• Nicht nur die "Empörten" sind zornig
  • 12.01.2012

GAZETA WYBORCZA: Zornig und enttäuscht

Die Eltern der polnischen „Empörten” sind auch voller Zorn, lesen wird heute in einer Reportage der Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Sie habe keinen Hochschulabschluss, sagt dem Blatt Elzbieta, eine 50-jährige Polin aus dem südpolnischen Gliwice. Deshalb habe sie großen Wert darauf gelegt, dass ihre Töchter eine gute Ausbildung bekommen. Sie dachte, mit einem Hochschulabschluss würden sie schneller einen guten Job kriegen. Für Elzbieta und ihren Ehemann war es nicht einfach, den Töchtern das Studium zu finanzieren. Ihr Mann arbeite als technische Hilfskraft in einem Amt, er verdiene umgerechnet 400 Euro. Elzbieta hat nach 17 Jahren ihre Stelle in einer Bank verloren. Um Geld für das Studium aufzubringen, habe sie sich dafür entschieden, einen Job im Ausland zu suchen. Sie habe als Altenpflegerin gearbeitet. Jahrelang pendelte sie zwischen Deutschland und Polen.

Die Ausbildung der Töchter war für Elzbieta eine enorme finanzielle Herausforderung. Seit Jahren kaufe sie sich keine neuen Kleider, sondern trage alte Sachen. Seit Jahren besuche  sie weder einen Frisör noch einen Kosmetiksalon. Sie träume von einem Urlaub, erzählt die 50-jährige Polin dem Blatt. Inzwischen haben beide Töchter den Abschluss gemacht. Den erträumten Job können sie aber nicht finden.

Sie sei zornig und enttäuscht, sagt Elzbieta. Es gehe nicht allein um das Geld. Um ihren Kinder die Hochschulausbildung zu ermöglichen musste sie ihre Familie verlassen, in ein fremdes Land gehen und unter fremden Menschen leben. Und nun sagt eine ihrer Töchter, sie hätte sich lieber zu einer Frisörin ausbilden lassen sollen, statt zu studieren. Wenn sie das höre, treffe sie der Schlag, sagt Elzbieta, aber im Stillen müsse sie ihrer Tochter recht geben.


GAZETA WYBORCZA: Die deutschen protestieren

Die Deutschen protestieren gegen den Bau eines Atomkraftwerks in Polen, schreibt die Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Über 20 Tausend Protestbriefe haben deutsche Bürger an die polnische Regierung geschrieben, lesen wir. Die Position der Regierung in Berlin ist dagegen nicht eindeutig. Einerseits meint Deutschland, Polen habe ein Recht darauf, den Atomkraft-Sektor aufzubauen, andererseits schlägt Berlin einen Austausch der Erfahrungen im Bereich der alternativen Energiequellen vor.

Im Jahre 2020 plant Polen sein erstes AKW in Betrieb zu stellen. Die Atomenergie soll der polnischen Wirtschaft helfen, ihre Abhängigkeit von Kohle zu verringern, die wegen der neuen EU-Regelungen zum Klimaschutz in Zukunft zu einer der teuersten Energiequellen sein wird. Im Moment werden 90% der Energie in Polen aus Kohle gewonnen. Der Bau eines AKWs würde es ermöglichen, den Anteil der Kohlenenergie auf 50% zu reduzieren, so Gazeta Wyborcza.  

Die Vertreter der polnischen Regierung versichern, dass die deutschen Bedenken zu dem polnischen AKW geklärt werden.

Autor: Kuba Kukla
Redaktion: Filip Żuchowski