• 05.02.2009

DZIENNIK: Über Warschau ohne Warschau

Man sollte den Bau des amerikanischen Raketenschildes in Polen und Tschechien stoppen, um die Beziehungen mit Russland zu verbessern. Zu solcher Taktik versuchte gestern der Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier die neue US-Staatssekretärin Hilary Clinton zu überreden. Das polnischen Außenministerium, das von dem Gespräch nicht informiert war, zeigt sich verärgert, schreibt die Tageszeitung Dziennik (Jak Berlin pominął Warszawę). Nach dem Amtseintritt von Barack Obama hofft Berlin auf einen radikalen Wandel in der amerikanischen Außenpolitik. Die polnische Regierung dagegen glaubt, dass sich die Amerikaner an die Festlegungen, was das Raketenschild in Polen anbelangt, halten werden. Die nächsten Termine scheinen die polnischen Hoffnungen zu bestätigen. Im März soll eine weitere Diskussionsrunde in Washington stattfinden. In den USA wird momentan das Funktionieren des Raketenschildes auf polnischem Boden geregelt. Die Verhandlungen würden forsch vorangehen, sagt der Verteidigungs-Vizeminister Stanislaw Komorowski. Es gäbe keine Anzeichen dafür, dass Präsident Obama, das Projekt, das Präsident Bush angefangen hatte, würde nicht fortsetzen wollen. Noch in diesem Jahr sollen in der Nähe von Warschau die ersten Patriot-Raketen stationiert werden. Laut polnischen Kommentatoren sei Steinmeiers Stellungnahme ein Teil der Werbekampagne vor den kommenden Parlamentswahlen. Der Außenminister kämpft um die Gunst der Wähler. Dabei sei doch der Großteil der Deutschen gegen die Stationierung des US-Raketenschildes in Nachbarländern Polen und Tschechien. Andererseits wird darauf hingewiesen, dass Berlin über polnische Politik über den Köpfen der Polen zu entscheiden versucht, so das Blatt Dziennik.

 

GAZETA WYBORCZA: 20 Jahre danach

Im Laufe der letzten 20 Jahren hat sich die Politik, nach Ansicht der Leser der Tageszeitung Gazeta Wyborcza (Dobrodzieje i złoczyńcy III RP) verschlechtert. Diese Meinung vertritt fast die Hälfte der Befragten. Mit der Zeit sind die politischen Konflikte der neunziger Jahre in Vergessenheit geraten. Die Polen ärgern sich vor allem über die jetzigen Streitereien auf der politischen Szene, analysiert die Ergebnisse der Umfrage der Soziologe Wojciech Szacki. Deshalb schneiden die aktiven Politiker in der Zusammenstellung der „Helden und Anti-Helden“ der letzten 20 Jahren so schlecht ab, führt Szacki fort. An der Spitze platzierten sich solche Individualitäten wie der Papst Johannes Paul der II, Jurek Owsiak, Veranstalter der größten Wohltätigkeitsaktion in Mitteleuropa und Jacek Kuroń - einer der führenden Köpfe der demokratischen Opposition in der Volksrepublik Polen. An der vierten Stelle zu finden ist Lech Walesa, der ehemalige polnische Präsident. Der oft kontroverse Politiker schlüpfte mit der Zeit in die Rolle eines angesehenen Staatsmanns. Sogar die Vorwürfe einer angeblichen Zusammenarbeit mit dem kommunistischen Geheimdienst schaden dem Ansehen Walesas nicht. Auch den ersten nicht-kommunistischen Premierminister Tadeusz Mazowiecki und den Erneuerer der polnischen Wirtschaft, der für seinen harten Reformkurs einst kritisiert wurde, Leszek Balcerowicz, betrachten die Polen als Helden der letzten zwei Dekaden. Der Postkommunist Aleksander Kwasniewski erlangte einen hohen, 6. Platz, vor dem jetzigen Premierminister Donald Tusk. Die Zwillingsbrüder Kaczynski fallen in der Zusammenstellung schlechter aus als General Wojciech Jaruzelski, der das Kriegsrecht in Polen eingeführt hatte.

 

POLITYKA: Effektivität zählt

Auch die Wochenzeitschrift Polityka (Polityka i obyczaje) bringt diese Woche Ergebnisse einer Studie, die das Prestige der jeweiligen Berufe messen soll. Auf der ersten Stelle ex aequo: Universitätsprofessor und Bergarbeiter. Journalisten landeten auf Platz 18, gleich vor Polizisten. Auf Platz 21 sind Putzfrauen, auf Platz 25 Priester und auf Platz 27 nichtqualifizierte Arbeiter zu finden. Minister schafften es auf Rang 30, Abgeordnete auf Rang 32. Für die Befragten sei wohl das Kriterium der Effektivität wichtig, erklärt die Ergebnisse der Studie der Soziologe, Jaroslaw Guc. Ein Maurer mauert, eine Putzfrau räumt auf.  Politiker sagen nur, dass es besser sein wird, doch immer wieder läuft etwas schief.

 

kk