RZECZPOSPOLITA: Meinungsverschiedenheiten gehören dazu
In einem Gespräch mit der Tageszeitung Rzeczpospolita (Niemcy pamiętają o Solidarności) nimmt der deutsche Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Stellung zu den wichtigsten Fragen der deutsch-polnischen Beziehungen. Der deutsche Politiker meint, dass die „Solidarność”-Bewegung entscheidend zum Fall des Kommunismus in Osteuropa beigetragen hatte. Laut Steinmeier werde dieser Beitrag in Deutschland immer noch sehr hoch geschätzt. Den Namen „Solidarność” würden die Deutschen sehr eindeutig mit der antikommunistischen Opposition in Polen assoziieren. Die Tageszeitung fragt, ob die Ziele der polnischen und deutschen Außenpolitik oft nicht im Widerspruch stehen würden. Keineswegs, antwortet Steinmeier. Deutschland und Polen seien enge Partner sowohl in der Europäischen Union als auch in der NATO. Deutschland habe doch sehr stark dafür geworben, Polen in beide Strukturen integrieren zu lassen. Dies schließe jedoch die Möglichkeit nicht aus, dass beide Regierungen manchmal anderer Meinung seien. Das gleiche komme doch auch in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich vor. Wichtig sei, wie man mit solchen Meinungsverschiedenheiten zu Recht kommt. Mit der jetzigen Regierung in Warschau gelinge es, die Streitfragen zielorientiert zu bewältigen. Wohl mit keinem anderem Außenminister in Europa treffe er sich so oft wie mit seinem polnischem Amtskollegen Radoslaw Sikorski, meint Frank-Walter Steinmeier. Gemeinsam gestalten sie die künftigen Beziehungen beider Länder ohne dabei die Reizpunkte umzugehen.
POLSKA: High-Tech in Schlesien
In den nächsten Wochen sollen Schüler in der südlichen Region Polens neue Unterrichtsmethoden testen, berichtet die Tageszeitung Polska (Śląskie szkoły testują lekcje z notebookiem). Die Schulbücher bleiben nun zu Hause. Im Unterricht werden die jungen Schlesier nur Minilaptops benutzen. In jeder der sechs ausgewählten Schulen wird eine ganze Klasse, ca. 30 Kinder, nach dieser Methode arbeiten. Die Laptops sind wasserfest und sehr haltbar. In jedem Computer soll es neben digitalen Versionen von Lehrbüchern auch Hilfsprogramme wie mathematische Tafeln, Landkarten oder Wörterbücher geben. Auf die Testphase warten nicht nur die Schüler und deren Eltern sondern auch die Lehrer mit Ungeduld. Mit Sicherheit sei es etwas Neues und Interessantes für sie, sagt die Vizedirektorin eines Kattowitzer Lyzeums. Sie wisse jedoch selber nicht, ob die neue Methode in Wirklichkeit die Arbeit der Lehrer erleichtern oder doch komplizieren werde. In manchen EU-Ländern werden ähnliche Lösungen seit Jahren praktiziert, schreibt das Blatt. In Finnland haben Schüler in den Klassen 4-6 während des Unterrichts Zugang zu Rechnern. Für den gleichen Schritt haben sich bereits Großbritannien, Spanien und Portugal entschieden.
POLSKA: Atheisten im Visier
Laut Soziologen sind 3-4 % der Polen Atheisten. Bislang wurde diese Gruppe jedoch nie gründlich untersucht. Ein Krakauer Soziologe wollte diese Tatsache ändern. Die ersten Ergebnisse seiner Studien druckt die Tageszeitung Polska (Niewierzący chrzczą dzieci). Polnische Atheisten sind meistens männlich – Frauen bilden nur 30% dieser Gruppe. Ein Atheist ist meistens zwischen 15 und 35, gut ausgebildet. Er lebt in einer Stadt. Auf dem Lande sind Freigeiste nicht anzutreffen. Interessant ist die Tatsache, dass Krakau, die Hauptstadt des polnischen Konservatismus, in der durchgeführten Studie sehr unreligiös ausgefallen ist. In Polen fühlen sich die Gottesleugner unwohl. Deshalb kritisiert jeder zweite Atheist die katholische Kirche. Laut ihnen zwinge die Kirche die gleichen Lösungen allen Bürgern, auch denjenigen die dieser Glaubensgemeinschaft nicht gehören, auf. Doch das größte Problem sei für die meisten nicht die Diskriminierung seitens des Staates. Der Großteil der Freigeiste leidet vor allem unter dem gesellschaftlichen Druck. Als sie ihren Eltern sagte, dass sie keine kirchliche Trauung wolle, waren sie geschockt, sagt eine 26-jährige Frau. Ihren Nachnamen wolle sie nicht veröffentlichen. Sie arbeite als Beamte in einer kleinen Stadt. Diese Frau hat ihren Willen durchgesetzt. Doch zwei Drittel der Atheisten in Polen nehmen an katholischen Ritualen teil. Sie besuchen den Gottesdienst und lassen ihre Kinder taufen. Nur wenige der Gottesleugner sind aus der Kirche offiziell ausgetreten. Für sie ist die individuelle Entscheidung wichtig.
kk