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16.10.2008

RZECZPOSPOLITA, DZIENNIK: Habemus Papam

Was würde uns der Papst, Johannes Paul der II. jetzt sagen? Diese Frage beschäftigt heute, 30 Jahre nachdem der Pole zum Oberhaupt der Katholischen Kirche gewählt wurde, die Tageszeitung Rzeczpospolita (Co by nam papież powiedział dzisiaj). Wäre Johannes Paul der II. heute nach Polen gekommen, würde er sich bestimmt detailliert in aktuelle Diskussionen nicht einmischen, meint Erzbischof Kazimierz Nycz. Wahrscheinlich würde er zu erklären versuchen, was es bedeutet in einem freien Land zu leben, die Möglichkeiten der Freiheit bewusst zu nutzen. Er würde wahrscheinlich eine Zusammenfassung unserer Leistungen in den letzten 20 Jahren des freien Polens durchzuführen versuchen. Als ein Mensch der die Wirklichkeit sehr genau und tief analysieren konnte, würde er uns wahrscheinlich auch erklären, wie groß die Chance ist, vor der Polen gerade stehe. Erzbischof Kazimierz Nycz meint, das immer noch die richtige Perspektive fehlt, um die Bedeutung des Pontifikats richtig einzuschätzen. Das Gespräch mit dem Geistlichen endet jedoch mit einer bitteren Feststellung. Er sei sich nicht sicher, sagt Kazimierz Nycz, ob die Polen große Autoritäten wirklich verdienen, wenn das Volk sie während ihres Lebens nicht respektieren kann.

 

Auch die Tageszeitung Dziennik (Mój społeczny mesjasz) erinnert an den polnischen Papst. Die Publizisten Cezary Michalski und Piotr Zaremba beschreiben den historischen Tag, wie sie ihn aus der Perspektive der jugendlichen Polen in Erinnerung behalten haben. Beide befanden sich ideologisch relativ weit von der katholischen Kirche entfernt. Doch die Ernennung Wojtylas zum Papst war für sie die erste „Solidarność”, ein Hauch von Freiheit, ein gravierendes Erlebnis für eine ganze Generation von Polen. Sie haben damals verstanden, was Transzendenz, nicht im religiösen zwar aber im sozialen Aspekt, bedeutet. Johannes Paul der II habe ihnen gezeigt, was es bedeutet, den Glauben zu leben, und was für eine Rolle die Religion und Tradition im Leben einer Gesellschaft spielt. Laut den Publizisten war Johannes Paul der II derjenige, der die Diskussion über das neue Polen begonnen hatte.

 

Es war ein Tag, an den sich alle erinnern. Es war auch der Anfang vom Ende des Kommunismus, stellt die Tageszeitung Dziennik fest. Als der Krakauer Kardinal Wojtyla zum Papst ernannt wurde, ärgerte sich der Sowjetische Botschafter in Rom, dass die kommunistische Volksrepublik Polen jetzt in der ganzen Welt nur als das Heimatland des Papstes bekannt werde. Generalsekretär der sowjetischen Partei, Jurij Andropow, war fest davon überzeugt, dass in die Entscheidung des Konklave der amerikanische Nachrichtendienst CIA verwickelt war. Die polnische Geheimpolizei SB geriet in Panik. Jahrelange Tätigkeit gegen den Krakauer Kardinal habe sich als nichtig erwiesen. Der Kampf gegen die Opposition und die Bekämpfung der oppositionellen Autoritäten ebenfalls.

 

GAZETA WYBORCZA: Premier vs Präsident, 0 : 1

Also doch. Präsident Lech Kaczynski hat es geschafft nach Brüssel zum EU-Gipfel zu fliegen. Kurz nach 16 Uhr betrat das polnische Staatsoberhaupt den Diskussionsraum und nahm Platz neben Premierminister Donald Tusk. Der Regierungschef war eher angespannt, sein Gesicht blass, der Präsident dagegen strahlte, er wirkte zufrieden und entspannt. Somit endete der Streit um die Führung der polnischen Delegation beim EU-Gipfeltreffen. Nach zehn Minuten verließ Kaczynski den Saal und neben Donald Tusk erschien der polnische Finanzminister. War Kaczynskis Ziel sich nur am Gesprächstisch hinzusetzen, dann habe er gewonnen, sagte verärgert Minister Rostowski. Wollte er aber die Position Polen verstärken, dann habe er genau das Gegenteil erreicht, fügte der Politiker hinzu. Lech Kaczynski sagt dagegen den Journalisten, er habe die Bemühungen der polnischen Regierung bei der Diskussion um das Klimaschutzpaket unterstützt. Kaczynski äußerte auch den Wunsch, den Premierminister bei weiteren Gipfeltreffen zu begleiten. Davon will der polnische Premierminister nichts hören. Diese Situation wäre vom Standpunkt der Staatsinteressen Polens gefährlich. Die Regierung und der Präsident seien in vielen Punkten anderer Meinung. Polen könnte als ein Staat mit zwei verschiedenen Meinungen betrachtet werden. Diese Situation könnten manche Länder ausnutzen wollen, so Tusk.

 

kk