeta Wyborcza. Das kulturelle Programm der letzten sechs Monate war eines der größten Werbe- und Imageprojekte des Landes seit 1989, schreibt das Blatt. Im Rahmen dieses Programms fanden über 1.400 Kulturveranstaltungen statt. Viele davon in den besten Galerien, Klubs sowie auf führenden Bühnen und Festivals in Brüssel, Paris, London, Berlin, Madrid, Moskau, Kiew, Minsk, Peking und Tokio. Die heutige Ausgabe der Zeitung bringt ebenfalls eine spezielle Beilage mit den wichtigsten und interessantesten kulturellen Ereignissen. Ein Highlight der kulturellen Präsidentschaft Polens war der 100. Geburtstag des polnischen Schriftstellers und Poeten Czeslaw Milosz. Die Beilage beinhaltet auch eine Audio-Cd mit den schönsten Gedichten von Milosz.

Autor: Joachim Ciecierski

Redaktion: Elisabeth Lehmann