NEWSWEEK: Viva Las Vegas
Während auf Mallorca Eigentümer von einarmigen Banditen Pleite gehen und in Russland Glückspiele für ungesetzlich erklärt werden, blüht das Geschäft mit den Spielautomaten in Polen erst richtig auf, stellt die Wochenzeitschrift Newsweek (Las Vegas po polsku) fest. Noch vor drei Jahren gab es landesweit ca. 15 Tausend Spielautomaten. Heute sind es schon fast 40 Tausend geworden. Allein auf dem Warschauer Hauptbahnhof stehen 150 einarmige Banditen. Experten meinen, dass es auf dem polnischen Markt noch Platz für doppelt so viele Automaten gäbe. Zur Zeit sei noch die Nachfrage viel größer als das Angebot. Der Inhaber eines Spielsalons erklärt, die Polen hätten die Neigung zum Zocken in sich entdeckt. Jeder spielt bereits oder er werde bald spielen. Die Zahlen sprechen für sich: im letzten Jahr haben die Polen über 12 Milliarden Zloty für Spielautomaten verschwendet. In diesem Jahr spricht man schon von 17 Milliarden. Das Geschäft mit den einarmigen Banditen wird an der Weichsel von relativ liberalen Vorschriften geregelt. Der Betreiber eines Spielsalons muss dem Staat eine 45-prozentige Steuer abtreten. Stellt man aber maximal drei Spielautomaten in einen Raum, muss man dem Finanzministerium nur 180 Euro im Monat für einen Automaten zahlen. Die einarmigen Banditen müssen auch mindestens 100 Meter von der nächsten Kirche und Schule entfernt sein und das Geschäft kann losgehen. Im Schnitt verdienen die Eigentümer von Spielautomaten umgerechnet ca. 3000 Tausend Euro im Monat. Die Einnahmen hängen davon ab, ob sich der Automat in einer attraktiven Lage befindet. In Mallorca hat die Finanzkrise viele Zocker vom Spielen abgeschreckt. Die meisten ziehen den einarmigen Banditen nun Lottospiele vor, wo man auf Gewinne in Millionenhöhe rechnen kann. In Polen dagegen verzeichnet man eine umgekehrte Tendenz. Die Einnahmen aus den Geldspielautomaten übersteigen schon die Einnahmen vom Lotto.
RZECZPOSPOLITA: Einfaches Studium nützt wenig
In Polen kann man ohne weiteres ein Studium anfangen, geht aus einem Bericht über das europäische Schulwesen hervor. Doch viele Studiengänge bieten keine guten Möglichkeiten für die Zukunft, kommentiert die Tageszeitung Rzeczpospolita (Studia łatwe, mało przydatne) die Ergebnisse des Berichts. Polen belegte den ersten Platz wenn es um die Zugangsmöglichkeiten zum Studium geht. Die Effektivität der polnischen Hochschule lässt aber zu wünschen übrig. Unter diesem Aspekt platzierte sich Polen auf der vorletzten Stelle in Europa. Experten sind zu der Ansicht gekommen, dass polnische Lehranstalten Absolventen ausbilden, die nicht über auf dem Arbeitsmarkt brauchbare Qualifikationen verfügen. Es sei seit langem bekannt, dass die Schulprogramme in Polen nicht an die Realität angepasst seien, bestätigt Professor Jerzy Woznicki, Chef der Polnischen Rektorenstiftung. Da ein polnisches Diplom keinen guten Karriereanfang gewährleistet, entscheiden sich immer mehr junge Leute für ein Studium im Ausland. Polnische Studierende bilden die sechsgrößte Gruppe von Ausländern an britischen Universitäten. Über 14 Tausend Polen studieren auch in Deutschland.
RZECZPOSPOLITA: Aus der Traum von gesunder Nation
Das Gesundheitswunder an der Weichsel geht zu Ende, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita (Nad Wisłą kończy się zdrowotny cud). In Polen sterben zwar immer weniger Neugeborene, die Gesellschaft wird aber immer älter. Obwohl die Polen durchschnittlich länger leben, verbessert sich die Situation nicht mehr so schnell wie noch in den 90-ern. Im Vergleich mit anderen Unionsländern gibt die polnische Regierung am wenigsten Geld für Gesundheitswesen aus. Diese Ausgaben sind an der Weichsel um zwei Drittel niedriger als in anderen EU-Staaten. Dabei wird die Kluft von Jahr zu Jahr größer. Im Vergleich mit dem Westen geben die Polen viel für Arzneimittel aus. Dabei greifen die Bürger meistens in die eigene Tasche.
kk