DZIENNIK: Andrzej Wajda geehrt
Andrzej Wajda, der polnische Starregisseur wurde am Wochenende in Berlin mit dem Alfred Bauer-Preis ausgezeichnet, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Berlińska nagroda dla Andrzeja Wajdy). Die Verfilmung einer Erzählung von Jaroslaw Iwaszkiewicz wurde von einer sehr intimen Privatgeschichte der Hauptdarstellerin Krystyna Janda ergänzt. In einem bewegenden Monolog schildert die Schauspielerin die letzten Lebensjahre ihres am Krebs verstorbenen Ehemannes. Sie konnten diesen Film vor zwei Jahren nicht zu Ende drehen, sagt dem Blatt der Regisseur Andrzej Wajda. Da lag Krystynas Ehemann im Sterbebett. Der bewegendste Moment, der auch Eingang in den Film fand, waren die Worte des Sterbenden gewesen: Andrzej werde auf dich warten. Als ihm Krystyna Janda sagte, sie müsse mit ihrem Mann bleiben, habe er verstanden, dass es sich um etwas wichtigeres als der Film handelt, sagt Wajda. Er habe verstanden, dass sie die Arbeit erst dann werden aufnehmen können, wenn Krystyna fertig sein werde. Dies geschah erst nach dem Tod ihres Ehemannes. Die Arbeit wurde nach einem Jahr wieder aufgenommen. Die Schauspielerin Janda schrieb einen Monolog und hat es dem Regisseur gezeigt. Sei hatte das Bedürfnis danach, jemandem von seinem leid zu erzählen, so Wajda.
In einem Kommentar schreibt die Filmkritikerin Magdalena Michalska, Europa erlag erneut dem Fleur einer exotischen Kinematographie. Davon zeuge der Berlinale-Hauptpreis für eine Peruvianische Produktion. Dabei falle es einem sehr schwierig, sich nicht zu ärgern, dass Andrzej Wajda nur mit dem Alfred Bauer-Preis ausgezeichnet wurde. Es sei zwar faszinierend, dass, laut der Jury, ein 82-jähriger Regisseur mit seiner Innovationskraft ein Beispiel für junge Filmemacher sein soll. Wajdas Film habe aber mehr verdient. Mindestens einen Preis für das Drehbuch und für die ausgezeichnete Rolle von Krystyna Janda.
RZECZPOSPOLITA: Erika Steinbach scheidet die Geister
Es schien, als ob dieses Thema erstmals vom Tisch wäre. Nun taucht es wieder auf. Erika Steinbach teilt die Nationen. Wahrscheinlich wird heute der Bund der Vertriebenen seine Kandidaturen für die Posten im Kuratorium der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung” der Bundesregierung übergeben. Unter den Bewerbern befindet sich auch Erika Steinbach. Die Regierung in Berlin hat noch nicht entschieden, ob sie die Kandidaturen akzeptieren wird. Doch in Warschau werden schon Stimmen laut, die von einer Krise in den Beziehungen zwischen Warschau und Berlin warnen, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Es wäre eine grobe Gemeinheit. Kein Verstoß gegen das Recht, sondern eine politische Gemeinheit. Wenn man, wie es die Bundesregierung ankündigt, gute Nachbarschaftsbeziehungen pflegen wolle, müssen man alles, was diese guten Beziehungen gefährdet, meiden, sagt Professor Wladyslaw Bartoszewski, Beauftragter der polnischen Regierung für deutsch-polnische Beziehungen. Heute trifft sich Wladyslaw Bartoszewski in Berlin mit Bundeskanzlerin Merkel und dem Bundesaußenminister Steinmeier. Die Stellung der Regierung in Warschau sei unveränderbar, unterstreicht Bartoszewski. Wäre es möglich, dass Vatikan zu Gesprächen nach Jerusalem Bischof Williamson, der den Holocaust in Frage stellt, schicken würde?
ŻYCIE WARSZAWY: Kazimierz Kutz wird 80.
Kazimierz Kutz, ein hervorragender Regisseur und kontroverser Politiker wird 80. Aus diesem Anlass wird auf dem polnischen Buchmarkt bald eine Biographie des bunten Künstlers erscheinen. In einem Gespräch mit der Tageszeitung Życie Warszawy (Wymyślę jakieś szaleństwo) sagt Kutz, er beginne eine neue Etappe. Bislang fühle er sich mit 80. etwas desorientiert. Solange er fit bleibt, störe ihn dieser Zustand nicht. Neben Gesundheit und Talent brauche man im Leben auch etwas Glück, sagt der Filmemacher. Dieses Glück hatte er gehabt. Als der Krieg zu Ende ging war er zu jung, um in die Wehrmacht eingezogen zu werden. Nach dem Krieg konnte er kostenlos studieren. Da habe er sich entschieden, Künstler zu werden. Er arbeitete hart und schaffte es schließlich, bei Andrzej Wajda als Assistent mitmachen zu dürfen. Mit Entschlossenheit kletterte er den Berg hinauf. Vom Proleten zum Prominenten. Frauen hätten ihn immer fasziniert, und als Regisseur hatte er die Möglichkeit Hunderte Frauen kennen zu lernen, erinnert sich Kazimierz Kutz. Seine eigentliche Faszination sei aber Schlesien. Er schreibe jetzt an einem Buch. Über Schlesien selbstverständlich. Diese Buch solle zeigen, dass man Polen, Deutschland oder gar ganz Europa mit Hilfe Schlesiens verstehen könne. Und umgekehrt.
kk