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25.12.2008

NEWSWEEK: Weingroßmacht 

Sie hören „Polen“ und denken „Wodka”? Falsch. Die Zeiten des unkontrollierten, barbarischen Alkoholkonsums sind in Polen längst vorbei, schreibt Marek Bienczyk in der Wochenzeitschrift Newsweek (Winny wampir znów atakuje nad Wisłą). Polen wird allmählich zum Land der raffinierten Weintrinker, meint der Literaturwissenschaftler und geschätzte Weinkenner Bienczyk. Ob in Bordeaux, Wien oder Porto, bei jedem Journallistentreffen während einer Weinpräsentation werden die gleichen Fragen gestellt: Ob die Polen überhaupt Wein trinken würden? Ob nur Wodka zählen würde? Ob hierzulande der Wodka wirklich in Strömen fließen würde? Die Antworten bleiben zwar seit Jahren ähnlich, aber irgendetwas tut sich schon. In Polen sind immer noch Bier und Wodka besonders populär, aber auch der Wein erfreut sich immer größerer Popularität. Noch vor 15 Jahren kannten sich die Polen in Sachen Wein überhaupt nicht aus. Doch von Jahr zu Jahr gibt es immer mehr Weinkenner. In Warschau gab es noch vor kurzem nur einige Fachgeschäfte mit großer Weinauswahl. Jetzt sind es schon mehrere Dutzend geworden. Weinläden entstehen nicht nur in den größten, sondern auch in mittleren Städten. Ähnlich sieht die Situation mit Vinotheken aus, die oftmals prallgefüllt sind. Bei den ersten Degustationen musste man die Hälfte des Publikums, darunter auch Journalisten, aus dem Saal tragen, da die meisten den Wein nicht in die Abfallkanne ausgegeben, sondern geschluckt hatten. Jetzt weiß schon jeder wozu die Abfallkanne während einer Verkostung dient und wie eine organoleptische Probe aussehen sollte, meint Marek Bienczyk. In Polen kann man heute Weine aus eigentlich jeder Region der Welt erwerben, von mexikanischen bis hin zu den neuseeländischen. Neben den bekannten und geschätzten Tränken aus Italien, Frankreich, Spanien oder Portugal, die in Westeuropa seit Jahrzehnten sehr populär sind, gibt es in Polen viele Weine von Weltformat aus Ungarn, Slowenien oder Griechenland, die im Westen noch nicht entdeckt worden sind. Er würde die Feststellung riskieren, dass unter dem Aspekt der Weinauswahl auf dem Markt, Polen, nach England, Deutschland, Benelux und der Schweiz in der europäischen Spitze sei.

 

PRZEKRÓJ: Fast wie Jesus


In der Freien Reformierten Kirche wird niemand nach seiner Vergangenheit oder seiner Sexualorientierung gefragt. Jeder hat dort das Recht darauf, erlöst zu werden. So sieht es zumindest Szymon Niemiec, Aktivist der homosexuellen Kreise in Polen und Geistlicher in der Freien Reformierten Kirche. Formal besteht die Organisation auf polnischem Boden seit 2001. Sie ist ein Abzweig der größeren, lettischen Organisation. Bislang wurden in Warschau 10 Homopaare gesegnet. Man spricht hier nicht von einer Trauung, da laut polnischem Gesetz die Ehe ein Bündnis zwischen Mann und Frau ist. Sie seien eine Alternative für diejenigen, die sich aus der katholischen Kirche ausgeschlossen fühlen. Bei ihnen liebt Gott jedermann, erklärt Niemiec die Grundsteine seiner Gemeinde der Wochenzeitschrift Przekrój (Prawie jak Jezus). Der Geistliche unterstreicht jedoch, dass die Freie Reformierte Kirche kein Refugium für Schwule und Lesben sei. Jeder sei willkommen. Doch die Mehrheit seiner Anhänger sind homosexuell. Altersdurchschnitt: 17 – 45. Er glaube, Niemiecs Kirche sei eine Art Therapie, meint der Religionsforscher, Professor Zbigniew Mikolejko. In Polen sei das eher eine kulturell-moralische Provokation, als eine richtige Kirche, fügt Mikolejko hinzu. Priester Roman Lipinski von der Evangelisch-Reformierten Kirche in Polen sagt, ihn störe die Tatsache nicht, dass Niemiec ein homosexueller Aktivist sei. Fraglich sei nur, ob er irgendwelche ernste Partner finden werde, die mit ihm kooperieren möchten. Wieso er das tue, fragte der Journalist den Geistlichen Niemiec. Seine Berufung könne man sich nicht auswählen, antwortet er. In dieser Kirche habe er seinen Platz gefunden. Es könnte auch irgend eine andere sein, aber aus dieser wolle ihn keiner rausschmeißen. Sobald Szymon Niemiec 100 Deklarationen gesammelt hat, wird er seine Kirche in Polen offiziell registrieren wollen.

 

kk