POLSKA: Atomares Polen
Die Strategie der Regierung lässt keine Zweifel übrig: spätestens bis zum zweiten Jahrzehnt des XXI. Jahrhunderts soll Polen über Kernkraftwerke verfügen. Ohne atomare Energieversorgung werden die Bewohner des Landes mit Stromausfällen rechnen müssen, prophezeit die Tageszeitung Polska (Korea zbuduje nam elektrownie atomowe). Um das Jahr 2030 wird, laut Statistiken, Polen ca. ein Drittel der Energie importieren müssen. Die Lücke wird, wegen des hohen Kohlenstoffdioxidausstoßes, von traditionellen Kraftwerken nicht ausgefüllt werden können. Am Freitag, während des EU- Asien Gipfeltreffens in Peking wandte sich der polnische Premierminister Tusk um Hilfe beim Kernkraftstoffbau an Korea. In dieser Hinsicht sei das Land sehr erfahren, sagte der Politiker. Spätestens bis 2012 soll die Entscheidung gefallen sein und die Bauarbeiten begonnen werden. Laut Spezialisten wäre die Zusammenarbeit mit den Koreanern ein Schuss ins Schwarze. In Südkorea funktionieren bereits 29 Kernreaktoren in 4 Kernkraftwerken. Korea verwende sichere Technologien. Bislang sei es noch zu keiner ernsten Havarie gekommen. Sie seien im Stande binnen 5 Jahren ein Kraftwerk fertig zu stellen, sagt Andrzej Strupczewski vom Institut für Kernkraftenergie. Die koreanischen Reaktoren seien auch billiger als die amerikanischen oder französischen, fügt Strupczewski hinzu. Das Kernkraftwerk würde 10% der Energie für Polen produzieren. Die Entscheidung, derartige Investition zu beginnen, wäre aber nur ein erster Schritt im langen Marsch durch polnische und europäischen Institutionen. Man müsste das Projekt mit der Europäischen Kommission konsultieren, und das polnische Atom-, sowie Baurecht aktualisieren. Derzeit gibt es im Parlament zwar keine Partei, die die Notwendigkeit solcher Investition in Frage stellen würde. Doch, laut Umfragen, fürchtet fast die Hälfte der Polen Kernkraftenergie. Es könnte sich der eine oder andere Populist finden, der die Ängste der polnischen Bevölkerung für politische Zwecke auszunutzen versuchen würde.
DZIENNIK: Good Bye Irak!
Die letzten polnischen Soldaten haben den irakischen Boden verlassen, berichtet das Blatt Dziennik (Ostatnia grupa opuściła Irak). Es war die größte Militäraktion des polnischen Heers seit dem II. Weltkrieg gewesen. Was hat uns diese Mission gebracht? Der größte Nutzen sei eine kleine Revolution, die in der polnischen Armee begonnen hatte. Nur wenig davon, was die Soldaten vor fünf Jahren nach Irak mitgenommen hatten, sieht heute genauso aus, analysiert der Ausrüstungsspezialist Andrzej Kinski. Die polnische Armee habe sich nach und nach modernisiert und verfüge endlich über neuste Technologien. Auch das Organisationsmodell habe sich verändert. Die Soldaten können jetzt in realen Kriegsverhältnissen handeln. Dies könne man auf keinem Truppenübungsplatz lernen. In einem Gespräch für die Tageszeitung Dziennik bestätigt General Boleslaw Balcerowicz, es habe sich gelohnt, polnische Truppen nach Irak zu schicken. Im polnischen Kontingent habe es 15 Tausend Soldaten gegeben. Mehrer Tausend davon werden in der Armee bleiben. Es bedeutet, dass jeder fünfzehnte Soldat und Offizier nun über Kriegserfahrung verfügen werde. Diese Menschen werden avancieren, den Ton in der polnischen Armee angeben. Die wichtigste Schlussfolgerung, die man nach dem Irakeinsatz ziehen sollte sei, laut Professor Balcerowicz, dass man enger mit der einheimischen Bevölkerung zusammenarbeiten sollte. Der Armee sollten Hilfskonvois für die Zivilisten folgen, so Bartlomiej Balcerowicz im Blatt Dziennik.
ŻYCIE WARSZAWY: Langsam aber sicher – Warschau hat eine U-Bahn
Es ist so weit: der Bau der ersten U-Bahn Linie in Warschau wurde offiziell beendet. Es ist die erste und bislang einzige U-Bahn Linie polenweit. Mit dem ersten Zug, der die Station Slodowiec am Samstag Nachmittag verlassen hatte, ist unter anderem Warschaus Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz gefahren. Der Zug war prallvoll. Nachdem die U-Bahn die Endstation erreichte, konnten die Passagiere den neuen Kommunikationsknoten Mlociny besichtigen. Ein Bewohner des Warschauer Stadtteils Bielany meint, er sei umgezogen, um in der Nähe einer U-Bahn Station zu wohnen. Die Fahrt durch Warschau mit dem Bus gleiche einem Horror. Jetzt, als die U-Bahn Linie endlich fertig gestellt worden sei, werde es ihm sogar leichter fallen, sein Wohnungskredit abzuzahlen. Eine andere Warschauerin erinnert sich, sie habe von den Bauplänen schon in den 80-ern gehört. Sie dachte, der Bau würde um die 10 Jahr dauern. Damals hatte sie noch kein Kind. Jetzt besucht ihr Sohn schon das Gymnasium. Dennoch freue sie sich, dass es die komplette erste Linie endlich gibt.
kk