• 18.02.2009

Dziennik: "Ich weiss was die Kanzlerin meint"

In der Tageszeitung Dziennik erscheint heute ein interessantes Interview mit dem Regierungsberater Professor Wladyslaw Bartoszewski. Der angesehene polnische Politiker spricht über die Hintergründe seines Gesprächs mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Wie habe er es geschafft, die deutsche Regierungschefin innerhalb von knapp 40 Minuten dazu zu überzeugen, die Kandidatur Erika Steinbachs für den Stiftungsrat des Museums „Sichtbares Zeichen“ abzulehnen, lautete die Frage des Journalisten. Genaue Einzelheiten werden nur dem polnischen Premierminister Tusk verraten, antwortete Professor Bartoszewski. Der Öffentlichkeit würde er aber gerne mitteilen, dass der deutschen Kanzlerin die Verbesserung des deutsch – polnischen Verhältnisses seit vielen Jahren sehr am Herzen liege. Bartoszewski kenne Angela Merkel lange genug, er wisse genau, wann ihre Worte ernst  zu nehmen seien. Nach den letzten Gesprächen in Berlin über das Museum „Sichtbares Zeichen“ sei Bartoszewski vor allem davon überzeugt, dass die deutsche Regierungschefin alles tun würde, damit das Verhältnis Polens zu Deutschland in dem bedeutenden Jahr 2009, in dem der 70 – ste Jahrestag des Überfalls auf Polen begangen werde, keinesfalls gestört werde. Sicher sei auch, dass bei den Gedenkfeierlichkeiten die Vertreter der wichtigsten Regierungen verschiedener Staaten nicht fehlen dürfen. Wer aus Deutschland eingeladen werde, hänge davon ab, wer offiziell Polen repräsentieren werde. Bisher sei noch nicht endgültig entschieden, ob bei den Feierlichkeit zum Gedenken des deutschen Überfalls auf Polen in Danzig der Präsident, der Premier oder auch beide auftreten würden, so Bartoszewski.

 

Polityka: Der Drang nach Westen


„Drang nach Westen“ - so betitelt ihren umfangreichen Bericht über die neue Tendenz auf dem internationalen Immobilienmarkt die Wochenzeitschrift „Polityka“. „Der befürchtete Einkauf von riesigen Grundstücken durch die Fremden findet schon statt“, ironisiert das Magazin und zitiert an dieser Stelle Texte aus Flugblättern der deutschen radikalen Rechtspartei NPD. Tatsache bleibt: seit einigen Jahren steigt das Interesse der Polen, westlich der Oder Grundstücke zu erwerben, kontinuierlich. Was der NPD Sorgen bereitet, erfreut den deutschen Bürgermeister der Stadt Rosow Karl Lau. „Die Polen erwerben unsere oft heruntergekommenen und verlassenen Häuser ganz legal. Gleich renovieren sie auch, was das Auge wirklich erfreut. Ohne die Einkäufer aus Polen würden die Immobilien zugrunde gehen und so würde auch ein Stück unsrer regionalen Geschichte verloren gehen “, sagt dem Magazin der deutsche Bürgermeister. In der Kleinstadt Rosow leben derzeit 115 Personen, jede zehnte ist Pole. „Wir hoffen, dass die Polen auch Geschäftsideen mit zu uns bringen, dass sie helfen, die lokale Wirtschaft ein bisschen zu beleben“, meint Karl Lau.

Vorurteile verschwinden

Auch in dem nahe gelegenen Dorf Linken gibt es mehrere polnische Familien, die durch ihr Dasein die geltenden Stereotypen aufheben. „Wir sehen, dass sie ganz normal und ruhig leben. Sie klauen und trinken auch nicht. Oft sind sie ziemlich energisch und unternehmungslustig“, sagt Markus Wolf, Nachbar einer polnischen Familie aus Linken. In dem ostdeutschen Loeknitz gibt es immer mehr polnische Geschäfte: Blumenverkauf, Friseur und Becker – die üblichen Dienstleistungen bieten oft zu attraktiven Preisen die Polen an, die ihre Kundschaft auch noch auf Deutsch bedienen können. Eine Tatsache, die die um ihre Arbeitsplätze besorgten Deutschen nicht immer erfreut. Doch die Mehrheit der Polen bleibt trotz ihres neuen Wohnsitzes weiterhin in Polen beschäftigt, die meisten verdienen ihr Geld in Stettin und geben es in Deutschland aus, lesen wir. Und was freut die polnischen Ansiedler? Die relativ niedrigen Preise der deutschen Immobilien, die Ruhe und Ordnung und das deutlich einfachere Leben mit den Beamten. „Ob ein Kindergartenplatz, Baugenehmigung oder was auch immer, alles kann man hier in Deutschland einfacher und schneller erledigen. Auch der staatliche finanzielle Zuschuss für Selbstständige oder der gute Krankenschutz ermutigen uns zum Leben hier.“, erzählt Gerard Krol, der in Löknitz sesshaft geworden ist.

 

md