DZIENNIK: Georgische Provokation?
Die Schießerei in der Nähe des Autos von Präsident Lech Kaczynski soll eine georgische Provokation gewesen sein. Von dieser kontroversen These der polnischen Agentur für Innere Sicherheit ABW berichtet auf der Titelseite die Tageszeitung Dziennik (ABW oskarża Gruzinów). Wie kamen die Polen zu diesem Schluss? Als die ersten Schüsse gefallen seien, reagierten die georgischen Leibwächter überhaupt nicht. Es wird auch auf das Verhalten von Präsident Michail Saakaschwili hingewiesen, der während des ganzen Zwischenfalls locker und ruhig gewesen war. Kurz vor dem Ereignis wurde der Bus mit Journalisten an den Anfang der Kolonne durchgelassen, damit die Berichterstatter alles dokumentieren könnten. Darüber hinaus wurde keines der Fahrzeuge beschädigt. Den ABW-Bericht bekamen die 16 wichtigsten Personen im Staat, darunter Präsident Lech Kaczynski. Während seines Georgienbesuchs letzte Woche war das polnische Staatsoberhaupt Lech Kaczynski unter Beschuss geraten. Zu dem Vorfall kam es am Sonntagabend. Der polnische und der georgische Präsident waren zu einer Inspektion an die georgisch - ossetische Grenze gefahren. In der Nähe des russischen Wachpostens kam es zu einer Schießerei. Niemand wurde Verletzt.
NEWSWEKK: Ich liebe den Geruch eines Sportstadions…
Nie werden sie ihre Idole sehen können, nie werden sie auch ein meisterhaft erzieltes Tor bewundern können. Dennoch besuchen sie die Spiele ihrer Lieblingsmannschaft regulär. Die Wochenzeitschrift Newsweek (Kocham zapach stadionu) druckt in der neusten Ausgabe einen Artikel über blinde Fußballfans des Warschauer Klubs Legia Warszawa. Die Schule, die Lukasz besucht hatte, war nur fünf Minuten vom Stadion entfernt. Oft ist er nach dem Unterricht geblieben, um dem Stadionlärm zuzuhören. Ihn faszinierte diese Welt, erinnert sich der blinde Junge. Busse prallgefüllt mit Fußballfans, Stimmen voller Spannung. Er träumte davon, einmal mitgehen zu können. Doch immer wieder hörte er von Prügeleien auf den polnischen Stadien. Eines Tages hat er endlich Mut gefasst und zusammen mit einem Kollegen sind sie zu einem Spiel gegangen. Als er die Fans zum ersten Mal aus der nächsten Nähe singen hörte, war er außer sich vor Freude gewesen. Er wisse nicht, wann auch er zu singen begonnen habe. Er kann das Spielfeld und die Fußballer nicht sehen. Für Lukasz ist es aber kein Problem. Wenn du den Verlauf eines Spiels kennen willst, kannst du es im Radio oder Fernsehen verfolgen. Auf der Tribune verwandelst du dich mit mehreren Tausend anderen Fans in einen Organismus, erklärt der Junge. Das Spiel sei Lukasz im Stande nach dem Geruch einzuschätzen. Wenn Legia ein besonders wichtiges Spiel macht, wird die Luft irgendwie schwerer.
Die meisten Polen assoziieren Fußballfans mit brutalen Randalierern. Doch auf den Tribünen erscheinen immer mehr richtige Sportfreunde, darunter auch viele behinderte Personen. Leider können diese Menschen auf den meisten polnischen Sportobjekten mit keinen Erleichterungen rechnen. Das soll sich aber in den nächsten Jahren ändern. Die neuen Objekte, die zu EM 2012 gebaut werden, sollen behindertenfreundlich sein. Vielleicht werden dadurch noch mehr blinde Fußballfans auf den Stadien erscheinen. Sport live zu erleben sei für diese Menschen eine Art Therapie, meint der Psychologe Doktor Marek Jasko. Die Atmosphäre eines Sportereignisses kann sie davon überzeugen, dass die Welt ihnen offen gegenübersteht. Es könne ihnen dann leichter fallen, sich aus dem Haus zu trauen.
DZIENNIK: Pole= Nichttrinker
Die These vom enormen Alkoholkonsum in Polen ist ein Mythos, stellt die Tageszeitung Dziennik (Polacy w czołówce najmniej pijących Europejczyków) fest. Aus einem Bericht des Nationalen Gesundheitsinstitutes geht hervor, dass sich die Polen unter diesem Aspekt auf der viertletzten Stelle europaweit platzieren. Weniger als in Polen wird nur noch in Schweden, Malta und Bulgarien getrunken. Noch Anfang der 90-er Jahre gehörten die Polen in der Tat zur europäischen Spitze. Doch der neue Trend heißt nun: nüchtern sein. Die Polen haben entdeckt, dass der Alkoholkonsum nicht die einzige Form der Zeitvertreibung sein kann, meinen Experten. Mehr noch, viele haben verstanden, dass der Alkohol sie auf dem Weg zu Karriere behindern kann. Nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der konsumierten Flüssigkeiten hat sich verändert. Heute wird in Polen vor allem Bier, dann Wein und erst an dritter stelle Wodka getrunken. Der Geschmackwandel bezieht sich vor allem auf die junge Generation. Den hochprozentigen Alkoholen ziehen sie leichtere Getränke vor. Statt bei jeder Gelegenheit zu trinken, wie es bislang üblich war, greifen die Polen seit mehreren Jahren viel bewusster zu Alkohol.
kk