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Dramatischer Protest

10.01.2012

GAZETA WYBORCZA: Tragischer Vorfall in Poznań

Der tragische Vorfall während der gestrigen Pressekonferenz im großpolnischen Poznan wird heute in alle polnischen Zeitungen breit kommentiert. Während einer Pressekonferenz hat sich der Staatsanwaltschaft Oberst Mikolaj Przybyl angeschossen. Vorher hat er die Journalisten aus dem Konferenzraum herausgebeten. Er hat es aber erlaubt, die Kameras laufen zu lassen. In der neusten Geschichte des polnischen Gerichtswesens sei das ein Präzedenzfall, urteilt das Blatt Gazeta Wyborcza.

Oberst Przybyl hat den Termin der Pressekonferenz für Montag Vormittag festgelegt. In dem Konferenzraum ist er allein aufgetaucht. In einer sehr emotionalen Rede, die er seit mehreren Tagen vorbereitet hatte, griff er die Medien an, die von Missbräuchen in den von ihm geleiteten Fällen berichteten. Przybyl widersprach den Beschuldigungen und sagte zugleich, die Kritik sei ein Teil der Kampagne, die sich gegen das Funktionieren der Militärstaatsanwaltschaft richte. Er habe die Ehre eines polnischen Offiziers und eines Staatsanwalts nicht geschändet, sagte er.

Przybyl hat den Selbstmordversuch überlebt, berichtet die Gazeta Wyborcza. Es folgten weitere Pressekonferenzen im Laufe des Tages, bei denen sich Vertreter  der Militär- und Zivilstaatsanwaltschaften gegenseitig mit Beschuldigungen überworfen haben. Hinter der Tragödie, die sich in dem Konferenzraum der Militär-Staatsanwaltschaft abgespielt hat, verbirgt sich offensichtlich ein Konflikt auf den obersten Etagen des polnischen Gerichtswesens, urteilt das Blatt Gazeta Wyborcza.

 

UWARZAM RZE: Die Mechanismen der polnischen Medien

Der Vorsitzende der größten Oppositionspartei in Polen ergreift erneut das Wort. In einem Interview mit der konservativen Wochenzeitschrift Uwarzam Rze spricht Jaroslaw Kaczynski unter anderem über die Gründe für den Wahlsieg der regierenden Bürgerplattform PO. Laut Kaczynski sei der Mechanismus ganz einfach. Einerseits könne die PO auf eine sehr große Unterstützung seitens der wichtigsten Medien zählen, andererseits attackieren diese Medien brutal die Opposition. Außerdem steige das Lebensniveau der Polen, viele Menschen seien immer zufriedener. Es sei äußerst schwierig den Wettlauf mit einer Partei zu gewinnen, die unter solch günstigen Umständen regiert, meint Jaroslaw Kaczynski.

Die Medien in Polen dominieren das Interview mit Jaroslaw Kaczynski. Vor allem sei die Einstellung der Journalisten zu den Politikern in Polen sehr subjektiv, meint der Politiker. Manche Politiker werden von den Medien mit Hochachtung als intelligent beschrieben, auch wenn diese Menschen öffentlich Dummheiten erzählen, andere werden scharf kritisiert, ohne dass man zuhört, was sie zu sagen haben. Gelobt werden vor allem schwache Persönlichkeiten. Aber auch Menschen mit einer klaren Weltanschauung können in den Augen der Journalisten avancieren sobald sie die Reihen der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) verlassen, führt Kaczynski fort und beschreibt ein Beispiel eines Europaabgeordneten seiner Partei, der von den Medien immer wieder scharf angegriffen wurde. Seitdem er jedoch die Partei verlassen hatte, werde er als ein einfühlsamer Vater gezeigt, der seinem Kind Nachts die Windeln wechselt. Das Bild eines Politikers in den Medien hänge davon ab, ob der Politiker mit ihm, mit Jaroslaw Kaczynski sympathisiere oder nicht, meint der Oppositionsführer.

 

UWARZAM RZE: Pessimisten im Anmarsch

Die Wochenzeitschrift Uwarzam Rze publiziert auch die Ergebnisse eine neuen Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS OBOP. Der Erhebung ist zu entnehmen, dass 64% der Polen der Meinung sind, dass sich die Situation in ihrem Land verschlechtere. Noch mehr, 71% der Befragten, sind der Meinung, dass sich die polnische Wirtschaft in der Krise befinde. Ein Fünftel sei sogar der Meinung, dass es sich dabei um eine tiefe Krise handelt. Über die Hälfte der Befragten Polen sei darauf vorbereitet, dass sich in den kommenden drei Jahren ihre materielle Situation verschlechtern wird. Fast ein Drittel meint, die kommenden drei Jahre werden keine Veränderung ihrer materiellen Situation bringen. Nur 13% der Polen rechnet mit einer Verbesserung der materiellen Lage, schreibt Uwarzam Rze.

Autor: Kuba Kukla