• 20.01.2009

NEWSWEEK: Abschied vom Studienbuch

Polnische Hochschulen werden bald Abschied von dem traditionellen Studienbuch nehmen, berichtet die Wochenzeitschrift Newsweek (Indeksy na śmietnik). Das Ende des grünen Büchleins, das viele ehemalige Studenten noch als ein Erinnerungsstück in ihren Schubladen aufbewahren, sieht ein Projekt des Bildungsministeriums vor. Auf polnischen Hochschulen sollen demnächst elektronische Datensysteme eingeführt werden. Man wolle den Studenten, die jetzt während der Prüfungszeit mit ihrem Studienbuch und mehreren anderen Zetteln von Tür zu Tür laufen, das Leben leichter machen, bestätigt die Ministerin Barbara Kudrycka. Die neuen Regeln werden auch zur Kürzung der bürokratischen Prozeduren beitragen, fügt Kudrycka hinzu. Die Daten werden in das System vom dem Examinierenden eingetragen. Nach der Prüfungszeit wird der Student einen Ausdruck mit seinen Noten bekommen. Die Ministerin gibt es zwar nicht zu, aber das neue System soll auch den Kampf mit Fälschungen erleichtern. Es gäbe Personen die sich ihre schlechten Noten nicht unbedingt während eines zweiten Examens zu verbessern versuchen, lesen wir im Newsweek. Die Idee sei eigentlich gut, meint Edyta, eine Studentin im 6 Semester der Anglistik an der Warschauer Universität. Es werde aber nicht mehr vorkommen, dass ein Professor, der lauter gute Noten im Studienbuch sieht, eine höhere Note als geplant wird dazu schreiben wollen.

Die Meinungen der Wissenschaftler sind geteilt. Das Studienbuch war seit Jahrhunderten ein Attribut des Studenten, meint Doktor Adam Grzegorczyk, Rektor der Hochschule für Werbung in Warschau. Seine Ansicht nach sollte es nach Einführung der neuen Regeln weiterhin die Papier-Studienbücher geben. Anders sieht es Rektor der Krakauer Jagiellonen-Universität, Professor Karol Musioł. Das Studienbuch als solches besitze einen sentimentalen Wert. Er selbst habe sein eigenes Büchlein aufbewahrt. Doch das elektronische Datensystem werde das Funktionieren der Hochschulen vereinfachen und beschleunigen. Außerdem sei es ein kleiner Beitrag zum Naturschutz. Man könne Papier sparen. Polen ist nicht das einzige Land, das auf die traditionellen Studienbücher verzichten will, stellt Newsweek fest. Ähnliche Lösungen werden unter anderem in Deutschland und Frankreich eingesetzt.

 

 ŻYCIE WARSZAWY: Seniorenstadt

Warschau eine Stadt der Jugend? Keineswegs. Jeder fünfte Bewohner der polnischen Hauptstadt ist ein Rentner, berichtet die heutige Tageszeitung Życie Warszawy (Siwy włos, energii moc). Die Weichselmetropole habe zwar ein junges Gesicht, werde aber von älteren Menschen bewohnt, erklärt Wieslaw Łagodzinski, Sprecher der Statistikbehörde. Ältere Menschen leben vor allem im Stadtzentrum und in direkter Nachbarschaft der Stadtmitte. In dieser Gegend ist jeder Vierte Warschauer über 60 Jahre alt. Die Peripherien sind weitaus jünger – aus einem einfachen Grund: in den weiter entfernten Stadtteilen seien die Wohnungen billiger, erklärt Lagodzinski. Darüber hinaus seien junge Menschen mobiler. Die Fahrt mit einem Bus oder mit dem Auto ins Zentrum sei für sie kein Problem wie für Senioren. Die Tatsache, dass ältere Menschen hauptsächlich im Stadtkern leben, spiegeln auch die Migrationswellen in den ersten Nachkriegsjahren wieder. Die Ankömmlinge in den 50-er Jahren hätten vor allem Gebiete des so genannten alten Warschaus besiedelt. Die hauptstädtischen Senioren unterscheiden sich sehr stark voneinander. Im nördlichen Teil von Praga und in verwahrlosten Hinterhäusern der Innenstadt leben arme, schlecht ausgebildete Menschen. Zugleich wird die Gruppe der gut situierten Senioren mit Hochschulabschluss in Warschau immer größer.    

 

kk