Rzeczpospolita: Selbstmordversuch oder Manifestation
Die konservative Rzeczpospolita widmet heute dem vermeintlichen Selbstmordversuch des Militär-Staatsanwalts Mikolaj Przybyl viel Aufmerksamkeit. Przybyl hatte am Montag in der Pause einer Pressekonferenz auf sich geschossen. Die Kugel verletzte die Wange und der Staatsanwalt überlebte. Handelte es sich dabei aber tatsächlich um einen Selbstmordversuch? Nicht unbedingt, erklärt im Gespräch mit der Rzeczpospolita der Kriminologe Brunon Holyst. Die Weise, in der Przybyl auf sich geschossen habe, deute vielmehr auf eine Manifestation hin, die auf Probleme in der Staatsanwaltschaft hinweisen sollte.
Nach Holysts Meinung zielen Selbstmörder, die ihr Vorhaben tatsächlich verwirklichen möchten in den Mund oder auf die Schläfe. Er habe noch nie von jemandem gehört, der sich in die Wange schoss, um sich umzubringen. Daher verstehe er den Vorfall am Montag als einen Protest gegen die Konflikte zwischen Militärstaatsanwaltschaft und Zivilstaatsanwaltschaft, gegen die Pläne, die Militärstaatsanwaltschaft abzuschaffen und gegen die Bewertung der Arbeit der Militärstaatsanwälte durch ihre zivilen Kollegen. Um die Intention von Przybyl allerdings endgültig zu bewerten, müsste man natürlich seinen Lebenslauf durchleuchten und prüfen, ob der Staatsanwalt z.B. an Depression litt. Oberst Przybyl selbst hatte gestern erklärt, er wollte Selbstmord begehen. Aber er habe falsch gezielt, da jemand versuchte, das Zimmer zu betreten.
Dziennik/Gazeta Prawna: Korruption bei Schiefergassuche
Wo viel Geld zu verdienen ist, da ist allzu oft auch Korruption im Spiel. Dziennik/Gazeta Prawna berichtet heute über den ersten großen Korruptionsfall bei der Schiefergassuche in Polen. Geht es nach der Warschauer Staatsanwaltschaft und der Agentur für interne Sicherheit ABW, lesen wir, haben die Manager von drei Energie-Unternehmen Beamte des Umweltministeriums bestochen. Im Gegenzug sollen ihre Firmen Konzessionen für die Schiefergassuche erhalten haben. Sieben Personen wurden gestern verhaftet, darunter die Direktorin der Abteilung für Geologie und Konzessionen des Umweltressorts. Die hohe Beamte soll gemeinsam mit zwei Mitarbeitern und einem Angestellten des Staatlichen Geologie-Instituts die Anträge für Konzessionen für die Unternehmen selbst geschrieben und daraufhin auch selbst bewertet sowie bestätigt haben. Der Preis für diese Dienstleistung: einige zig Tausend Zloty.
Wie Dziennik/Gazeta Prawna zudem herausgefunden hat, ermitteln die polnischen und ausländischen Sicherheitsdienste auch zu einem anderen Thema im Bereich der Schiefergasförderung. Es geht um den Handel mit Konzessionen und um Geldwäsche.
Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski